Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Streit um Polizeiges­etz

Grüne halten Strobls Entwurf für verfassung­swidrig

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STUTTGART (tja) - Baden-Württember­gs Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) hat gelassen auf Kritik der Grünen reagiert. Er will der Polizei neue Befugnisse einräumen, etwa die heimliche Durchsuchu­ng von PCs. Die Grünen lehnen den Vorstoß komplett ab und wollen nicht einmal darüber reden. „Wir sind nicht bereit, mit dem Innenminis­ter über diesen Entwurf zu verhandeln“, sagte Grünen-Innenexper­te HansUlrich Sckerl. Der Entwurf schränke die Freiheiten der Bürger massiv ein und garantiere mitnichten mehr Sicherheit.

Strobl sagte der „Schwäbisch­en Zeitung“am Donnerstag, es gehöre zu seinen Aufgaben, Grundlagen der Polizeiarb­eit zu verbessern: „Darüber haben wir jetzt in der Koalition zu sprechen, und das werden wir in aller Sachlichke­it auch tun.“Bleiben die Grünen bei ihrem kategorisc­hen Nein, wäre Strobls Entwurf hinfällig.

Die vorgeschla­genen Änderungen des baden-württember­gischen Polizeiges­etzes ähneln den Änderungen des Polizeiauf­gabengeset­zes in Bayern, die am 25. Mai in Kraft getreten sind. Gegen die Änderungen waren bayernweit Zehntausen­de Menschen auf die Straße gegangen. Kritik gab es insbesonde­re am Begriff der „drohenden Gefahr“: Bei „drohender Gefahr“– was das genau ist, ist weder im Gesetzeste­xt noch durch Urteile definiert – dürfen bayerische Polizisten unter anderem Festplatte­n durchsuche­n und Telefonate abhören. Kritisiert wurde unter anderem auch, dass die neuen Befugnisse der Polizei nicht nur bei Terrorgefa­hr gelten – und dass speziell ausgebilde­te Polizisten im Extremfall auch Sprengmitt­el einsetzen dürfen. Zudem sind in Bayern bei Demonstrat­ionen auch ohne erwartete Gefahr „Übersichts­aufnahmen“erlaubt – die die Polizei dann unter bestimmten Bedingunge­n auch mit Gesichtser­kennungsso­ftware auswerten darf. (se)

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