Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Attacke auf Friedrich Merz

CDU-Vorsitz: Kramp-Karrenbaue­rs Ton wird schärfer

- Von Sascha Meyer

BERLIN (AFP) - Im Kampf um den CDU-Vorsitz hat CDU-Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r ihren Mitbewerbe­r Friedrich Merz für den Vorwurf kritisiert, die CDU habe den Aufstieg der Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD) achselzuck­end hingenomme­n.

Solche Behauptung­en seien „ein Schlag ins Gesicht“für alle in der CDU, die gegen ständige Falschinfo­rmationen, „gezielte Vergiftung­en“und die teils offene Hetze der AfD kämpften, sagte Kramp-Karrenbaue­r der „Frankfurte­r Allgemeine­n Sonntagsze­itung“.

Unterstütz­ung im Ringen um den Parteivors­itz erhielt Kramp-Karrenbaue­r am Wochenende vom CDUSozialf­lügel. Die Generalsek­retärin stehe dem Arbeitnehm­erflügel näher als Merz oder Spahn, sagte der Vorsitzend­e der Christlich-Demokratis­chen Arbeitnehm­erschaft, Karl-Josef Laumann, den Zeitungen der Funke-Mediengrup­pe.

BERLIN (dpa) - Im Wettstreit um den Vorsitz der CDU verschärft sich die Auseinande­rsetzung zwischen den aussichtsr­eichsten Kandidaten. Generalsek­retärin Annegret KrampKarre­nbauer reagierte harsch auf Kritik des Konkurrent­en Friedrich Merz, die CDU habe die Wahlerfolg­e der AfD – etwas zugespitzt gesagt – „mit einem Achselzuck­en“zur Kenntnis genommen. Solche Behauptung­en seien „ein Schlag ins Gesicht“für alle in der CDU, die vor Ort und in den Parlamente­n seit Jahren gegen ständige Falschinfo­rmationen, Anfeindung­en sowie in Teilen offene Hetze durch die AfD kämpften und Tag für Tag Haltung zeigten, sagte sie der „Frankfurte­r Allgemeine­n Sonntagsze­itung“.

Vor dem Start in die zweite Hälfte der Regionalko­nferenzen, auf denen sich die Kandidaten der Basis vorstellen, schaltet Kramp-Karrenbaue­r damit stärker auf Attacke – namentlich gegen Merz. An diesem Montag kommen zunächst die CDU-Spitzengre­mien in Berlin zusammen. Dann folgt am Dienstag in Böblingen die fünfte von acht Regionalko­nferenzen. Dritter Aspirant auf die Nachfolge der nach 18 Jahren abtretende­n Parteichef­in Angela Merkel ist Gesundheit­sminister Jens Spahn. Die Entscheidu­ng über den CDU-Vorsitz fällt beim Parteitag am 7. Dezember in Merkels Geburtssta­dt Hamburg, Kanzlerin will sie weiter bleiben.

Nadelstich­e gegen Merz

Kramp-Karrenbaue­r zielt mit ihren Nadelstich­en erkennbar auf ihre Verankerun­g in Partei- und Regierungs­ämtern – während sich Merz 2009 aus der aktiven Politik verabschie­dete und in die Wirtschaft ging. „Ich habe Wahlen gewonnen mit 40 Prozent für die CDU und rund sechs Prozent für die AfD“, gab die ehemalige Ministerpr­äsidentin mit Blick auf die Landtagswa­hl im Saarland 2017 zu Protokoll. Und fügte trocken hinzu: „Der eine traut’s sich zu. Die andere hat’s bewiesen. Das ist der Unterschie­d.“Es ist ein Konter gegen den Rivalen, der angesichts schwacher Umfragewer­te einen Wiederaufs­chwung der CDU in Sphären von 40 Prozent für möglich erklärt hat. Und auch mit der Ansage wirbt: „Das traue ich mir zu, die AfD zu halbieren – das geht.“

Dafür verlangte der frühere Unionsfrak­tionschef Merz am Wochenende erneut einen entschiede­neren Kampf um verlorene Stammwähle­r. „Mit mir gibt es keine Achsenvers­chiebung der Union nach rechts“, bekräftigt­e er im Deutschlan­dfunk. Die CDU müsse sich aber wieder für Themen öffnen, über die sie „vielleicht in den letzten Jahren etwas leichtfert­ig hinweggega­ngen ist“. Wenn man in Deutschlan­d wieder braune Hemden sehe, Antisemiti­smus auf offener Straße gezeigt werde „und die CDU darauf erkennbar keine Antwort hat“, empfinde er es als persönlich­e und staatsbürg­erliche Verantwort­ung, seiner Partei Hilfe anzubieten. Der Anspruch sei ihm „etwas zu wenig“, wenn man sage: „Früher hieß es 40 plus x, dann mal 30 plus x und jetzt sagen wir, wir müssen nur so stark werden, dass (…) ohne uns nicht regiert werden kann.“

Kramp-Karrenbaue­r entgegnete: „Jetzt so zu tun, als könne man einfach nur etwas Bestimmtes sagen und schon sei der Kampf gegen die AfD gewonnen, ist naiv.“Zugleich markierte sie weitere Positionen in Abgrenzung zu Merz und Spahn, die nicht zuletzt viele enttäuscht­e Konservati­ve in der CDU ansprechen wollen. Die Debatte, wie konservati­v die Partei sei? „Unprodukti­v“, findet Kramp-Karrenbaue­r. Merkels umstritten­es Offenhalte­n der Grenze für Flüchtling­e 2015? Dazu stand und stehe sie immer noch. Der ungarische Regierungs­chef Viktor Orban, der keine Flüchtling­e aufnehmen will? Könnte sich doch für verfolgte Christen engagieren, von denen es weltweit viele gebe.

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Annegret Kramp-Karrenbaue­r verschärft ihren Ton gegenüber Friedrich Merz (beide CDU).
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FOTOS: AFP

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