Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Ein Hauch Science-Fiction im Fallenbrunnen
In der „Lernfabrik Fallenbrunnen“forschen Studenten und Mitarbeiter zum Thema Industrie 4.0
FRIEDRICHSHAFEN - Mit der Digitalisierung von Produktion – der Industrie 4.0 – damit beschäftigen sich die Mitarbeiter und Studenten der „Lernfabrik Fallenbrunnen“. Sie entwickeln Software für Industrieroboter, rüsten alte Roboter auf oder arbeiten an Augmented-Reality-Anwendungen, die in Produktionsprozessen eingesetzt werden.
Die Lernfabrik ist in den Räumen der Dualen-Hochschule BadenWürttemberg im Fallenbrunnen untergebracht und ist ein Projekt des Instituts für Weiterbildung, Wissensund Technologietransfer und der Technik GmbH (IWT). Die Zeppelin-Stiftung unterstützt die Lernfabrik mit einer Förderung in Höhe von 1,9 Millionen Euro für drei Jahre. Der Fokus der Arbeit in der Lernfabrik liegt auf der Forschung und Wissensvermittlung im Umfeld der Industrie 4.0. „Wir haben uns auf die Gebiete Robotik und Digitalisierung spezialisiert“, sagt Projektleiter Kris Dalm. Dabei arbeiten die Mitarbeiter und Studenten mit Firmen zusammen.
Bei den Studenten kommt das Angebot an. „Rund 80 Studenten haben seit dem Start bei uns geforscht, und drei von ihnen ihre Masterarbeit in der Lernfabrik geschrieben“, sagt Dalm. Dabei beschäftigen sich die Studenten mit unterschiedlichen Projekten. „Wir haben drei Studentinnen, die arbeiten derzeit an einem Retro-Fit-Projekt von einem Roboter aus dem Jahr 1984 “, sagt er. Sie arbeiten daran, die Steuerung des Roboters über eine kleine Platine laufen zu lassen – ein Projekt aus der Praxis. „Viele Unternehmen haben noch in die Jahre gekommene Maschinen, die aber mit der modernen Infrastruktur kommunizieren müssen“, sagt Dalm. So können die Roboter zum einen schneller für ihre Aufgaben angelernt werden, und zum anderen sparen die Unternehmen so Geld, da sie keine neuen Maschinen anschaffen müssen.
Vorteil: akkurat und gleichmäßig
Roboter, wie die aus dem Retro-FitProjekt, führen eine bestimmte Aufgabe aus, wie das Festdrehen einer Schraube. In Werkshallen muss er hinter einer Schutzvorrichtung arbeiten, damit er keinen verletzt. Bei den kollaborativen Robotern sieht das anders aus. Sie können mit dem Menschen zusammenarbeiten, weil sie Sensoren in ihren Gelenken verarbeitet haben. Sobald ein Mensch sie berührt, stellen sie ihre Bewegung ein und können so niemanden verletzen.
Auch wenn die Aufgaben, die die Roboter ausführen, simpel sind und auch von Menschen erledigt werden können, habe ihr Einsatz einen Sinn. „Grundsätzlich kann kein Roboter einen Menschen ersetzen“, sagt Dalm. „Doch bei einfachen Sachen arbeitet der Roboter sehr akkurat und gleichmäßig. Würden Menschen diese Aufgabe übernehmen, würde das Ergebnis bei jedem anders aussehen“, sagt der Ingenieur. Außerdem könne der kollaborative Roboter, in diesem Fall ein Kuka-Arm, eine Masse von 14 Kilogramm heben. „Würde das ein Mensch machen, wäre er irgendwann erschöpft. Dem Roboter macht das nichts aus“, erklärt Dalm.
Software für die Roboter
Um den Robotern eine Aufgabe zu geben, muss eine passende Software entwickelt werden. Darum kümmert sich in der Lernfabrik Harsh Sheth. Er arbeitet unter anderem an einem System, das mit allen Robotern, dem Fahrerlosen Transport System (FTS), Sensoren und Kameras kommunizieren kann und sie so koordinieren kann. Dieses System kann unter anderem beim Autonomen Fahren eingesetzt werden.
Doch nicht nur Roboter stehen in der Lernfabrik im Fokus. Auch die Digitalisierung von Industrieprozessen spielt eine Rolle. In einigen Unternehmen sind in der Fertigung Augmented Reality (Erweiterte Realität)-Brillen im Einsatz. Setzen sich die Mitarbeiter diese Brille auf, wird ihnen ein Produktionsprozess Schritt für Schritt über diese Brille erklärt. „Damit wird es auch möglich, dass Ingenieure irgendwo auf der Welt technische Fehler beheben können, ohne dass sie vor Ort sind“, sagt Dalm.
Über die Brille kann ein Ingenieur das technische Problem begutachten und den Fehler feststellen und Mitarbeiter vor Ort dazu anleiten, das Gerät zu reparieren. Ein solcher Arbeitsbereich ist zur Forschung auch in der Lernfabrik eingerichtet.