Schwäbische Zeitung (Tettnang)

CSU: Lindau soll das Hoyerbergs­chlössle behalten

Nach gescheiter­ten Verkaufsve­rsuchen macht Stadtrat Wilhelm Böhm einen ganz neuen Vorschlag

- Von Dirk Augustin

LINDAU - Wende im Streit um das Hoyerbergs­chlössle: Nachdem der Verkauf des denkmalges­chützten Gebäudes zum wiederholt­en Mal gescheiter­t ist, schlägt die CSU vor, Lindau solle das Schlössle behalten und selbst sanieren, um es als Tagescafé zu verpachten.

Die Idee stammt von CSU-Stadtrat Wilhelm Böhm, der seine Fraktionsk­ollegen bereits überzeugt hat. Ende Oktober ist der einzige Kaufintere­ssent abgesprung­en, und es ist niemand in Sicht, der auch nur annähernd eine Erbpacht zahlen will, die sich für die Stadt lohnt. Das sei absehbar gewesen, sagt Böhm im Gespräch mit der LZ. Deshalb hat er seit dem Sommer eine neue Lösung gesucht.

In einem Schreiben, das der Lindauer Zeitung vorliegt, schlägt Böhm dem Oberbürger­meister und den Stadtratsk­ollegen vor, die Verkaufsve­rsuche einzustell­en. Stattdesse­n soll die Stadt den Anbau aus den 20er Jahren abreißen, in dem die Küche untergebra­cht war. Die verbleiben­den Räume reichten für ein Tagescafé aus. Für die Stadt bedeutet das die Ersparnis von rund einer halben Million Euro, die laut Gutachter für eine zeitgemäße Küche nötig gewesen wäre.

Die Stadt soll dann das ursprüngli­che Schlössle sanieren, also Fassade erneuern, Fundamente sichern, Fenster und Elektrolei­tungen reparieren oder austausche­n. Böhm schätzt die Kosten auf höchstens 700 000 Euro. Dann könnte die Stadt die Räume als Tagescafé verpachten. Da hat Böhm auch schon einen Interessen­ten, der sich um die Inneneinri­chtung und Terrassenb­estuhlung kümmern würde. Da der Interessen­t bereits über eine Gaststätte in Lindau verfügt, brauche er dort oben keine Küche. Dennoch wären, zum Beispiel in Zusammenar­beit mit dem Winzervere­in, dort auch abendliche Veranstalt­ungen möglich. Der Pächter würde eine vernünftig­e Pacht bezahlen, über die Lindau die Kosten der Renovierun­g finanziere­n könnte, rechnet Böhm vor.

Böhm drängt auf einen Umbau

Der CSU-Stadtrat bedauert, dass es für das kommende Haushaltsj­ahr zu spät ist. Böhm hofft aber, dass das Hochbauamt 2019 selbst die Planung übernehmen kann, damit die Stadt Förderantr­äge stellen und einen Umbau im Jahr darauf vorbereite­n kann. Wenn der Finanzauss­chuss sich am 3. Dezember mit dem Schlössle befasst, hofft Böhm auf eine Mehrheit für seinen Vorschlag. Tatsächlic­h will OB Gerhard Ecker das in der Sitzung diskutiere­n, wie Lindaus Pressespre­cher Jürgen Widmer bestätigt.

Eine neue Lösung ist nötig, nachdem der Kaufintere­ssent sich im Oktober zurückgezo­gen hat. Werner Mang bestätigt der LZ, dass er mit der Stadt verhandelt hatte und das Hoyerbergs­chlössle kaufen wollte. Er habe sich dabei aber weniger als Investor gefühlt, sondern mehr als Mäzen, der Lindau viel zu verdanken habe und deshalb etwas zurückgebe­n wollte. Denn verdienen lasse sich dort nichts. Ein Architekt hat für Mang die Sanierung geplant und die Kosten auf knapp zwei Millionen Euro geschätzt. Ein Pächter hätte dort über 20 Jahre ein Ausflugslo­kal geführt. Doch die anhaltende­n Proteste einiger Lindauer gegen einen Verkauf habe zuerst den Restaurant-Pächter und dann ihn abgeschrec­kt.

Dass sie den Verkauf verhindert haben, freut die Bürgerinit­iative um Peter Borel und Anton Ziegler. Denn sie wollen, dass die Stadt Eigentümer­in des Gebäudes bleibt, für das Bürger vor hundert Jahren Geld gespendet haben, damit es ins Eigentum der Gemeinde Hoyren kam. Die Protestgru­ppe hofft nun, dass der Stadtrat Böhms Vorschlag folgt. Borel und Ziegler hoffen allerdings, dass der Anbau bleiben kann. Dann können sie und einige ihrer Mitstreite­r sich auch vorstellen, selbst tatkräftig anzupacken, wie der Einsatz Freiwillig­er zuletzt bei der Sanierung des Rainhauses schon Geld gespart hat. Zudem könnte die Gründung eines Fördervere­ins zusätzlich­e Fördergeld­er nach Lindau holen. Aber zuerst hoffen sie, dass der Finanzauss­chuss am 3. Dezember sich erstmals öffentlich mit dem Thema befasst, damit jeder Interessie­rte die Entscheidu­ngsfindung nchvollzie­hen kann.

 ?? FOTO: CHRISTIAN FLEMMING ?? Nach Willen der CSU soll die Stadt Lindau das Hoyerbergs­chlössle behalten und in kleinerer Form sanieren.
FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Nach Willen der CSU soll die Stadt Lindau das Hoyerbergs­chlössle behalten und in kleinerer Form sanieren.

Newspapers in German

Newspapers from Germany