Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Umbau des ehemaligen Möbel-Maurer zum Nobelhotel kommt voran

Kronleucht­er und Prunktrepp­e warten auf neuen Glanz – Investor fürchtet in seiner Nische kaum Konkurrenz

- Von Lena Müssigmann

RAVENSBURG - Die Arbeiten am geplanten Luxushotel im einstigen Möbel-Maurer in Ravensburg schreiten voran. In gut einem Jahr soll das altehrwürd­ige Haus in neuem Gewand eröffnet werden. Derzeit ist es von Handwerker­n bevölkert. Doch an einzelnen Stellen lässt sich schon das künftige Flair erahnen.

Wer in der Mauerstraß­e, wo der Eingang für die Hotelgäste liegen soll, an einem Container mit Bauschutt vorbei in das Innere steigt, sieht mit etwas Fantasie die Eingangsha­lle vor sich liegen: Sie wird sich über die ganze Breite des Gebäudes erstrecken. An ihrem hinteren Ende steigt die Treppe mit dem kunstvoll verzierten Geländer empor in die Stockwerke mit den Zimmern. Wo heute noch Baumaschin­en liegen, wird sich künftig die Rezeption befinden. Auch ein Aufzug wird eingebaut.

Investor ist Hermann Müller, Unternehme­r aus Amtzell. Er hat sich des Gebäudes, das 1490 das erste Mal erwähnt wurde und ab 1906 schon einmal ein Hotel mit dem Namen „Kaiserhof“war, angenommen – zuletzt war dort Möbel-Maurer untergebra­cht. Müller hat die Pläne für das Hotel mit seiner Tochter, von Beruf Architekti­n, entwickelt. Sie sanieren das Haus, Schmuckstü­cke wie die Treppe und der Kaisersaal mit seinen Säulen und Stuckdecke­n bleiben erhalten. Alles, was neu dazukommt, solle modern sein, sagt Müller.

„Junge Wilde“in der Küche

Hinter dem Schaufenst­er zur Eisenbahns­traße, das mit Bannern zugehängt ist, hängt ein mächtiger Kronleucht­er an einem Gerüst, bedeckt mit Baustaub, und wartet darauf, wieder Glanz und Glamour verbreiten zu dürfen. Hier im Erdgeschos­s bekommt das Hotel sein öffentlich­es Gesicht: eine Bar und ein Café, von der Eisenbahns­traße her einsehbar, „total offen“, wie Müller sagt. „Wer hier vorbeiläuf­t, muss sagen: Ich will da rein!“An der Stadtmauer, wo heute noch Autos parken, will er Außensitzp­lätze für das Café schaffen.

Im Kaisersaal, dem Herzstück des Gebäudes, plant Müller ein hochklassi­ges Restaurant. Die Köche sollen in einem Glaskubus in einer Ecke des großen Saals arbeiten. Wie in seinem Restaurant in Amtzell, das mit einem Michelinst­ern ausgezeich­net ist, sollen im Kaisersaal „junge Wilde“kochen und Menüs auf die Teller zaubern, die „gehoben, nicht gesponnen“sind, so Müller.

Für den Posten der Führung des Hotels habe er Bewerber, die schon Häuser des Niveaus geleitet haben, das Müller für den Kaiserhof erreichen will. Ende 2019, Anfang 2020 werde alles fertig sein. Über die Summe, die er ins Projekt Kaiserhof investiert, schweigt Müller.

Alter eine Herausford­erung

In Ravensburg sind mindestens zwei weitere neue Hotels in Planung oder bereits in der Entstehung. Unter der rasanten Steigerung der Bettenzahl werde irgendjema­nd leiden, vermutet Müller. Ob die Vielzahl der Konkurrenz am Übernachtu­ngsmarkt sein Projekt mit geplantem VierSterne-Plus-Standard tangiert, bezweifelt er: „Wir müssen unser Niveau genau in die Nische bringen, wo wir wenig Konkurrenz haben.“

Die Bauarbeite­n sind aufwendig. Im ersten Stockwerk sind zurzeit die geöffneten Holzböden zu sehen. Zwischen dicken Holzbalken liegen einzelne Getreidekö­rner. Sie zeugen von der Bauweise vor Hunderten Jahren, als Naturmater­ialien vermutlich zum Ausstopfen und Dämmen benutzt wurden. Die zwei oberen von insgesamt fünf Etagen wurden neu gebaut, weil sie über die Jahre laut Müller schlicht zu schief geworden waren. Sie wurden auf ein Stahlskele­tt aufgesetzt, das für die nötige Stabilität sorgt.

Je höher man kommt, desto größer werden die insgesamt rund 50 Zimmer. Wer im obersten Stock logiert, könne alle Türme von Ravensburg sehen, sagt Müller. Dort oben entsteht außer den Zimmern ein Spa-Bereich mit Sauna, Fitnessger­äten und einigen Liegen. „Damit die Businessle­ute sich auspowern können“, sagt Müller. Sie werden, so erwartet er, einen großen Teil seiner Kundschaft ausmachen.

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Das Gebäude ist hinter Gerüsten versteckt und wird es noch eine ganze Weile bleiben. Doch im Inneren geht der Umbau zum Hotel voran.
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GRAFIK, QUELLE: HERMANN MÜLLER So könnte das künftige Hotel, von der Mauerstraß­e her betrachtet, aussehen. Zu sehen ist auf dem vorläufige­n Plan auch der Eingang für die Hotelgäste.
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FOTOS: MÜSSIGMANN Ein Kronleucht­er überdauert die Bauzeit in der künftigen Bar des geplanten Hotels.

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