Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Bodenseegürtelbahn: Neue Züge sind in Produktion
Sechs zusätzliche Triebwagen sollen ab Mitte 2019 zwischen Friedrichshafen und Radolfzell fahren
BODENSEEKREIS - Das Verkehrsministerium Baden-Württemberg hat fünf neue Züge für die Bodenseegürtelbahn bestellt. Sie werden derzeit bei der Firma Alstrom in Salzgitter gebaut. Ab Mitte 2019 sollen sie auf der Strecke zwischen Friedrichshafen und Radolfzell fahren, schreibt das Ministerium in einer Pressemitteilung.
Zugausfälle und überfüllte Personenzüge sollen demnach ab Mitte 2019 auf der Bodenseegürtelbahn nicht länger zum Alltag gehören. In der Vergangenheit sei es bei der Fahrzeugwartung bei der DB ZugBus Regionalverkehr Alb-Bodensee (RAB) zu Problemen gekommen, heißt es. Aus diesem Grund seien Züge häufig ausgefallen oder überfüllt gewesen.
Nachdem sich die Beschwerden von Fahrgästen massiv gehäuft hatten, erstellte das Verkehrsministerium zur Verbesserung der Situation einen Zwei-Stufen-Plan. Dieser sah im ersten Schritt eine Erhöhung des Takts auf bestimmten Streckenabschnitten vor. Der Grundtakt zwischen Lindau und Radolfzell wurde zwar nicht erhöht. Dafür werden aber seit dem Frühjahr zu den Stoßzeiten zusätzliche Züge eingesetzt, wenn mit mehr Fahrgästen gerechnet wird.
Erste Verbesserungen
Die Züge ergänzen den Grundtakt, indem sie zwischen den eigentlichen Abfahrtszeiten fahren. Sie sind auch nicht auf der gesamten Strecke unterwegs, sondern entlasten die Linie nur auf bestimmten Abschnitten, beispielsweise zwischen Friedrichshafen und Markdorf. Das Verkehrsministerium stellte bereits „deutliche Verbesserungen“fest. „Die Taktzeiten sowie die Kapazitäten konnten durch den Einsatz zusätzlicher Züge zu den Hauptverkehrszeiten bereits deutlich erhöht werden“, sagt Uwe Lahl, Amtschef im Verkehrsministerium Baden-Württemberg.
Im zweiten Schritt kommen fünf neue Triebwagen des Typs LINT 54 der Firma Alstrom auf die Schienen der Bodenseegürtelbahn. Sie sollen für die Betriebsstabilität auf dem Abschnitt zwischen Friedrichshafen und Radolfzell zum Einsatz kommen. Die Investition ist eine Ergänzung. Das bedeutet, dass dafür keine alten Züge ersetzt werden, sondern die neuen Züge in den Landesfarben schwarz-gelb-weiß noch hinzukommen. Gefahren werden sie von der Hohenzollerischen Landesbahn (HZL). „Die Fahrzeuge der RAB werden durch die Alstrom-Modelle entlastet“, sagt Uwe Lahl. „Dann fahren zwischen Montag und Freitag fast alle und am Wochenende rund 70 Prozent aller Fahrten mit den neuen Fahrzeugen, die mit 150 Sitzplätzen über rund zehn Sitzplätze mehr verfügen als zwei gekoppelte RS-1 Fahrzeuge.“
Mehr Platz ohne erste Klasse
Der Amtschef im Verkehrsministerium hat am Montag das Werk in Salzgitter besucht, um sich vorab schon ein Bild von den neuen Modellen zu machen. „Sie zählen derzeit zu den modernsten Dieseltriebzügen im Schienenpersonennahverkehr“, berichtet er. Auf die erste Klasse werde bewusst verzichtet, damit der Platz im Zug optimal genutzt werden könne. Dadurch steige die Zahl an Sitzplätzen im Zug für alle Fahrgäste. Durch diese Neuerung könne an Schultagen das Platzangebot der Regionalbahn Friedrichshafen – Singen deutlich erhöht werden. Sie fahre dann mit 300 statt der bisherigen 142 Sitzplätze. Drei neue Züge werden montags bis freitags in der Hauptverkehrszeit am Nachmittag ab Friedrichshafen nach Markdorf beziehungsweise Salem ebenfalls mit 150 Sitzplätzen fahren.
Profitieren soll nach Ansicht des Verkehrsministeriums auch die Tourismusbranche am Bodensee. In der Sommersaison können am Wochenende mit den neuen Fahrzeugen tagsüber zwei Drittel der Verbindungen künftig mit 300 statt 210 Sitzplätzen fahren. Dadurch will das Verkehrsministerium gerade auch im Tourismusund Freizeitverkehr ausreichende Kapazitäten anbieten, wie es die Region gefordert habe. Für die Wochenenden ist ein gemischter Fahrzeugeinsatz von neuen und bisherigen Fahrzeugen vorgesehen.