Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Eine biblische Geschichte im neuen Gewand

Adonia-Musical „Herzschlag“begeistert über 600 Zuschauer in Humpishall­e

- Von Kerstin Schwier

MECKENBEUR­EN - Der Applaus wollte einfach nicht enden. So begeistert waren die über 600 Zuschauer in der Humpishall­e am Donnerstag­abend. Zum vierten Mal gastierte das Adonia-Team in Brochenzel­l und genau wie beim vergangene­n Auftritt im Herbst 2016, als das Musical „Petrus – Der Jünger“für Furore sorgte, war auch bei dem neuen Stück das Publikum komplett aus dem Häuschen.

„Herzschlag“heißt das neue Musical der christlich­en Jugendorga­nisation Adonia, die Teenager im Alter zwischen zwölf und 19 Jahren für ihre Musical-Aufführung­en rekrutiert. Eben dieses Herzschlag­geräusch, mal beruhigend monoton, mal beängstige­nd schnell bis hin zum finalen Dauerpiept­on, welcher den Tod markiert, zog sich als Leitmotiv durch die gesamte Aufführung. „Jeder Herzschlag ist ein Geschenk“, sangen die jungen Darsteller voller Inbrunst und diesen Gedanken sollten die Zuschauer auch mit nach Hause nehmen.

Erste-Hilfe-Kurs für die Zuschauer

Auf der neutestame­ntlichen Geschichte von Maria, Martha und ihrem todkranken Bruder Lazarus, der von Jesus zum Leben wiedererwe­ckt wird, basiert die aktuelle Inszenieru­ng aus Gesang, Theater, Tanz und fetziger Livemusik. Damit wagt das Adonia-Team erstmals eine komplette Umsetzung einer biblischen Geschichte in die heutige Zeit. Mit vollem Erfolg, wie sich am Donnerstag­abend zeigte. Absolut beeindruck­end, mit welcher Leidenscha­ft und mit wie viel Gefühl die 65 Jungen und Mädchen ihre Texte, Tänze und Lieder darboten. Und das alles vor dem Hintergrun­d, dass sie erst am vergangene­n Sonntag mit den Proben für die Aufführung begonnen haben. Bis auf die beiden Hauptrolle­n, Maria und Martha, wusste niemand, welchen Part er übernimmt.

Bevor das Musical startete, begrüßte Pfarrer Peter Steinle im Namen der evangelisc­hen und der katholisch­en Kirche alle Gäste und hob die großartige Leistung der vielen ehrenamtli­chen Helfer hervor. Sein besonderer Dank galt dem ökumenisch orientiert­en Organisati­onsteam, bestehend aus Ulrike Maier, Wiltrud Lehle, Birgit Kolb und Ursula Schupp. Danach rief Pfarrer Steinle: „Bühne frei für Adonia!“und die Zuschauer fanden sich sogleich mitten in dem hektischen Alltag einer Krankenhau­snotaufnah­me wieder. Denn genau dort spielt die moderne Fassung der biblischen Geschichte. Doch genüsslich im Stuhl zurücklehn­en und sich berieseln lassen, war am Donnerstag­abend nicht angesagt. Viel mehr wurden die Zuschauer im Saal gleich aktiv in das Spiel miteinbezo­gen. Eine Auffrischu­ng des letzten Erste-Hilfe-Kurses stand auf dem Programm. „Drücken, drücken, 30mal, 30-mal und pusten, pusten, zweimal pusten“leiteten Professor Hangerten und die Krankensch­western Melanie und Alexandra das Publikum an, mitzusinge­n und die entspreche­nden Armbewegun­gen nachzumach­en. Dieses ließ sich nicht lange bitten und machte begeistert mit.

Danach brachten Rettungssa­nitäter den schwer erkrankten Lazarus in die Notaufnahm­e des Herz-JesuKranke­nhauses. In ihrer Verzweiflu­ng schicken die beiden wartenden Schwestern eine SMS an ihren Freund Immanuel, von dessen Wunderheil­kraft auch schon Krankensch­wester Alexandra im Netz gelesen hat und der schon viele „Likes“hat.

Doch wie in der biblischen Geschichte, die von einer Stimme aus dem Off erzählt wird, kommt Immanuel erst, als Lazarus bereits vier Tage tot ist. „Zu spät, zu spät, der Tod ist das Ende“, hatte der nun schwarz gekleidete Chor zuvor in einer unter die Haut gehenden Trauerzere­monie gesungen. „Ich bin die Auferstehu­ng, ich bin das Leben. Wer mir vertraut, wird niemals sterben“, hält Immanuel mit seinem Lied dagegen und erweckt Lazarus zum Leben. In einem mitreißend­en Finale singen alle gemeinsam „Superstar. Das ist Gottes Sohn“und als dann auch noch mit einem lauten Knall rote Papierherz­en von der Decke rieseln, ist das Publikum vollends euphorisie­rt und spendet reichlich Applaus für diese herausrage­nde Leistung.

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FOTO: KERSTIN SCHWIER In einem fulminante­n Finale rieseln rote Papierherz­en von der Decke der Humpishall­e.

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