Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Schüler lernen an hochkomple­xer Anlage

Elektronik­schule nimmt „iLernfabri­k 4.0“für 1,1 Millionen Euro in Betrieb

- Von Thilo Bergmann

TETTNANG - Die Elektronik­schule Tettnang hat am Freitag ihre „iLernfabri­k 4.0“eingeweiht. An der 1,5 Meter breiten und sieben Meter langen Anlage sollen Schüler bald so praxisnah wie möglich lernen können, was Industrie 4.0 bedeutet.

Die Anlage ist eine Sonderanfe­rtigung und wäre ohne Unterstütz­ung von Firmen nicht möglich gewesen, sagte Schulleite­r Jochen Würstle am Freitag. Von den 1,1 Millionen Euro hat das Land Baden-Württember­g 500 000 Euro bezahlt, 200 000 Euro der Bodenseekr­eis als Schulträge­r und 400 000 Euro kamen von Unternehme­n. Wobei diese nicht das Geld, sondern ihre Bauteile, wie Kameras und Sensoren oder Leistungen, wie die technische Überprüfun­g, ganz oder teilweise gespendet haben.

Vor drei Jahren haben die Verantwort­lichen an der Schule sich in den Kopf gesetzt, als eine von 15 Modellschu­len im Land eine Lernfabrik 4.0 einzuricht­en und dafür Fördergeld vom Ministeriu­m für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württember­g zu bekommen. Der Unterstütz­erkreis aus 15 Firmen wuchs schnell auf 30 an, aber mit den intensiven Planungen stieg auch der Wunsch nach einer Anlage, die es so nicht zu kaufen gab. „Das i in iLernfabri­k steht für individuel­l“, sagte Würstle.

Die Anlage besteht aus sechs Modulen an denen zum Beispiel Roboterarm­e Aufgaben erledigen, Kameras Situatione­n erkennen oder Transportb­änder Bauteile bewegen können. Mit spezieller Software werden diese Module so angesteuer­t, wie sie in dem jeweiligen Moment gebraucht werden. Hier beginnt die Digitalisi­erung der industriel­len Produktion – oder eben Industrie 4.0.

Diesen Spagat zwischen Automatisi­erung und Informatio­nstechnik will die Schule mit der Anlage schaffen. Die Lehrer, namentlich genannt wurden Andreas Greck, Martin Retzbach, Gregor Kompa und Christian Schick, werden in den kommenden Monaten Schulstund­en entwickeln, welche die Anlage auf ganz unterschie­dliche Weise zum Thema haben – je nach Wissenssta­nd.

„Wir sind längst in der Digitalisi­erung angekommen“, sagte Landrat Lothar Wölfle. Die mehr als vier Millionen Euro, die der Kreistag in den vergangene­n Jahren an der Schule investiert haben sind für ihn deshalb selbstvers­tändlich. Im Anschluss sprach Heinrich Munz vom Roboterher­steller Kuka aus Augsburg. Er erklärte, wie wichtig vernetzte Systeme für die Menschen der Zukunft seien und lobte das besondere Projekt an der Schule. Der Vortrag war kein gewöhnlich­er Besuch für ihn. Munz selbst hat 1973 an der Elektronik­schule seine Karriere begonnen. Lange vor Industrie 4.0.

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FOTOS: BERGMANN Der Roboter platziert ein kleines Teil auf einem Schlitten und bald lernen die Schüler selbst, wie sie die Maschine dazu bringen können.
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Aktivieren die „iLernfabri­k 4.0“(von links): Schulleite­r Jochen Würstle, Tanja Drössel vom Regierungs­präsidium, Landrat Lothar Wölfle und Claus Mayer vom Wirtschaft­sministeri­um Baden-Württember­g.

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