Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Innigkeit und barocke Festlichkeit
Glänzendes Festkonzert zum 30. Jubiläum des Kammerchors Tettnang
TETTNANG (chv) - Dreißig Jahre Kammerchor Tettnang, dreißig Jahre kultivierter Chorgesang unter der Leitung von Joachim Trost – da musste das Jubiläumskonzert besonders festlich sein. Daher hat der Kammerchor am Sonntagabend zu zwei großen Werken der Barockmeister Bach und Händel eingeladen und in der St.-Gallus-Kirche seine vorzügliche Gesangskultur bewiesen. Bewährte Partner waren dabei die Musiker der Kammerphilharmonie Bodensee-Oberschwaben (KBO).
Mit triumphierenden Trompetenfanfaren stand Georg Friedrich Händels festlich barockes „Dettinger Te Deum“am Anfang. 1743 hat es der englische König Georg II. aus Anlass des Sieges der Engländer, Österreicher und Hannoveraner gegen die Franzosen bei Dettingen in Auftrag gegeben. Trompeten und Pauken bestimmen das Klangbild, leiten den vielstimmigen Lobpreis ein und begleiten ihn. Dem stehen schlichte, meditative Passagen gegenüber, so wenn die Soprane „der Engel Chor“anstimmen und mit den Männerstimmen alternieren, oder wenn im Chor erst Alt dann Sopran den Ruf „Holy, holy, holy, Lord God of Sabaoth“anstimmen.
Glücklich, wenn dann wie hier auch die Solisten miteinander harmonieren. Kraftvoll ließ der lyrische Tenor Carsten Müller den Lobpreis aufblühen, innig besang Bassist Matthias Lika die Erlösungstat des Gottessohns, der „der Jungfrau Schoß nicht verschmäht“, demütig das Gebet um Gottes Gnade. Ein Hörgenuss war das kultivierte Terzett der Solisten, in das die Vorarlbergerin Martina Gmeinder ihren warm strömenden Alt einbrachte. Strahlend hatte der Chor das Te Deum mit vielfach wiederholtem Lobpreis eingeleitet, eindringlich im elften Satz um Hilfe gefleht. Mit hoffnungsvollem Bitten, das sich zu leuchtender Brillanz steigerte, endete das Werk. Und immer bestach auch das KBO wie schon in der Einleitung mit transparentem, festlichem Spiel der Bläser wie der Streicher.
Etwas kürzer, aber nicht minder glanzvoll war das folgende Magnificat von Johann Sebastian Bach, jener Lobgesang, mit dem die schwangere Maria im Lukasevangelium den Gruß Elisabeths erwidert. Hohe Dynamik entstand im Nebeneinander von einzelnen knapp ausgearbeiteten Sätzen, die wie musikalische Miniaturen wirken, und anderen, in denen eine besondere musikalische Kraft zum Ausdruck kommt.
Genannt sei hier der freudig bewegte, von drei Trompeten und Pauken begleitete Einleitungssatz in DDur wie der fugisch angelegte Chorsatz „Omnes generationes“, in dem das Thema sich mehrfach in raschem Tempo durch die verschiedenen Stimmen zieht. Ein Bild dafür, dass dieser Lobpreis auch in den künftigen Generationen erklingen wird.
Den kraftvollen Sätzen standen Sätze von hoher Sensibilität und Innigkeit gegenüber. Sehr intensiv wirkte beispielsweise das von Oboen begleitete Sopransolo „Siehe, von nun an werden mich selig preisen...“, in schönen Koloraturen gesungen von Sabine Winter, und Martina Gmeinders von Flöten umspielte Alt-Arie „Esurientes“. Mit dem mächtigen Rühmen der Dreifaltigkeit in Chor und Orchester ging das barocke Meisterwerk und damit das glanzvolle Jubiläumskonzert zu Ende.