Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Laubblasen ist billiger als fegen
Die Stadtverwaltung erklärt die Notwendigkeit der Laubbläser im Seewald
FRIEDRICHSHAFEN
- Die Laubbläser haben es in den Gemeinderat geschafft. In der Bürgerfragestunde wollte Heinz Graf den Grund wissen, warum im Seewald Laubbläser unterwegs sind, die dort „Lärm verursachen und Energie verschwenden“. Die Stadtverwaltung wird eine ausführliche Antwort an den Fragenden schicken, der Redaktion liegt sie bereits vor.
„Auf Waldwegen besteht zwar grundsätzlich keine gesetzliche Verpflichtung zur Laubbeseitigung. Die Beseitigung von Laub kann vereinzelt und unter bestimmten Gegebenheiten dennoch sinnvoll sein“, schrieb die Verwaltung nach einer Anfrage der Schwäbischen Zeitung in der vergangenen Woche.
Im Wald bestehe nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes eine Verkehrssicherungspflicht des Waldbesitzers grundsätzlich nur für nicht waldtypische Gefahren. Das Betreten des Waldes geschieht also grundsätzlich auf eigene Gefahr. Eine waldtypische Gefahr ist etwas, das sich in der Natur so ereignet. Wie das Herabfallen von Obst auf Parkplätzen im Herbst ist auch das Laub auf den Wegen eine „Gefahr“, die die Natur so mit sich bringt.
Die Stadt sagt dazu: „Die befestigten Wege im Riedlepark gehören zum innerstädtischen gewidmeten Wegenetz. Auch hier müssen sich Fußgänger oder Radler in erster Linie selber entsprechend vorsichtig verhalten, wenn Laub auf dem Weg liegt. Eine turnusmäßige Reinigung entsprechend der Verkehrsbedeutung reicht; es muss aber nicht ständig für Laubfreiheit gesorgt werden.“
Der Trimm-Dich-Pfad ist Schuld
Der Grund, weswegen es im Seewald dann doch zum Einsatz der Laubbläser kommt, liegt in diesem konkreten Fall an dem Trimm-Dich-Pfad mit diversen Stationen für sportliche Aktivitäten, den die Stadt hier betreibt, und „der von vielen Bürgern gerne genutzt wird“, schreibt die Verwaltung. Als Betreiber dieser Freizeiteinrichtung sei die Stadt für die Verkehrssicherheit der Wege und insbesondere der baulichen Einrichtungen verantwortlich. Daher kontrollieren Mitarbeiter der Städtischen Baubetriebe im Auftrag des Stadtbauamtes regelmäßig die Sportgeräte und den Zustand der Kieswege.
Trimm-Dich-Pfad ist Schuld
„Dabei wird auch der bauliche Zustand der Kieswege überprüft, um schwer erkennbare Schäden (Stolperstellen, tiefere Schlaglöcher) möglichst zeitnah beseitigen zu können“, schreibt die Verwaltung. Außerdem werde der Randbewuchs von Zeit zu Zeit zurückgeschnitten, damit der Trimm-Dich-Pfad möglichst unbeeinträchtigt dauerhaft nutzbar bleibe.
Im Zuge dieser Sportgeräte- und Wegekontrolle „wurde zuletzt die sich über einen längeren Zeitraum aufgebaute, sehr dicke Laubschicht mit Laubblasgeräten entfernt. Hierdurch kann Unfällen durch unter dem Laub befindliche und somit nicht erkennbare Stolperstellen vorgebeugt werden. Der Trimm-DichPfad als häufig genutzte Freizeit- und Sporteinrichtung genießt insofern einen anderen Stellenwert (als der herkömmliche Waldweg), weshalb der Unfallverhütung hier eine besondere Aufmerksamkeit zukommt.“
Gleichzeitig, so räumt die Stadt weiter ein, reduziere die Beseitigung des Laubs auf diesem, aber auch auf anderen Wegen späteren Unterhaltungsaufwand. „Wird das Laub nicht gelegentlich beseitigt, verrottet es und die Wege werden im Laufe der Zeit an der Oberfläche zunehmend matschig. Dies würde dann wiederum verstärkt zu Beschwerden aus der Bevölkerung führen.“Die Reparaturarbeiten sind in der Regel teurer und mit mehr Energieaufwand verbunden.
Auf die Frage, ob das nicht auch mit Besen funktionieren würde, sagt die Verwaltung: „Das Abfegen von Laub mittels Besen wäre praktisch nur auf befestigten Flächen wirkungsvoll möglich. Unbefestigte Wege müssten mit Rechen bearbeitet werden. Mit geeigneten Laubblasgeräten lassen sich allerdings deutlich höhere Flächenleistungen erreichen (15-20fach). Der Einsatz ist daher wirtschaftlich sinnvoll. Die Geräte werden insbesondere im Spätherbst während des ,Laubfalls’ eingesetzt.“