Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Kein einziges Elektroauto im Fuhrpark des Landkreises
Elektrofahrzeuge sind in den hiesigen Amtsstuben nicht der Renner
FRIEDRICHSHAFEN (sig) – Der Bericht des Amts für Kreisentwicklung und Baurecht des Landratsamts an den Ausschuss für Umwelt und Technik hat dort für Stirnrunzeln gesorgt. Grund: Bei der Vorstellung der einzelnen 47 Dienstfahrzeuge durch Dezernentin Schuster findet sich ein einziges Elektroauto. Kreisrat Dieter Hornung kritisierte, dass sich im Fuhrpark des Landkreises dessen Energiebemühungen nicht abbilden.
Aus Sicht des Veterinäramtes sind derzeit Elektrofahrzeuge für Dienstfahrten aus mehreren Gründen nicht geeignet: Die Fahrzeuge werden im Amt überwiegend in der Lebensmittelkontrolle eingesetzt. Hierfür sind sie mit einer aktiven Kühltruhe beziehungsweise Tiefkühltruhe, die entsprechend Strom nach sich ziehen, ausgestattet, um Lebensmittelproben (Wurst, Fleisch, Milchprodukte, Tiefkühlwaren) gekühlt zu den Untersuchungsämtern zu transportieren. Die Proben werden nach Sigmaringen und teilweise auch nach Stuttgart gefahren. Die Fahrten, insbesondere bei nicht planbaren Verdachtsproben, erfolgen teilweise außerhalb der üblichen Bürozeiten.
Auch das Gesundheitsamt hält den Einsatz von E-Fahrzeugen für ungeeignet, da die Hygienekontrolleurinnen für die Entnahme von Wasserproben oft den ganzen Tag unterwegs sind. Im Rahmen der Trinkwasserkontrolle werden auch die Eigenwasserversorgung beprobt, die sich oft auf abgelegenen Höfen und Weiler befinden, die nicht an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen sind. Für die Kühlung dieser Proben wird ein Kühlgerät eingesetzt, das den Akku zusätzlich beansprucht. Ob eine Akkulösung für einen ganztägigen Außendienst ausreicht ist nicht einschätzbar und deshalb auch nicht, ob unterwegs der Akku aufgeladen werden muss.
„Will man Elektroautos oder will man keines“? Kreisrat Hornung appellierte daran, den Blick nach vorne zu richten, das Potenzial für diese Fahrzeuge sei da. Landrat Lothar Wölfle stimmte dem zu. Man solle keine Entschuldigungen dafür suchen, warum etwas nicht gehe sondern Möglichkeiten suchen, was gehe. Im Landratsamt sei diesbezüglich sicher noch etwas möglich, erinnerte er an das dichte Ladestationen-Netz des Bodenseekreises, mit dem nicht einmal Friedrichshafen mithalten könne. Die Aufforderung mehr in Sachen E-Autos zu tun nehme man gerne an.
Wie Dezernentin Schuster anmerkte, werden aufgrund eines Kreistagsbeschlusses turnusmäßig alle zwei Jahre Dienstfahrzeuge mit Kommunalleasing ausgeschrieben, womit Fahrzeuge immer nach dem neuesten technischen Stand angeschafft werden. In jeder Ausschreibung kann optional ein Pkw mit Elektroantrieb von den Autoherstellern angeboten werden. In der Ausschreibung 2015, so Schuster, wurden E-Autos angeboten, jedoch sei das Angebot zu teuer und deren Reichweite (noch) zu gering gewesen. Bei der Ausschreibung 2017 wurde kein einziges Elektroauto offeriert.