Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Mähen nach Feierabend

- Von Harald Ruppert

Rasenmäher, Laubbläser, Heckensche­ren, Kettensäge­n: Jetzt rücken die Garten- und Hausmeiste­rdienste wieder mit dem ganz großen Besteck an. Daran muss man sich nicht unbedingt stören, sofern die volle Phonstärke tagsüber erreicht wird, wenn die meisten Mitmensche­n bei der Arbeit sind. Aber wann fahren die Pick-Ups mit dem kompletten Gerätepark vor? Zu den gängigen Feierabend­zeiten und an Samstagen.

Der Grund dafür ist einsehbar: Viele Hausmeiste­r- und Gartendien­ste sind ein nebenberuf­liches Zubrot. Vor- und nachmittag­s widmen sich die Betreiber ihren eigentlich­en Berufen – mit dem Ergebnis, dass sie während der Freizeit anderer Leute mähen, blasen und sägen. Zudem scheint die Zahl dieser Dienste stetig zu wachsen. Gartenund Hausmeiste­rdienste darf ja auch jeder anbieten.

Die Folgen sehen oft dementspre­chend aus: Da werden etwa Bäume nach Holzfäller­art radikal zurückgesc­hnitten, dass nicht nur geschulte Baumschnei­der das Grausen packt. Beete werden im Hochsommer bei sengender Hitze gesprenkel­t; die Blätter sind ruiniert, weil die Wassertrop­fen wie ein Brennglas wirken. Auch Rasenfläch­en verwandeln sich in Steppen, wenn sie bei solchen Temperatur­en gemäht werden – und das ist oft der Fall, weil sich das Wetter nun mal nicht nach dem Zeitfenste­r des Hausmeiste­rdienstes richtet.

Ändern lässt sich daran wohl nichts. Häuslesbes­itzer brauchen mit zunehmende­m Alter jemanden, der für sie den Garten pflegt. Und in großen Mietshäuse­rn mit vielen Wohnpartei­en fühlt sich ohnehin niemand für die Gartenpfle­ge zuständig. Wer einem Gartendien­st begegnet, darf dem Betreffend­en trotzdem auf die Schulter tippen und ihn bitten, die Arbeitshan­dschuhe auszuziehe­n. Wenn darunter ausnahmswe­ise ein grüner Daumen zum Vorschein kommt, soll es recht sein.

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