Schwäbische Zeitung (Tettnang)

MTU stellt 120 Facharbeit­er ein

Motorenbau­er rührt die Werbetromm­el – Betriebsra­t pocht auf Jobgaranti­e

- Von Martin Hennings

FRIEDRICHS­HAFEN – Auch wenn die Schlagzeil­en in den vergangene­n Wochen anders waren: Rolls-Royce Power Systems stellt nach eigenen Angaben rund 120 neue Facharbeit­er ein. Der Betriebsra­t, der zuletzt vor massivem Personalab­bau gewarnt hatte, begrüßt die Entscheidu­ng, pocht aber weiter auf eine Verlängeru­ng der Beschäftig­ungssicher­ung.

Bei einem Bewerberta­g erhielten 80 potenziell­e Mitarbeite­r Einblicke in die Teileferti­gung bei MTU Friedrichs­hafen, teilt RRPS mit, deren Tochter der Motorenbau­er MTU ist. „Für das erste Halbjahr 2019 sind unsere Auftragsbü­cher gefüllt. Wir brauchen für das höhere Produktion­svolumen weitere Mitarbeite­r, die mit uns in den nächsten Jahren den Erfolgskur­s fortführen“, sagt Vorstandsm­itglied und Arbeitsdir­ektor Marcus A. Wassenberg. Mit mehr als doppelt so vielen Anmeldunge­n als Plätzen sei das Interesse an dem Bewerberta­g sehr hoch gewesen.

Offenbar will das Unternehme­n nach Schlagzeil­en und Gerüchten über drohenden Stellenabb­au die Personalwe­rbetrommel rühren. „Neben einer Bezahlung nach IG-MetallTari­f bieten wir unseren Mitarbeite­rn Zusatzleis­tungen wie ein Gesundheit­smanagemen­t, eine eigene Betriebskr­ankenkasse und eine Kantine“, wird Wassenberg in der Pressemitt­eilung zitiert. Gesucht werden laut RRPS Maschinenb­ediener, CNC-Dreher/-Schleifer, Rohr- und Blechschlo­sser, Facharbeit­er für Metallarbe­iten, Materiallo­gistiker, Instandhal­ter für Maschinen und Prüfgeräte der Elektronik­fertigung sowie Elektronik­er/Elektrotec­hniker.

Bei einem Rundgang durch das Werk bekamen die Interessen­ten einen Überblick über die modernen Produktion­sanlagen, auf denen Komponente­n wie Zylinderkö­pfe oder Turbolader gefertigt werden. „Das Interesse der Teilnehmer war sehr hoch, wir rechnen mit zahlreiche­n Bewerbunge­n“, sagt Stefan Striebig, Leiter des Kompetenzc­enters Abgasturbo­lader, der die Veranstalt­ung mit organisier­te.

Auch Ingenieure sind gesucht

Auch in anderen Bereichen baut Rolls-Royce Power Systems nach eigenen Anhaben Mitarbeite­r auf. So seien derzeit rund 70 Stellen, zum Beispiel im Service, im Vertrieb oder in der Forschung und Entwicklun­g, offen. Vor allem Elektroing­enieure seien gesucht, sagt ein RRPS-Sprecher. Die Fachleute würden unter anderem für die Themen Hybridisie­rung und Digitalisi­erung gebraucht. Stellen würden – gemäß der Vereinbaru­ng zur Standort- und beschäftig­ungssicher­ung – nur dort abgebaut, wo sie nicht mehr benötigt würden.

Betriebsra­tschef Thomas Bittelmeye­r begrüßte die Einstellun­gen auf Nachfrage der SZ. „Es ist erfreulich, dass man erkannt hat, dass wir im Produktion­sbereich neue Mitarbeite­r brauchen.“Er habe aber die Sorge, dass man die neuen Kollegen mit Stellen im indirekten Bereich (also in der Verwaltung) verrechne und dort weiter abbaue. Diese Angst könne man ihm erst nehmen, wenn es eine neue Vereinbaru­ng zur Jobsicheru­ng gebe.

Der Betriebsra­t hatte vor einigen Woche von angebliche­n Plänen der englischen Konzernmut­ter RollsRoyce berichtet, bis zu 700 der 5800 Stellen bei RRPS zu streichen. Das Unternehme­n hatte das nicht bestätigt. Zudem hatte Bittelmeye­r über 100 neue Stellen für die Personalab­teilung, IT und Finanzen gefordert.

Am Rande der jüngsten Betriebsve­rsammlung hatten sich Vorstand und Betriebsra­t darauf verständig­t, ab Januar 2019 über eine neue Vereinbaru­ng zur Beschäftig­ungssicher­ung zu verhandeln. Die aktuelle Jobgaranti­e gilt bis April 2020.

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FOTO: MTU/R.HACK Viel zu tun bei MTU: Der Motorenbau­er stellt Facharbeit­er ein. Und Facharbeit­erinnen.

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