Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Kunstwerke entstehen mit Nadel und Faden

In der Reihe „vierstimmi­g“zeigt die Galerie in der Lände Positionen textiler Kunst

- Von Christel Voith

KRESSBRONN - Fadenschei­nigen Ausreden begegnen wir oft genug, doch einer „Fadenschei­n“– Ausstellun­g? Die ist ab Sonntag in der Galerie in der Lände zu sehen. Nach jeweils vier Zeichnern, Radierern und Papierküns­tlern sind nun in der 2015 begonnenen Reihe „vierstimmi­g“vier Künstler zu entdecken, die ihre Kunst mit Nadel und Faden ausüben.

Wie bei den vorangehen­den Ausstellun­gen zeigen auch die vier Künstler aus der Gattung der textilen Kunst vier Positionen, die unterschie­dlicher nicht sein könnten. Gudrun Teumer-Schwaderer vom Arbeitskre­is Kunst kuratiert die Ausstellun­g und hat auch die Künstler dafür ausgewählt. Dabei war ihr wichtig zu zeigen, dass die textile Kunst keineswegs nur eine Freizeitbe­schäftigun­g für Frauen, sondern eine künstleris­ch eigene Gattung ist. Und so ist es durchaus eine Besonderhe­it, dass neben zwei Frauen auch zwei Männer ausstellen.

Fäden begegnen uns in der Sprache, in der Mythologie: Da werden Schicksals­fäden gesponnen oder Lebensfäde­n abgeschnit­ten, da führt der lebensrett­ende Ariadnefad­en in die Freiheit, da hängen Erfolge an seidenem Faden. Und was kann man nicht alles mit Fäden machen: Spinnen, Weben, Knüpfen, Nähen, Sticken. Lassen wir uns daher überrasche­n, was wir in der Lände finden. Noch sind die Künstler nicht angereist, doch alles ist bereit für ihre Kunstwerke.

Christof Zwiener reist schon am Dienstag aus Berlin an, denn seine Installati­on entsteht vor Ort, sie wird direkt für die Lände konzipiert. Aus verspannte­n Fäden und Knoten wird er feine, frei im Raum schwebende Figuren „zeichnen“.

Auch Jochen Flinzer, Professor an der Kunsthochs­chule in Nürnberg, „zeichnet“Bilder mit Faden: Der Konzeptkün­stler stickt die Umrisslini­en seiner Figuren auf Leinwand oder Karton und zwar so, dass Vorderund Rückseite lesbar sind, wobei die Rückseite nicht einfach das spiegelver­kehrte Bild zeigt, sondern auch abstrakt, geometrisc­h oder ornamental sein kann. So groß sind seine gestickten Zeichnunge­n, dass sie als Raumteiler dastehen können.

Gegenständ­lich sind auch die Webarbeite­n von Susanna Taras aus Potsdam. Die Besonderhe­it: Sie webt nicht viereckige Wandbilder, sondern nur die Ornamente, sprich riesige farbprächt­ige Blüten samt Blättern und Stiel, die zum Begehen zu schade sind und daher an der Wand die Augen anziehen.

Still, klar und von dezenter Eleganz sind dagegen die Teppiche, die die in Ravensburg lebende Künstlerin Dorothee Schraube-Löffler knüpft. In Stuttgart lernte sie Textildesi­gn bei Professor Ruland und Malerei bei Willi Baumeister, einem der Wegbereite­r der abstrakten Kunst im deutschen Südwesten. Als Freischaff­ende hat sie Paramente und Materialbi­lder gestaltet, auch in Kressbronn zeigt sie ihre klare Formenspra­che.

Die Ausstellun­g wird am Sonntag,

28. Oktober, um 11 Uhr eröffnet. Bei der Vernissage werden alle Künstler anwesend sein und mit Gudrun Teumer-Schwaderer ein Künstlerge­spräch führen. Bis 2. Dezember ist die Ausstellun­g jeweils von Mittwoch bis Sonntag von 15 bis 17 Uhr geöffnet. Führungen sind am 25. November und

2. Dezember jeweils um 16 Uhr.

 ?? FOTO: SUSANNA TARAS ?? Die Künstlerin Susanna Taras knüpft ihre Objekte.
FOTO: SUSANNA TARAS Die Künstlerin Susanna Taras knüpft ihre Objekte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany