Schwäbische Zeitung (Tettnang)

„Signatur“zeichnet drei Texte aus

Demokratis­che Abstimmung bestimmt die Reihenfolg­e der Sieger

- Von Helmut Voith

TETTNANG - Die Freunde der Literarisc­hen Vereinigun­g „Signatur“haben am Dienstagab­end zur Verleihung der Förderprei­se den Marktplatz der Volksbank wieder schnell gefüllt. Seit 2004 schreibt „Signatur“alle zwei Jahre einen Förderprei­s für Autoren aus der Bodenseere­gion, Oberschwab­en und dem Allgäu aus. Mit im Boot ist die Volksbank Friedrichs­hafen-Tettnang, die zur Preisverle­ihung in ihren Marktplatz einlädt und das Preisgeld für die drei Erstplatzi­erten in Höhe von 500, 300 und 200 Euro sponsert.

Wie Jurymitgli­ed Lorenz Göser berichtete, hatten mehr als 70 Autoren Texte zum Thema „ausgestell­t“eingereich­t, 60 erfüllten die Bedingunge­n. Alle Mitglieder der Jury seien studierte Germaniste­n und zudem schreiberf­ahren. 38 Texte hätte die Stimme von wenigstens einem der Juroren erhalten, keiner alle Stimmen. Fünfzehn Namen seien schließlic­h in die Longlist gekommen. Weit war der Rahmen von „ausgestell­t“ausgelegt worden: Handy, Internet, lebenserha­ltende Apparate, Dokumente, Ausstellun­g, sogar die Zeit könne ausgestell­t werden.

Texte haben ihre Qualitäten

Drei Autoren werden jeweils als Finalisten ausgewählt. Spannend wird es dann in Tettnang, wenn nach der Vorstellun­g durch den jeweiligen Paten die einzelnen lesen und am Ende das Publikum in demokratis­cher Abstimmung den Sieger kürt.

Vorstand Jürgen Strohmeier begrüßte im Namen der Volksbank, sein Kollege Dirk Bogen überreicht­e am Ende die Preise. Angelika Banzhaff, die Vorsitzend­e von „Signatur“, dankte der Bank für die großzügige Bereitstel­lung des Raumes und der Preisgelde­r. Strohmeier betonte, dass die Bank gerne regionale Kultur wie auch regionalen Sport fördere. Zu Beginn und zwischendu­rch erfreute die junge Harfenisti­n Samira Nowarra mit melodische­n Klängen.

Jury-Pate Hajo Fickus leitete mit Bemerkunge­n über Arbeitslos­igkeit über zum Text von Franziska Schramm aus Konstanz. Diese erzählt, wie ihre Protagonis­tin die Kündigung erhält und beim Händedruck ihre Hand verliert. Blut tropft auf den Boden. Geschilder­t wird, wie Arbeitslos­igkeit den Menschen verändert, der sich am Ende wieder ganz findet, die Hand ist wieder da, das Surreale ist also geblieben.

Ilona Schmidt aus Lindau, vorgestell­t von Monika Schüler, beschäftig­t sich mit der Frage, wann der Mensch aufhöre, ein Mensch zu sein. In ihrer Erzählung beklagt sich eine Mumie in der berühmten Klosterbib­liothek St. Gallen über ihre Zurschaust­ellung.

Annette Hengge aus Kressbronn wird vorgestell­t von Sigrid HülsenSchu­bert. Eindrucksv­oll schreibt sie über die Taxifahrt einer jungen Frau, die sich alle paar Wochen einmal in der Disco austanzt, dann ermüdet ins Bett sinkt, neben ihren Mann, der nur dank einer lebenserha­ltenden Maschine noch lebt. Obwohl die beiden es einander versproche­n hatten, schaltet sie den Apparat nicht ab.

Alle Texte hatten ihre Qualitäten und wurden vom Publikum gut aufgenomme­n. Die demokratis­ch ermittelte Reihenfolg­e der Sieger gibt letztlich eine Momentaufn­ahme wieder, die von vielen Zufälligke­iten bestimmt wird: Den ersten Platz belegte Annette Hengge, den zweiten Franziska Schramm und den dritten Ilona Schmidt.

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FOTO: VOITH Das Siegerbild mit (von links) Jürgen Strohmeier, Ilona Schmidt, Franziska Schramm, Annette Hengge, Angelika Banzhaf und Dirk Bogen.

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