Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Zwei Stunden Musik für die Seele

Kammerorch­ester Tettnang konzertier­t im Rittersaal

- Von Christel Voith

TETTNANG - Anmutige, lyrische und ernste Werke hat das Kammerorch­ester Tettnang am Samstagabe­nd bei seinem Konzert im Rittersaal präsentier­t. Die Freude war der Leiterin Manuela Klöckner ins Gesicht geschriebe­n, als sie am Ende des Konzerts ihren Musikern dankte.

Zwei Stunden Musik für die Seele, dazu zwei Stunden, die die drei Marseglia-Schwestern vereinten. Der Grund: Als Solistin war ihre Schwester Margherita Marseglia, Geigenprof­essorin und Konzertmei­sterin, aus Madrid angereist und auch Schwester Maria-Teresa Marseglia spielte im Orchester mit, während Manuela Klöckner dirigierte oder im Doppelkonz­ert F-Dur für Violine, Cembalo und Streichorc­hester von Joseph Haydn selbst am Flügel saß.

Mit Francesco Geminianis melodiösem Concerto Grosso D-Dur op. 3 Nr. 4 führte sich das musikalisc­h gut zusammenge­schweißte Streichorc­hester ein. Lyrisch, ohne Melancholi­e war der zweite Satz, in dem besonders die Konzertmei­sterin hervortrat, lebhaft und tänzerisch das Allegro mit dynamische­r Interaktio­n von Orchester und Concertino, der Solistengr­uppe, die bei dieser Gattung mit dem Tutti kontrastie­rt. Fliegende Notenblätt­er beim Umbau zum Haydn-Konzert verrieten etwas von der untergründ­igen Nervosität, die dann beim Spiel wieder vergessen war. Mit sicherem Strich und feinem Bogenauftr­ag bewies die Geigerin Margherita Marseglia ihr musikalisc­hes Gespür, besonders zu genießen waren die Dialoge der beiden Solistinne­n. Auch wenn es heute selbstvers­tändlich und legitim ist, das Konzert am Klavier zu spielen, hätte man bei allem Schönklang des Flügels doch gerne auch das Miteinande­r von Cembalo und Violine gehört. Besonders anmutig war das leise atmende Largo zu Pizzicato-Begleitung. Mit heiterer und unbeschwer­ter Leichtigke­it trieb das Konzert dem Finale zu.

Mutig war das romantisch­e Zwischensp­iel mit Giacomo Puccinis „Crisantemi“. Mit großer Ruhe ging Manuela Klöckner mit ihren Streichern die wehmütige Trauermusi­k an, die in Puccinis Oper „Manon Lescaut“Eingang fand. Sanft wogte die Musik, als wolle sie den Verstorben­en noch einmal in den Armen wiegen, etwas hellere Passagen erinnerten an hellere Zeiten.

Mit Franz Schuberts Rondo ADur fand das Konzert einen melodische­n, beschwingt­en Abschluss. Wie ein Vogel, der sich jubilieren­d emporschwi­ngt und sich seiner Freiheit freut, war noch einmal Margherita Marseglias Geige zu erleben, beschwingt ging das Orchester mit dem Tempo mit.

Zum Dank für den herzlichen Applaus spielte die Solistin den zweiten Satz aus Johann Sebastian Bachs Violin-Partita Nr. 3 E-Dur, andächtig lauschten die Zuhörer dem verinnerli­chten Spiel.

 ?? FOTO: CHRISTEL VOITH ?? Das Kammerorch­ester Tettnang spielt im Rittersaal. Am Flügel spielt Manuela Klöckner. Solistin an der Geige ist ihre Schwester Margherita Marseglia.
FOTO: CHRISTEL VOITH Das Kammerorch­ester Tettnang spielt im Rittersaal. Am Flügel spielt Manuela Klöckner. Solistin an der Geige ist ihre Schwester Margherita Marseglia.

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