Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Reden, essen und sich kennenlernen
Das erste internationale Frauentreffen in Tettnang ist ein Erfolg.
TETTNANG - Zum ersten internationalen Frauentreffen haben das Team des Familientreffs, das Integrationsnetzwerk und die Stadt Tettnang am Samstagnachmittag ins FamilienHaus Josefine Kramer eingeladen. Zahlreiche Frauen waren gekommen und hatten eine kulinarische Köstlichkeit ihres Landes mitgebracht.
Nach einer kurzen Begrüßung von Brigitte Ganzmann, Flüchtlingsbeauftragte der Stadt Tettnang, übernahm das Wort Stefanie Acker von der Arbeiterwohlfahrt (AWO), die eine bunte, mollige Frauenfigur namens „Nana“mitgebracht hatte, die bei einer Vorstellungsrunde von Frau zu Frau gereicht wurde. Elise Ingrid aus Kamerun lebt seit 17 Jahren in Deutschland und arbeitet als Ärztin in Ravensburg. Den deutschen Namen hat sie eher aus Zufall erhalten, man gab den Kindern gern fremdländische Namen. Elise hat ihr Lebensziel geradlinig verfolgt. Da sie schon immer Medizinerin werden wollte und die Ausbildung in Deutschland bevorzugte, hat sie schon vor dem Studium begonnen, in Kamerun Deutsch zu lernen. Dann kam sie ganz allein nach Deutschland.
Marina aus Armenien lebt seit sieben Monaten in Tettnang, sie ist 32 Jahre alt, spricht gut Englisch und lernt fleißig Deutsch. Rutthild stammt aus Siebenbürgen, sie kam vor 42 Jahren als Flüchtling hierher und möchte, da sie jetzt in Rente geht, ehrenamtlich tätig werden. Ferestha (33), Kadice (32) und Sarah (23) aus Afghanistan leben mit ihren Familien seit drei Jahren hier und sprechen gut Deutsch. Sie sind gern in Tettnang. Ariane ist Philippina und hat vor über 20 Jahren einen deutschen, „guten“Mann wie sie sagt, geheiratet. Sie singt im Chor und möchte ihre deutschen Sprachkenntnisse weiter verbessern. Aus Indien stammt Prya, deren Mann im Moment bei einer Tettnanger Firma tätig ist.
„Wie sieht es in eurem Land mit der Gleichberechtigung der Frau aus? Dürft Ihr alleine auf die Straße gehen?“wollte Stefanie Acker wissen. Seit es die Taliban gibt, sei es sehr gefährlich für Frauen, allein aus dem Haus zu gehen. Selbst wenn Kinder dabei sind, ist es ein großes Risiko, so die Afghaninnen. In Indien sei es ähnlich, Armenien mache Fortschritte. In Kamerun spiele es eine Rolle, ob man in der Stadt oder auf dem Land wohne, da in ländlichen Regionen noch veraltete Ansichten herrschten. Doch Respekt vor Männern werde immer noch allen Mädchen anerzogen. Auch sei Bigamie nicht verboten und werde zum Teil noch gelebt.
Beim Thema Bildung für Frauen sieht es ähnlich aus. Afghanischen Frauen sei es durch die Taliban verboten, eine Schule zu besuchen. Auf den Philippinen bestehe ein Recht auf Bildung für alle, sagte Ariane, sie habe von ihrer Mutter dabei viel Unterstützung erhalten. Nicht alle Frauen besitzen eigenes Geld und ein persönliches Konto. Häufig sind sie völlig abhängig von den Männern. Die etwas älteren deutschen Frauen erinnerten daran, dass auch hier erst seit 1962 verheiratete Frauen ein eigenes Konto eröffnen dürfen.
Am Ende des Nachmittags war man sich einig, wie wohltuend es war, miteinander zu reden und sich näherzukommen. Sabine Pfeifer, Leiterin des Familientreffs, wies zum Schluss auf das Internationale Café mit arabischer Übersetzerin hin, welches jeden Montagvormittag stattfindet, leider bis jetzt jedoch nicht so gut angenommen wurde.