Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Vom Container in die Welt
Mitarbeiter der Firma Striebel aus Langenenslingen bei Riedlingen sortieren rund 50 Tonnen Altkleider pro Tag
FRIEDRICHSHAFEN - Die Modeindustrie wird immer schneller. Die Menge an Gebrauchtkleidung ist in den vergangenen 15 Jahren enorm gestiegen und wird inzwischen auf über eine MillionTonnen pro Jahr geschätzt, teilt der Dachverband FairWertung mit, der sich für das gemeinnützige Sammeln von Altkleidern einsetzt. Wer modisch mithalten möchte, kauft ein und füllt seinen Kleiderschrank regelmäßig auf. Wenn der zu voll wird, misten viele aus und werfen ihre aussortierte Kleidung in den Altkleidercontainer, um noch etwas Gutes zu tun. Doch was passiert dann mit der Kleidung?
Ein großer Teil der Kleidung, die im Bodenseekreis in den Altkleidercontainer geworfen wird, landet bei der Firma Striebel in Langenenslingen bei Riedlingen. Die Firma kauft Altkleidersäcke aus ganz Deutschland von karitativen Einrichtungen auf wie den Maltesern, Bethel oder Kolping oder auch von Schulklassen, die für den guten Zweck Kleidung gesammelt haben. Der Bedarf der gespendeten Textilien überschreitet den Bedarf der Organisationen, deshalb verkaufen sie die überschüssige Kleidung an Textilbetriebe. Für einen Sack bezahlt die Firma rund 25 bis 35 Cent.
Was in den Säcken drin ist, erfahren die Mitarbeiter erst, wenn sie die Säcke öffnen und mit dem Sortieren beginnen. 50 Tonnen Kleidung sortieren sie jeden Tag. Zuerst nach Kleidungsstücken und dann ordnen sie die Klamotten in Kategorien nach Qualität und Zustand ein. „Und dann geht es noch um die Frage ,Ist das modisch?’“, sagt Bischof.
Kleidung, die in einem guten Zustand ist und modisch ist, verkauft die Firma in ihrem eigenen SecondHand-Laden. Der Rest wird an Firmen in der ganzen Welt verkauft und geht dann Süd- und Osteuropa und nach Afrika. „Einige wollen nur die erste Kategorie, andere nehmen auch die Kleidung, im schlechteren Zustand. Das Ironische ist, dass die schlechteste Kleidung nach Fernost geht, dort hin wo viele unserer Kleidungsstücke produziert werden“, sagt er. Aus der schlechtesten Kategorie werden Putzlappen geschnitten.
Ein mühsames Geschäft
Doch nicht nur Hosen, Mäntel, Hemden und T-Shirts finden sie drin, aber auch Bücher, Küchenutensilien und Spielzeug. „Wir versuchen, diese Sachen möglichst wieder unterzubringen, zum Beispiel auf Bücherbasaren“, sagt Bischof. Aber auch immer mehr Müll finden die insgesamt 120 Mitarbeiter vermehrt in den Säcken. Mittlerweile fischen die Mitarbeiter pro Tag rund 15 Prozent Müll aus den Säcken. „Die Leute scheinen es einfach bequem zu mögen. Das Wegwerfen im Altkleidercontainer ist anonym. Wir finden alte Flaschen, Windeln oder auch Essensreste in den Containern. Deshalb hat die Firma einen eigenen kleinen Verwertungshof auf ihrem Gelände. Doch der kostet die Firma zusätzliches Geld. „Ein Geschäft, mit dem man Geld verdient, ist das nicht“, sagt er. Das Personal müsse bezahlt werden, die Kleiderpressen und Maschinen und eben auch der Müll.