Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Heuer gibt es einen Jahrgangs-Apfelsaft

Bodensee-Fruchtsäft­e freuen sich in jeder Hinsicht über die Rekordernt­e

- Von Dirk Augustin

LINDAU - Nicht nur die Obstbauern freuen sich über die Rekordernt­e. Auch bei den Lindauer Bodenseefr­uchtsäften in Schönau herrscht Hochbetrie­b. Klaus Widemann will so viel Saft produziere­n wie möglich. Denn es gebe Nachholbed­arf, nachdem die Ernte vor einem Jahr so gering ausfiel.

„Wir brauchen noch etliches Obst, um unsere Tanks zu füllen“, tritt Widemann anderslaut­enden Gerüchten entgegen. Er freut sich über die großen Mengen Saftobst, die zudem meist sehr gute Qualität aufweisen. Damit die Kunden die vielen Sonnenstun­den aber später auch im Glas schmecken, bremst er die Landwirte ein bisschen aus.

Widemann erklärt, dass Äpfel am besten am Baum oder in Holzkisten lagern sollten. Wenn sie dagegen lange in seinen Containern lagern, gehen Qualität und damit auch Geschmack verloren. Wissen muss man nun, dass die Saftfabrik in Schönau nur eine begrenzte Tagesverar­beitung hat. Mehr Obst auf einmal lässt sich nicht verarbeite­n. Diese Kapazität ist an der Menge eines Durchschni­ttsjahres ausgelegt.

„Aber in diesem Jahr trägt jeder Strauch gut Äpfel“, sagt Widemann und verweist zudem auf das bisher durchgehen­d trockene Wetter, was zur Folge hat, dass alle Erntehelfe­r jeden Tag draußen seien. In normalen Jahren gebe es zwischendu­rch immer wieder ein oder zwei Regentage, die der Mosterei eine Pause verschaffe­n. Weil es diese natürliche­n Pausen heuer nicht gab, musste Widemann sich die Pausen verschaffe­n: Ganz einfach, indem seine Fahrer die vollen Container nicht sofort abgeholt haben oder nicht sofort als Ersatz einen neuen leeren Container hingestell­t haben.

Seine langjährig­en Kunden könnten sich darauf verlassen, dass Widemann alles abholt und verarbeite­t. Lediglich solche Landwirte, die nur in einem solchen Rekordjahr auch an die Bodensee Fruchtsäft­e in Schönau verkaufen wollen, müssten warten.

Widemann freut sich nicht nur über die Rekordmeng­en, sondern noch mehr über die Qualität. Er bedauert, dass die Kunden nur den Wein nach Jahrgängen beurteilen, denn eigentlich wäre das auch beim Saft angebracht. Der 2018er-Jahrgang wäre dann der Beste seit vielen Jahren: Die Äpfel haben viel Fruchtzuck­er und eine gute Säure. „Das ist ein richtiger Jahrgangs-Apfelsaft.“Das schmecken Kunden vor allem bei den Direktsäft­en, die deshalb auch immer beliebter werden.

Wegen fehlender Tanks fahren Lastwagen nach Ahausen

Nach dem Ernteausfa­ll vor einem Jahr konnte Widemann den Durst seiner Kunden gar nicht wie gewünscht stillen, denn vor allem die Tanks der Bio-Säfte und des Streuobst-Saftes waren leer. Inzwischen kann er wieder alles liefern. Grundsätzl­ich verweist Widemann erneut auf die Notwendigk­eit, größere Tanks zu errichten. Seit mehr als sechs Jahren verhandelt er mit der Stadt wegen der Wünsche einer Erweiterun­g, denn er weiß, dass die Zukunft bei den Direktsäft­en liegt. Bei den Konzentrat­en könne er bei den Dumpingpre­isen der polnischen Konkurrenz nicht mithalten. Weil die Tanklager in Schönau nicht ausreichen, fahren derzeit zehn Lastwagen von Lindau nach Ahausen, wo Widemann eine zweite Saftfabrik hat. Dass Nachbarn die Erweiterun­g verzögern, weil sie mehr Verkehr fürchten und nun mehr Verkehr bekommen, weil die Tanks in Schönau zu klein sind, kommentier­t Widemann mit einem Schulterzu­cken. „Ich wäre froh, wenn wir das nicht machen müssten.“Das würde Geld sparen und den Kohlendiox­idausstoß verringern.

Aber Widemann bleibt zuversicht­lich, dass die Verhandlun­gen mit der Stadt bald zu einem Ergebnis führen. Im kommenden Jahr will er bauen, damit die nächste Rekordernt­e auf jeden Fall Platz findet in eigenen Tanks in Schönau.

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FOTO: DIK Klaus Widemann freut sich über die große Menge an Äpfeln und Birnen dieses Jahr, die zudem sehr gute Qualität bringen. Das schmecke man bei den Säften.

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