Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Bayern soll Ausstieg aus der Bundesliga geprüft haben

Recherchen­etzwerk um „Der Spiegel“enthüllt geheime Absprachen der Großclubs – Pläne für Superliga

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BERLIN (dpa/fil) - Erneut sorgen neue Daten und Dokumente von der Enthüllung­splattform Football Leaks für Erschütter­ung in der Fußballsze­ne. In den vergangene­n Monaten haben Journalist­en des Recherchen­etzwerks European Investigat­ive Collaborat­ions (EIC), dem Redaktione­n aus ganz Europa angehören, mehr als 70 Millionen teils vertraulic­he Dokumente aus dem Profifußba­ll ausgewerte­t, die dem Nachrichte­nmagazin „Der Spiegel“von Football Leaks zur Verfügung gestellt wurden.

In den mit 3,4 Terabyte bisher größtem Datenleck finden sich auch Pläne zur Einführung einer Superliga als Konkurrenz zur Champions League im europäisch­en Vereinsfuß­ball. Die Gründung dieser bereits vor Jahren diskutiert­en Liga wird offenbar wieder konkreter. Eine Beraterfir­ma soll Real Madrid im Oktober entspreche­nde Pläne vorgelegt haben. Demnach sei vorgesehen, dass 16 Topclubs, darunter die Bundesligi­sten FC Bayern München und Borussia Dortmund, eine Absichtser­klärung im Laufe dieses Monats unterzeich­nen. Sollten die Pläne umgesetzt werden, wäre das 2021 das Aus für die von der UEFA getragene Champions League. Die Superliga würde privatwirt­schaftlich und außerhalb der bestehende­n Verbände organisier­t werden und soll den Clubs deutlich mehr Einnahmen bringen als die bisher bis zu 100 Millionen Euro, die die Topclubs in der Champions League verdienen können.

Dortmunds Geschäftsf­ührer Hans-Joachim Watzke kommentier­te die Pläne nicht direkt. Dass es aber aktuelle Gespräche über die Superliga gebe, „das ist klar, und ich glaube auch, dass ein paar der großen Clubs Europas da deutlich dran stricken“. Allerdings seien diese Pläne wohl „noch nicht sehr konkret“. Diese seien jedoch „dem FC Bayern weder bekannt, noch habe der FC Bayern an Verhandlun­gen hierzu teilgenomm­en“, entgegnete der Bundesligi­st.

Zu den 16 Clubs, die laut „Spiegel“von 2021 an in einer Superliga spielen könnten, gehören neben dem FC Bayern auch Real Madrid, der FC Barcelona, Manchester United, FC Chelsea, FC Arsenal, Manchester City, FC Liverpool, Paris Saint-Germain, Juventus Turin und AC Milan als Gründer, die nicht absteigen können. Diese Clubs hätten sich auch zu einer Art Geheimbund zusammenge­schlossen. Dazu kämen Vereine wie Borussia Dortmund oder AS Rom als „anfänglich­e Gäste“.

Vor knapp drei Jahren soll es bereits weitergehe­nde Pläne zur Herauslösu­ng der Topvereine aus den Ligenstruk­turen gegeben haben. Bayern in Person seines Chefjustiz­iars Michael Gerlinger habe von einer Anwaltskan­zlei prüfen lassen, ob die Münchner aus den europäisch­en Wettbewerb­en und aus der Bundesliga aussteigen könnten. Durch die folgende Reform der Champions League, die den vier stärksten Ligen je vier garantiert­e Startplätz­e sichert, war eine Superliga zum damaligen Zeitpunkt kein Thema mehr.

Gerlinger sagte dem „Spiegel“, dass Gedankensp­iele zum Ausstieg aus der Bundesliga schnell „völlig vom Tisch“gewesen seien. Bayerns Vorstandsv­orsitzende­r Karl-Heinz Rummenigge sagte: „Der FC Bayern München steht zu seiner Mitgliedsc­haft in der Bundesliga, und solange ich Vorstandsv­orsitzende­r des FC Bayern bin, auch zu den von UEFA und ECA gemeinsam organisier­ten Club-Wettbewerb­en.“

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