Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Mehr Gedanken als Gerichte von Vincent Klink
Der schwäbische Küchenmeister Vincent Klink ist zwar auch ab und zu im SWRFernsehen zu sehen, gefühlt aber weit weniger kameraverliebt als seine Kollegen Steffen Hensler, Frank Rosin, Nelson Müller, Alexander Herrmann oder Johann Lafer, um nur mal ein paar Beispiele zu nennen. Die haben ihr Kerngeschäft, nämlich das Kochen und Bewirten in einem Restaurant, längst aus den Augen verloren und fühlen sich vielmehr als Fernsehstars.
Klink, Patron der Stuttgarter Wielandshöhe, sieht sich dagegen lieber als Kochkünstler, Literat, Musiker, Komponist, Kalligraph, Verleger und Bibliophiler. Seit vielen Jahren führt er ein Tage- und Rezeptebuch, in dem er politisiert und philosophiert, diskutiert und interveniert. Das Beste aus zwölf Jahren Küchenkladde liegt nun in Buchform vor.
Den Hauptteil machen Notizen, Reflexionen und Bonmots aus. Man erfährt unter anderem, warum in der Wielandshöhe kein San-PellegrinoWasser mehr bestellt werden kann (es gehört zum Nestlé-Konzern), weshalb die Belegschaft ein hohes Trinkgeld Flüchtlingen spendete (es kam von einem AfD-Tisch), dass Vincent Klink Bärlauch hasst (übertüncht alles) und Gerhard Polt ungeniert Darmwinde loswird („Der druckt mi nimmer“).
Immerhin sind auch 43 Kochrezepte aufgeführt von A wie ApfelMeerrettich-Suppe bis Z wie Zwiebelrostbraten. Nur eine Frage bleibt offen: Warum enthält die RisottoAnleitung nicht ein einziges Gramm Parmesan? Vielleicht kann uns Vincent Klink das im nächsten Tagebucheintrag beantworten.
Vincent Klink: Angerichtet, herzhaft und scharf! Aus meinem Tage- und Rezeptebuch. Verlag Klöpfer & Meyer, 276 Seiten, 18,99 Euro. ISBN 978-3-86351-471-6.