Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Tollkühne Männer auf starken Maschinen
Über Hundert Trecker, viele begeisterte Besucher und „Bauer sucht Frau“-Prominenz am Bichlweiher
WASSERBURG - Es rußt und raucht und riecht nach Diesel. Aus dem herbstlichen Nebeldunst taucht eine Flotte alter Traktoren auf, gräbt die Räder tief in die lockere, dunkle Erde des Ackers. Was hier anmutet wie die Kulisse für einen Film aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts, ist nichts anderes als das sechste OldtimerTraktorentreffen von Andreas Ruppaner, Klaus-Jürgen Greising und den Traktorseckl Wasserburg. Am Sonntag haben weit mehr als Hundert Traktoren und Bulldogs aus vergangenen Jahrzehnten und verschiedenster Marken viele Besucher an den Bichlweiher gelockt.
Es ist ein Traktorentreffen, wie man es nicht alle Tage erlebt. Denn die Fahrer kutschieren ihre munter qualmenden Gefährte – sorgsam gepflegte historische Steyr, Lanz Bulldog, Lindner, Fendt, Porsche, Eicher, Hanomag, Schlüter und viele mehr – nicht einfach auf den Platz und lassen sie bewundern und bestaunen, dafür dass sie halt da sind. Nein – so ist das hier nicht. Hier dürfen sowohl Besitzer als auch Trecker zeigen, was sie alles drauf haben. So kommt es, dass große und kleine Landmaschinen mit den unterschiedlichsten Eggen und Pflugscharen den Acker nach allen Regeln der Kunst durchpflügen. Wo es bergauf und besonders schwer geht, kommt es schon mal vor, dass ein Trecker „Männchen“macht.
Eben lässt Bernd Geser aus Wasserburg seinen Fendt Favorit 3, Baujahr 1966, steigen und Martin, ein Zuschauer, schnalzt anerkennend mit der Zunge. „Der Traktor schaut ja wieder toll aus. Der Bernd hat aber auch lange daran herumrestauriert“, weiß er.
Eher gemütlich lenkt der siebenjährige Lukas aus Friedrichshafen den Kramer seines Papas durch die Ackerfurchen, stolz wie Oskar, dass er fahren darf. Das älteste Vehikel auf dem Platz dürfte die Dampfmaschine „Kemna Breslau“aus der sächsischen Maschinenfabrik, Baujahr 1918, sein. Eine echte Attraktion, um die ständig viele Menschen stehen und fachsimpeln. „Es sind viele schöne Raritäten dabei“, freut sich Ruppaner, selbst leidenschaftlicher Treckerliebhaber. Er nennt einen alten Güldner sein Eigen.
Das Oldtimer-Traktorentreffen ist zu einem richtigen Familienfest angewachsen, mit Musik, Essen und Trinken. Für die ganz kleinen Besucher gibt es neben Spielzeugtraktoren samt Anhängern einen Sandkasten und eine Hüpfburg. Und natürlich dürfen sie hier und da im Sessel eines Oldtimers auch einmal probesitzen. Zwischen den schönen alten Liebhaberstücken, die nach teilweise langen Anfahrten bis zum frühen Mittag in mehreren Reihen aufgefahren sind, stehen zwei Männer, die den übrigen Besuchern „irgendwie“bekannt vorkommen. Und tatsächlich, es sind der knuffige Günter Wagner aus Thüringen und André Gillard aus der Schweiz, die da an einem Lanz Bulldog stehen und fachsimpeln.
Die beiden haben bei der letzten Staffel von „Bauer sucht Frau“mitgemacht. Wenn man nun weiß, dass Klaus-Jürgen Greising ebenfalls Teilnehmer der letzten Staffel war, verwundert ihre Anwesenheit nicht allzu sehr. „Wir besuchen Klaus-Jürgen“, erzählen sie denn also auch. Und nein, mit dem Traktor sind sie nicht angereist. Aber sie pflegen die Freundschaften, die während der Dreharbeiten entstanden sind. Man telefoniere häufig und treffe sich regelmäßig. Während die Sache mit der Liebe nicht bei allen so beständig gewesen sei. Wie bei André beispielsweise. Der besonders naturverbundene Schweizer Landwirt ist noch traurig, dass seine Traumfrau nicht bei ihm geblieben ist. „Es tut immer noch weh“, verrät er und streichelt zärtlich einen roten Lindner LW 20 Traktor. „Es muss doch irgendwo diese eine Frau geben, die mit mir leben möchte“, seufzt er. Außer den beiden sind noch weitere „Bauer sucht Frau“-Kandidaten und ihre bereits gefundenen Frauen auf dem Gelände. Und die finden sich alle gleichzeitig bei der historischen Dampfmaschine ein. Klar, dass sie sich für Selfies mit Fans noch bereitwillig neben den einen oder anderen Traktor stellen.