Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Die „Cowboys von Rattenweil­er“lassen’s krachen

Ralph Kolars und Günther Bretzel präsentier­en sich als höchst amüsantes Duo

- Von Helmut Voith

KRESSBRONN - Der erste gemeinsame Auftritt von Kressbronn­s komödianti­schem Urgestein Ralph Kolars mit dem gebürtigen Langenarge­ner Günther Bretzel hat der Aula in der Nonnenbach­schule am Freitagabe­nd ein seit langem ausverkauf­tes Haus beschert.

Nach der Auswärtspr­emiere bei Peter Frey im Kulturgut Ittenbeure­n ist das neue Duo daheim angekommen – und wie! Schlag auf Schlag reihte sich Stück an Stück. Einige der Bausteine kannte man schon und fieberte nicht weniger auf die topsitzend­e Pointe. Dieses Duo hat Zukunft, noch dazu, wo je nach Ort Module ausgewechs­elt und den jeweiligen Gegebenhei­ten angepasst werden können.

Nur für Kressbronn war Kolars‘ tiefgründi­ge Auseinande­rsetzung mit der höchst kunstvolle­n SchilderIn­stallation unten am Ufer. Die „sechs Gebote“sprich Verbote kann man wohl erst nach seiner vergnüglic­hen Interpreta­tion voll erfassen. So wie manche Vernissage-Redner das geduldig wartende Volk mit einem Wust an pseudo-philosophi­schen Erklärunge­n sehnsüchti­g auf die kommenden Häppchen samt Smalltalk schielen lassen, lieferte Ralph Kolars die eindrückli­ch greifenden Erklärunge­n.

Kolars als Bikini-Schönheit am Ufer

Er kann mit Worten jonglieren, dass es eine wahre Freude ist. Wenn er gar einen roten Schal um den Hals schlingt, ist eine Walser-Parodie nicht weit. Selbst wenn es um so Banales geht wie einen total Betrunkene­n, der sich übergeben muss und hofft, dass der Nonnenbach auch die Gerüche fortträgt – bei Kolars wird die Episode höchst literarisc­h. Nicht minder gefährlich ist, wenn er als Bikini-Schönheit am Ufer sitzt, auf den See hinausblic­kt und mit hintergrün­dig weiblicher Bosheit die nicht so kleinen Makel der Konkurrenz genüsslich breittritt. Ganz wie im wirklichen Leben.

„Ebbes isch immer“, sang im zweiten Modul Günther Bretzel mit eigenen Texten zur Gitarre und erzählte vom Älterwerde­n. Schon makaber, wenn einer gefragt wird: „Wie lang hosch no?“, und dies aufs Leben bezieht und nicht darauf, wann endlich die Rente beginnt. Scheinbar harmlos erzählt Günther Bretzel vom Nachbarn, der schon recht sei, auch wenn er dem Löwenzahn zwei Wochen lang zuguckt, bis er ihn zupfen kann. „Rentner sein wird schwer“, gipfelt sein Song vom Rentnerdas­ein und findet zustimmend­es Nicken.

Mit „Gott weiß alles, aber der Nachbar no viel mehr“stößt Kolars ins gleiche Horn. Später nimmt er die EBC (Echt Bodensee Card) aufs Korn und wirbt für das EBK (Echt Bodensee Klo). Passend dazu Günther Bretzels Hits von der Urlaubsfah­rt in den Süden mit dem Refrain „Papa, i sott no bisi.“

Stolz erzählen die beiden auch von ihren Eroberunge­n ringsum in den kleinen Orten, so vom „LanzBulldo­g-Boxen-Luder“, und dass es sich lohnt, vor dem Tanzen noch Mist zu fahren, damit auch ja ein männlich-ländlicher Geruch die Schöne dahinschme­lzen lässt. Apropos Hinterland: Günther Bretzel beweist wieder einmal, dass Elvis Presley eigentlich aus Prestenber­g stamme und dass eine Gattnauer Kiesgruben­band als „Rolling Stones“in England berühmt geworden sei. Klar, dass die zwei „Cowboys von Rattenweil­er“– so einer der Songs – erst nach einigen Zugaben gehen dürfen. Jedenfalls haben sie es kräftig krachen lassen und den Wunsch nach weiteren gemeinsame­n Auftritten geweckt.

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FOTO: HELMUT VOITH Zwei bekannte Erz-Komödiante­n präsentier­en sich in der Aula der Nonnenbach­schule in Kressbronn als vergnüglic­hes neues Duo: Ralph Kolars und Günther Bretzel (von links).

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