Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Erste Schwerpunkte sind Personal und Sicherheit
Auch der Ausbau des Bürgerservices ist eine Herausforderung, die Dieter Stauber als Bürgermeister angehen will
FRIEDRICHSHAFEN - Mit 25 zu 14 Stimmen hat Dieter Stauber die Wahl zum neuen Bürgermeister für das Dezernat II der Häfler Stadtverwaltung für sich entschieden. Im Redaktionsgespräch mit Nadine Sapotnik, Ralf Schäfer und Jens Lindenmüller betont der Vorsitzende der SPD-Gemeinderatsfraktion, dass es keine Absprachen mit den anderen Fraktionen gegeben habe. Außerdem gibt er einen Überblick über verschiedene Schwerpunktthemen.
Wie sicher waren Sie sich, dass Sie gewählt werden? Immerhin kennen Sie jedes Mitglied des Gemeinderats, haben Ihre Chancen sicher frühzeitig ausgelotet.
Es war ja ein mehrstufiges Verfahren, ausgehend von elf Bewerbern. Und mit jeder Stufe, die Sie weiterkommen, fühlen Sie sich sicherer. Aber es war bis zuletzt ein offenes Verfahren mit mehreren Kandidaten.
Sind Sie gewählt worden, weil Sie der beste Bewerber oder weil Sie der Kandidat der SPD waren? Ihre Fraktion hatte das Vorschlagsrecht ...
Ich gehe davon aus, dass ich gewählt wurde, weil ich die Mitglieder des Gemeinderats überzeugt habe mit meinem Profil, meinem beruflichen Hintergrund und dem, was ich mitbringe aus 33 Jahren in öffentlicher Verwaltung. Es ist ja nicht so, dass da irgendein lustiger SPDler gesagt hat, ich will jetzt mal Bürgermeister werden. Nur, wenn Sie gewisse fachliche Voraussetzungen erfüllen, ist eine Kandidatur möglich und aussichtsreich.
Ganz direkt: Gab es Absprachen mit den anderen Fraktionen?
Es gab keine Absprachen, sondern ein intensives Werben um Unterstützung. Ich glaube, das machen aber alle Bewerber so, dass sie den persönlichen Kontakt suchen. Das Vorschlagsrecht gemäß der Gemeindeordnung wurde in der Sitzungsvorlage anerkannt, bietet aber einen gewissen Interpretationsspielraum. Was jeder genau darunter versteht, ist seine Sache. Jeder wählt für sich alleine.
Bei der Gemeinderatswahl 2014 hatten Sie die viertmeisten Stimmen aller Bewerber. Nun munkelt man, dass Stadträte aus anderen Fraktionen Sie auch deshalb gewählt haben könnten, damit der SPD Ihre Stimmen bei der Ratswahl im kommenden Jahr fehlen.
Ich bin gut verankert in der SPD und glaube auch, dass ich gute Arbeit geleistet habe, sowohl in der Gemeinderatsfraktion, als auch im Kreisverband. Ich bin in Friedrichshafen einer der Repräsentanten der SPD, und der eine oder andere wird mich sicher vermissen. Als Teil der Verwaltung muss ich Neutralität wahren und kann nicht mehr für die SPD in den Angriffsmodus schalten. Letztendlich haben die Gemeinderäte mit dieser Wahl auch darüber entschieden, wo ich mich künftig engagiere – hauptamtlich in der Verwaltung oder im Gemeinderat als Fraktionsvorsitzender.
Hat der Austritt von Christine Heimpel aus der SPD-Fraktion eine Rolle im Hinblick auf die Bürgermeisterwahl gespielt?
Hilfreich war er nicht für mich und meine Kandidatur. Sie hat ihren Austritt aus der Partei und der Fraktion ja unter anderem auch damit begründet, dass sie es nicht gut finde, dass ich kandidiere.
Wann werden Sie loslegen?
Der Oberbürgermeister und mein Chef, der Leiter der Kriminalpolizeidirektion Friedrichshafen, klären gerade, wann mein Dienstantritt ist.
In welchen Bereichen sehen Sie am meisten Handlungsbedarf? Es ist ja davon auszugehen, dass das eine oder andere liegengeblieben ist, während die Bürgermeisterstelle nicht besetzt war.
Von außen kann man nicht genau beurteilen, welche Aufgaben am dringendsten sind. Aber allein aus dem Umstand, dass es künftig ein eigenständiges Personalamt geben wird, erkennt man, wie prioritär das innerhalb der Verwaltung gesehen wird. Wir müssen unbedingt schauen, dass wir aufgrund der demografischen Entwicklung für die altersbedingten Abgänge qualifiziertes Personal bekommen. Darüber hinaus wird ein Ziel sein, den Bürgerservice so auszubauen, dass wir den Einwohnern vermehrt digitalsierte Dienstleistungen zur Verfügung stellen können, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Ein weiterer Schwerpunkt ist das alles beherrschende Thema Sicherheit. Viele Menschen haben auch in Friedrichshafen ein sehr unsicheres Gefühl.
Sehen Sie echten Handlungsbedarf? Das subjektive Sicherheitsgefühl entspricht ja nicht unbedingt der tatsächlichen Lage.
So ist es. Es nützt aber nichts, nur auf Statistiken zu verweisen. Das beruhigt die Menschen nicht. Man muss etwas dafür tun, dass sie sich sicher fühlen. Da geht es zum Beispiel um Beleuchtung und um das Vermeiden von Angsträumen. Untersuchungen haben ergeben, dass auch eine saubere und schöne Stadt sich positiv auf das Sicherheitsgefühl auswirkt. Und es geht auch um Prävention. Wir haben ja in Friedrichshafen ein Alkohol- und Glasverbot an bestimmten Stellen, die früher Treffpunkte waren, die manche Bürger gemieden haben, weil sie sich dort nicht sicher fühlten.
Sie wollen also an noch mehr Stellen ein Alkohol- und Glasverbot verhängen?
Nein, das wollte ich damit nicht zum Ausdruck bringen. Ich wollte nur ein Beispiel nennen, welche Maßnahmen denkbar sind, um das Sicherheitsempfinden zu erhöhen.
Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu den künftigen Kollegen Stefan Köhler und Andreas Köster und zu Oberbürgermeister Andreas Brand beschreiben?
Mit Herrn Oberbürgermeister Brand ist die Zusammenarbeit intensiver geworden, weil ich als Fraktionsvorsitzender auch Mitglied im Stiftungsrat, im Ältestenrat und im Aufsichtsrat von Zeppelin Luftschiffbau bin. Wir hatten in der Vergangenheit spannende Themen und haben ein respektvolles Verhältnis. Das Verhältnis zu den Dezernenten, die ich beide schätze, würde ich ebenfalls als respektvoll und freundschaftlich bezeichnen.
Was wünschen Sie sich für den Start?
Das, was sich jeder wünscht: eine gewisse Offenheit seitens der Mitarbeiter und Kollegen und die Unterstützung, die jemand braucht, wenn er irgendwo neu anfängt.