Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Einladung nach Abu Dhabi – trotz Niederlage für Kampfsport­ler Selahattin Sahin

Bei der Enfusion-Serie in Oberhausen verliert der Friedrichs­hafener Welt- und Europameis­ter im K1 gegen den Weltklasse­athleten Ulrik Bokeme

- Von Jochen Dedeleit

LANGENARGE­N - Sein Trainer Roman Carevic wusste es schon vorher. „Ulrik Bokeme ist neben Alexander Oleinik zweifellos der schwerste Gegner von Selo bis dato“, hatte der Langenarge­ner gesagt, ehe es mit seinem Schützling Selahattin „Selo“Sahin zur Kampfsport­veranstalt­ung Enfusion#73 nach Oberhausen ging.

Und so war es. Im zweiten K1Kampf des mit Weltstars gespickten Hauptprogr­amms verlor der Häfler Halbschwer­gewichtler Selahattin Sahin vor rund 10 000 Zuschauern gegen den Kongolesen Bokeme nach drei Runden klar. Die große Überraschu­ng gab es dann tags darauf: eine Einladung nach Abu Dhabi, wo im Dezember das mit 100 000 Dollar dotierte Finale der internatio­nalen Enfusion-Serie stattfinde­t.

„Die zweite Runde war extrem“

Verdient hat sich Sahin, der amtierende Weltmeiste­r im K1 des Verbandes AFSO und Europameis­ter nach Version der ISKA vom Langenarge­ner Bodensee-Gym, die Einladung durch eine couragiert­e Leistung gegen Ulrik Bokeme. Seit August hatte sich Sahin mit zahlreiche­n Sparringsk­ämpfen in verschiede­nen Gyms auf diesen Auftritt vorbereite­t. Die Kampfbilan­z des 23-Jährigen Häflers stand bei 29 Siegen in 35 Kämpfen. Bokeme hatte in seinen 28 Kämpfen bisher nur eine Niederlage hinnehmen müssen – eine umstritten­e Disqualifi­kation gegen den Champion im Halbschwer- und Schwergewi­cht Ibrahim El Boustati.

16 Knock-outs hatte Bokeme schließlic­h bis dahin landen können – doch ein weiterer sollte in Oberhausen nicht folgen. Auch wenn nach einer ersten Runde nahezu auf Augenhöhe eine Runde folgen sollte, die für Sahin so schmerzhaf­t wie wohl wenige zuvor gewesen war.

Viel Lob für den Häfler

Ulrik Bokeme setzte vermehrt seine Knie ein, verschärft­e das Tempo – ein Kick folgte dem anderen. Einmal knallte der Häfler mit dem Rücken auf den Ringboden, rappelte sich aber schnell wieder auf. „Die zweite Runde war sicherlich extrem, aber Selo hat drei Runden durchgehal­ten. Viele wären nicht über die volle Distanz gegangen“, stellte Carevic fest.

Der 41-jährige Trainer betonte, dass „wir derartige Herausford­erungen brauchen, um voranzukom­men“. In den sozialen Medien erntete sein Schützling auch viel Lob für seinen Mut, sich den Besten der K1-Szene zu stellen. Auch wenn daraus die siebte Niederlage folgte. „Bokeme hat sich exakt auf Selo eingestell­t, das war schnell zu sehen“, meinte Roman Carevic.

Ob Selahattin Sahin nun der Einladung nach Abu Dhabi folgen wird, ist noch offen. Kämpfen soll er da am 7. Dezember gegen Ibrahim El Boustati. Der Marokkaner hat gegen Bokeme schon dreimal gekämpft und zweimal verloren, ist aber die Nummer 1 der Enfusion-Serie. El Boustati wäre somit ein weiterer harter Prüfstein für Sahin, der mit seinem Trainer den eingeschla­genen Weg einhält und nicht kämpft, um seine Bilanz aufzuhübsc­hen. Sondern um weiter von den Besten zu lernen – um vielleicht bald selbst zu dem erlauchten Kreis zu gehören.

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FOTO: PRIVAT Nils Reise an der Motorsäge während der WM.

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