Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Volksleiden Adipositas: Wege zum Normalgewicht
Drei Referenten informieren bei „Medizin am Gleis“im Kulturschuppen über professionelle Hilfe aus dem Adipositaszentrum
MECKENBEUREN (sz) - Bei „Medizin am Gleis“, der Vortragsreihe des Medizin Campus Bodensee (MCB), drehte sich diesmal alles um den schwierigen Weg zum Normalgewicht. Über mögliche Therapien und chirurgische Eingriffe informierten drei Experten aus dem Adipositaszentrum Bodensee-Oberschwaben am Klinikum Friedrichshafen. Es begleitet stark übergewichtige Abnehmwillige professionell durch Ernährungswissenschaftler, Ärzte, Bewegungstherapeuten und Psychologen, heißt es in einer Pressemitteilung des MCB.
Mit einer Schätzfrage der Referenten an das Publikum im Kulturschuppen Meckenbeuren ging es los: Wie viele Menschen in Deutschland wohl Übergewicht haben? „Über 60 Prozent“. Ob man selbst dazu gehört, das konnten die Besucher überprüJulia fen und mit den ausgeteilten Messscheiben ihren Body-Mass-Index (BMI) bestimmen. Zeigt dieser den Wert von 25 Kilogramm pro Quadratmeter und mehr an, gilt man als übergewichtig, ab 30 als stark übergewichtig, also als adipös. Das Problem: Übergewicht geht einher mit gesundheitlichen Risiken wie Diabetes, Asthma, Arthrose, Bluthochdruck – aber auch Karzinomen.
Doch was tun? Diäten gibt es wie Sand am Meer und zunächst purzeln die Pfunde – mehr oder weniger. Doch meist schlägt dann der berühmt-berüchtigte Jo-Jo-Effekt zu. Dabei ist die Abnehm-Formel klar: weniger Kalorien zu sich nehmen, als der Körper braucht. Klingt einfacher, als es ist: „Um eine halbe Tafel Schokolade zu verbrennen, muss eine 80 Kilogramm schwere Person etwa eine Stunde walken“, rechnete Dr. Pilgram, Ernährungswissenschaftlerin und Programmleiterin von Optifast, vor.
Chirurgie kann die letzte Hoffnung sein
Viele stark übergewichtige Menschen scheitern an den üblichen Diäten und schaffen es ohne professionelle Hilfe nicht. Diese Hilfe bekommen sie im Adipositaszentrum Bodensee-Oberschwaben beim Optifast-Programm, eine über ein Jahr laufende ambulante Gruppentherapie mit wöchentlichen, medizinisch begleiteten Treffs. Mit Erfolg: Im Schnitt nehmen Männer dabei 26 und Frauen 20 Kilogramm ab. „Rechnet man die Abbrecher raus, liegen die Werte noch viel höher“, betonte Pilgram und berichtete von einem jungen Mann, der sein Gewicht innerhalb eines Jahres dank Optifast von 160 auf 120 Kilogramm und später sogar auf 108 Kilogramm reduzierte.
Sind konservative Therapien ausgeschöpft, kann die Adipositaschirurgie für besonders schwere Fälle die letzte Hoffnung sein. Infrage kommen solche operativen Eingriffe aber erst bei einem BMI von über 40 beziehungsweise 35 Kilogramm pro Quadratmeter (bei erheblichen Begleiterkrankungen).
Für diese Patienten gibt es mehrere Verfahren, die etwa die Nährstoffaufnahme im Körper begrenzen oder „umleiten“. Die Implantation eines verstellbaren Magenbandes sei zwar die einfachste OP, werde aber seit Jahren eigentlich nicht mehr empfohlen. Gängige Methoden, die langfristige Erfolge versprechen, seien der Schlauchmagen oder ein Magenbypass.