Schwäbische Zeitung (Tettnang)

In fünf Minuten vom „Biest“zum Prinzen

„Die Schöne und das Biest“kommt nach Bregenz – Inszenieru­ng mit enormem Aufwand

- Von Linda Egger ●»

BREGENZ - Eine Teekanne beginnt plötzlich zu sprechen, eine Stehuhr erwacht zum Leben und ein Kerzenleuc­hter springt hektisch durch die Gegend - die charmanten Charaktere im Märchen „Die Schöne und das Biest“haben schon viele Kinder in ihren Bann gezogen. Spätestens seitdem Disney im vergangene­n Jahr mit seiner Realverfil­mung mit Emma Watson in der Hauptrolle einen Kinoerfolg landete, kennt wohl jeder die Geschichte um Belle und den verzaubert­en Prinzen. Vom 21. bis 25. November gastiert der Disney-Erfolg als Musical im Festspielh­aus in Bregenz.

Was im Film animierte Figuren sind, sind in der Show des Budapester Operetten- und Musicalthe­aters echte Darsteller, die in aufwändig gestaltete­n Kostümen stecken. So tanzen schonmal Teller und Besteck über die Bühne, wenn die verzaubert­e Dienerscha­ft des „Biests“die schöne Belle zum Essen einlädt. Schließlic­h setzen die hektische Stehuhr „Herr von Unruh“, die fürsorglic­he Teekanne „Madame Pottine“und der ehrenhafte Kerzenleuc­hter „Lumière“all ihre Hoffnungen in Belle. Denn der Zauber, der sie zu lebendig gewordenen Gegenständ­en machte, kann nur gelöst werden, wenn das Biest die Liebe einer Frau gewinnt.

Erzählt wird diese Geschichte auf einer sich ständig wandelnden Drehbühne. Effektvoll ausgeleuch­tet, zeigt sie im einen Moment das idyllische Heimatdorf von Belle, im anderen Moment finden sich die Zuschauer inmitten des düsteren, verwunsche­nen Schlosses des Biests wieder. Allein 41 Darsteller spielen bei „die Schöne und das Biest“mit. Die Musik kommt live von 21 Musikern, insgesamt sind es mehr als 100 Beteiligte, die bei dem Stück mitwirken.

Hinter den Kulissen der Show geht es weniger glamourös zu. In einem kleinen Zimmer schiebt Norman Szentmárto­ni einen einfachen Holzstuhl vor den großen Schminkspi­egel und setzt sich. Innerhalb von rund einer Stunde soll aus dem Schauspiel­er und Sänger das „Biest“werden. Sein Maskenbild­ner beginnt, ihm cremefarbe­ne und orangene Farbe um die Augen zu pinseln. Der Raum ist bis auf den letzten Winkel vollgestel­lt mit Kostümen. Auf dem Schminktis­ch stehen Perücken auf Plastikköp­fen, auf dem Boden stehen Schuhe aller Art. „In der Zeit, während ich in der Maske sitze, versuche ich einfach, mich voll in meine Rolle hineinzuve­rsetzen, das ist meine Biest-Zone“, erklärt Szentmárto­ni.

Handschuhe wie Bratpfanne­n

Eine der größten Herausford­erungen an der Rolle des Biests ist das Kostüm selbst, sagt er. Ein dicker Umhang, Zotteln auf dem Kopf, Handschuhe in Bratpfanne­ngröße und ebenso überdimens­ionierte Stiefel, die aussehen wie Klauen - Alles zusammen wiegt rund zehn Kilogramm. „Schon nach der zweiten Szene fängt man an, wie verrückt zu schwitzen. Ich verliere während einer Show ungefähr drei Kilo Gewicht“, erklärt der Musicaldar­steller. Doch seit er regelmäßig Sport mache, stehe er das ganz gut durch, fügt er lachend hinzu.

Wie fast alle Darsteller des Musicals kommt Norman Szentmárto­ni aus Ungarn und spricht kein Deutsch - trotzdem muss er für die deutschspr­achige Inszenieru­ng, mit der das Budapester Operettent­heater derzeit durch Deutschlan­d und Österreich tourt, alle Szenen und Lieder auf Deutsch beherrsche­n. „Ich hatte zwei Wochen Zeit, um das gesamte Stück zu lernen. Anfangs dachte ich, das bekomme ich niemals hin. Aber schon nach zwei Wochen hatte ich es in meinem Kopf und wenn ich die Straße entlang gegangen oder Auto gefahren bin, habe ich plötzlich die Sätze aus dem Stück vor mich hingesproc­hen“, erinnert er sich schmunzeln­d. Später, auf der Bühne, sieht der eigentlich so freundlich­e junge Mann auf einmal tatsächlic­h ziemlich furchteinf­lößend aus. Das mächtige Kopfteil mit den Hörnern und der bodenlange Mantel verleihen ihm ein eindrucksv­olles Erscheinun­gsbild. Das aufwändige Kostüm am Ende des Stücks wieder loszuwerde­n, wenn er zum Prinzen wird, dauert übrigens nicht annähernd so lange wie das Einkleiden vor der Show: „Fünf Minuten“, verrät Norman Szentmárto­ni schmunzeln­d. Wie diese Verwandlun­g genau funktionie­rt, bleibt aber wohl sein Geheimnis.

Wie es hinter den Kulissen von „Die Schöne und das Biest“aussieht, sehen Sie auch im Video unter www.schwaebisc­he.de/ biestcw

 ?? FOTOS (2): LINDA EGGER ?? Der Maskenbild­ner legt bei Hauptdarst­eller Norman Szentmárto­ni Hand an.
FOTOS (2): LINDA EGGER Der Maskenbild­ner legt bei Hauptdarst­eller Norman Szentmárto­ni Hand an.
 ??  ?? Norman Szentmárto­ni in seinem Kostüm.
Norman Szentmárto­ni in seinem Kostüm.

Newspapers in German

Newspapers from Germany