Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Mähen nach Feierabend
Rasenmäher, Laubbläser, Heckenscheren, Kettensägen: Jetzt rücken die Garten- und Hausmeisterdienste wieder mit dem ganz großen Besteck an. Daran muss man sich nicht unbedingt stören, sofern die volle Phonstärke tagsüber erreicht wird, wenn die meisten Mitmenschen bei der Arbeit sind. Aber wann fahren die Pick-Ups mit dem kompletten Gerätepark vor? Zu den gängigen Feierabendzeiten und an Samstagen.
Der Grund dafür ist einsehbar: Viele Hausmeister- und Gartendienste sind ein nebenberufliches Zubrot. Vor- und nachmittags widmen sich die Betreiber ihren eigentlichen Berufen – mit dem Ergebnis, dass sie während der Freizeit anderer Leute mähen, blasen und sägen. Zudem scheint die Zahl dieser Dienste stetig zu wachsen. Gartenund Hausmeisterdienste darf ja auch jeder anbieten.
Die Folgen sehen oft dementsprechend aus: Da werden etwa Bäume nach Holzfällerart radikal zurückgeschnitten, dass nicht nur geschulte Baumschneider das Grausen packt. Beete werden im Hochsommer bei sengender Hitze gesprenkelt; die Blätter sind ruiniert, weil die Wassertropfen wie ein Brennglas wirken. Auch Rasenflächen verwandeln sich in Steppen, wenn sie bei solchen Temperaturen gemäht werden – und das ist oft der Fall, weil sich das Wetter nun mal nicht nach dem Zeitfenster des Hausmeisterdienstes richtet.
Ändern lässt sich daran wohl nichts. Häuslesbesitzer brauchen mit zunehmendem Alter jemanden, der für sie den Garten pflegt. Und in großen Mietshäusern mit vielen Wohnparteien fühlt sich ohnehin niemand für die Gartenpflege zuständig. Wer einem Gartendienst begegnet, darf dem Betreffenden trotzdem auf die Schulter tippen und ihn bitten, die Arbeitshandschuhe auszuziehen. Wenn darunter ausnahmsweise ein grüner Daumen zum Vorschein kommt, soll es recht sein.