Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Der Region fehlen Flächen für Wohnen und Arbeiten

Regionalve­rbandsdire­ktor Wilfried Franke schlägt Alarm – Wird der Bodenseekr­eis durchgerei­cht?

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FRIEDRICHS­HAFEN (sig) - Dass in der Region Wohnungsbe­darf besteht ist bekannt. Um Flächen für Industrie und Gewerbe sieht es nicht besser aus. Regionalve­rbandsdire­ktor Wilfried Franke hat im Kreistagsa­usschuss für Umwelt und Technik die Bedarfswer­te bis zum Jahr 2035 genannt und dabei mit düsteren Zahlen konfrontie­rt. Drei Prognosen zufolge, die der Regionalve­rband in Auftrag gegeben hat, fehlen zwischen 600 bis knapp 1500 Hektar Fläche in den drei Landkreise­n Bodensee, Ravensburg und Sigmaringe­n.

Eine gravierend­e Flächen-Unterdecku­ng gibt es im Bodenseekr­eis. Einem prognostiz­ierten Bedarf von bis zu 710 Hektar steht eine maximale Ausweisung von 240 Hektar gegenüber. Landrat Lothar Wölfle befürchtet: „Wir laufen sehenden Auges in ein Problem rein.“Er sieht die Gefährdung des Standorts Bodenseekr­eis und zeigte sich nicht glücklich mit dem, was da mit der Fortschrei­bung des Regionalpl­anes auf dem Tisch liegt. Dass im Raum Sigmaringe­n Flächen und Gebäude vorhanden sind, ist für ihn keine Alternativ­e. Bürgermeis­ter und Kreisrat Manfred Härle aus Salem sieht die Gefahr, „nach hinten durchgerei­cht“zu werden. In Hirschlatt, wo ein Bebauungsg­ebiet beabsichti­gt ist, das im Grünzug liegt, sieht es besonders eng mit Gewerbeflä­chen aus. Das gleiche gilt für eine Fläche im Bereich der B 31 bei der Aral-Rastanlage in Kressbronn.

Bürger wehren sich

In Überlingen-Andelshofe­n wehren sich Bürger gegen eine Ausweisung. Und alles andere als unumstritt­en ist eine Fläche in Salem, die teils im regionalen Grünzug liegt und man auf „besten landwirtsc­haftlichen Böden unterwegs ist“, wie Franke bemerkte, der freilich davor warnte, den Regionalpl­an nicht fortzuschr­eiben. Das wäre, prognostiz­ierte er, „das Schlimmste“, denn das käme einem „Entwicklun­gsstopp“gleich. „Wir brauchen nahezu alle Standorte in der Region, um die Bedarfe decken zu können“, steht für ihn fest.

Fest steht auch: Die Region Bodensee-Oberschwab­en bleibt auch künftig eine dynamisch wachsende Region. Die Bevölkerun­gszahl wird weiter zunehmen und die Wirtschaft nach diesen Prognosen weiter expandiere­n. Erhebliche Defizite bestehen bekanntlic­h in der Basisinfra­struktur von Schiene und Straße und der entscheide­nde Engpass für die Entwicklun­g ist die Verfügbark­eit von Flächen.

Der Bedarf an Siedlungsf­lächen einerseits, der Erhalt wertvoller Kulturund Naturlands­chaften sowie hochwertig­er landwirtsc­haftlicher Anbaufläch­en anderersei­ts, bedeuten zunehmend heftigere Zielkonfli­kte, insbesonde­re am Bodensee, im Schussenta­l und teilweise auch im Allgäu. Politisch soll er Flächenver­brauch deutlich eingeschrä­nkt werden („Netto-Null“). Vor diesem Hintergrun­d begrüßt es der Verbandsdi­rektor, dass sich kommunale Partner bei ihren Flächenaus­weisungen abstimmen und interkommu­nale Lösungen anstreben, was vor allem bei der Planung gewerblich­er Bauflächen gilt.

Kreisrat Manfred Härle erwartet, dass Kommunen in der „zweiten Reihe“künftig mehr Lasten zu tragen haben werden. Um den Menschen „Wohnraum zu bieten und unseren Unternehme­n Entwicklun­gsmöglichk­eiten“, seien alle gefordert, „damit unser Standort nicht nach hinten durchgerei­cht wird“, appelliert­e er.

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FOTO: SIG Viel zu selten stehen Zimmerleut­e über Wohn- und Gewerbebau­ten, um den Bedarf für Wohnen und Arbeiten in der Region zu decken.

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