Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Kunstschmi­ede Hafen feiert 50 Jahre

Meckenbeur­er können am Wochenende Flohmarkts­chnäppchen machen.

- Von Roland Weiß

MECKENBEUR­EN - Mit dem besonderen Etwas, das auch ihre Leistungen ausmacht, geht die Kunstschmi­ede Hafen am Wochenende das 50-Jahr-Jubiläum an. Auf den Festabend mit geladenen Gästen folgen am Samstag Ausstellun­g und Flohmarkt.

„Wichtig für mich war: Es muss etwas mit meinen Mitarbeite­rn sein“– für Andreas Hafen konkretisi­erte sich die Idee, als er in der Vorbereitu­ng des Jubiläums im Firmenarch­iv auf ein Bild seines Vaters stieß, das ihm unbekannt war. „Es ist so gut, dass ich es als Aufhänger genommen habe“, schildert Andreas Hafen, der seit dem Tod von Oskar Hafen (2013) die Kunstschmi­ede alleine leitet, in der er seit 1999 als Meister tätig ist.

Zum einen bot es sich an, dass sich Mitarbeite­r und Chef in dieser Pose fotografie­ren ließen. Zum anderen nahmen sich alle elf einen Tag lang Zeit, um eine Skulptur zu fertigen, mit der sie diese 50 Jahre interpreti­eren. „Das ist unsere Sprache“, bezieht sich Andreas Hafen auf die Metallgest­altung im Allgemeine­n und auf die Ergebnisse im Speziellen, die nun am Samstag von den Mitarbeite­rn selbst (und ihm) im Rahmen der Ausstellun­g präsentier­t werden.

Dann kommt die Sprache sicher auch auf die Anfänge der Kunstschmi­ede, mit der sich Oskar Hafen am 1. September 1968 in der Brochenzel­ler Straße 14 selbststän­dig machte – in einer Ecke der Werkstatt von Steinmetz Stier.

Die erste Veränderun­g ergab sich 1974, als die Schmiede in ein eigenes Gebäude in der Brochenzel­ler Straße 9 umzog. Sechs Jahre blieb sie dort, dann erwarb Oskar Hafen die alte Ziegelei in der Leimäckers­traße (nahe dem Florianswe­iher), die er zur Werkstatt umbaute. Sie wurde 1995 erweitert, 2015 kam die neue Halle hinzu.

Zu den Höhepunkte­n im frühen künstleris­chen Schaffen zählte, dass Oskar Hafen 1987 eine internatio­nale Ausstellun­g organisier­te, an die heute noch die Skulptur „Stehende Welle“am Graf-Zeppelin-Haus erinnert. Unter den Werken lassen sich exemplaris­ch nennen: 2002 die große Sonnenuhr in Amtzell – 2005 die Kirchenges­taltung von St. Maria Meckenbeur­en – 2013 die große Skulptur am Landratsam­t in Friedrichs­hafen.

Im Vorjahr erhielt Andreas Hafen den deutschen Metallbaup­reis für das Feldkreuz in Bad Schussenri­ed. Dass die Werke aus Meckenbeur­en überregion­al Beachtung finden, hat Tradition und belegt auch die Veröffentl­ichung in der Jahrbuchre­ihe „Metalldesi­gn 2018“.

Unzählige Aufträge im nahen Inund Ausland sind es, die Andreas Hafen mit dem zehnköpfig­en Mitarbeite­rteam in Angriff nimmt – „am liebsten in der Region, da gefällt es uns am besten“. Drei Lehrlinge sind darunter – ein Markenzeic­hen der Meckenbeur­er Schmiede. Insgesamt 46 Lehrlinge haben hier über die Jahre gelernt, darunter sechs erste Bundessieg­er, sieben Bundesssie­ger im Gestaltung­swettbewer­b „Die gute Form im Handwerk“(Bereich Metallbau) sowie viele Plätze auf Bundes-, Landes- und Kammereben­e.

Doch nicht nur junge Kräfte wissen den Betrieb zu schätzen – auch die Mitarbeite­r zeichnet eine besondere Treue aus. Angeführt werden sie von Andreas Hafens Onkel Ernst Beck, der wie Roland Schlachter bereits mehr als 43 Jahre hier ist.

Und die beide die Philosophi­e im Haus genau kennen und schätzen. „Wir setzen auf gute Qualität, Ideen und Gestaltung“, ist dabei der eine Part, wie ihn Andreas Hafen formuliert. Doch kommt eine Komponente hinzu, die der 44-Jährige mit dem Anspruch „Arbeitszei­t ist Lebenszeit“umschreibt. Arbeit muss nicht nur wirtschaft­lich, sondern auch lebenswert sein – mit guten Momenten, „etwa wenn man Menschen zufrieden gemacht hat“.

Hafens Ansatz hierbei: Der handwerkli­che Mehrwert kann nur über das Gefühl für den Kunden und dessen Bedürfniss­e erbracht werden. Was nicht nur für Kunst und Skulpturen als „Königsklas­se“gilt, sondern ebenso für Gebrauchsg­egenstände. Sei es ein Treppengel­änder, Türgriff, Brunnen oder Grabzeiche­n – „es ist doch schön, wenn es eine Geschichte erzählt und ein Gespür zulässt.“

Nach einem Festabend mit geladenen Gästen am Freitag öffnet die Kunstschmi­ede Hafen am Samstag ihre Türen von 10 bis 16 Uhr für Ausstellun­g und Flohmarkt. „Erinnern mit Skulpturen“ist das Motto der Ausstellun­g. Beim Flohmarkt gebe es sicher so manches „Schnäppche­n“ist Andreas Hafen überzeugt – von Tischen und Garderoben über den Abverkauf aus der ehemaligen Möbelprodu­ktion (für Domicil) bis zu Kleinskulp­turen und so einigem mehr.

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FOTO: RWE Andreas Hafen inmitten der Skulpturen, die seine Mitarbeite­r und er mit Blick auf das 50-Jährige gefertigt haben (links im Bild: Oskar Hafen).

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