Schwäbische Zeitung (Tettnang)
„Gewalt kommt nicht in die Tüte“
„Reck-Beck“macht zum vierten Mal bei Anti-Gewalt-Aktion mit
TETTNANG - Für den 25. November hat man seit 1981 bundesweit den Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen eingeführt. Seit vier Jahren macht die Bäckerinnung BadenWürttemberg in Zusammenarbeit mit der Frauen- und Familienbeauftragten des Bodenseekreises mit. Wer in den nächsten Tagen in den Innungsbetrieben des Bäckerhandwerks im Bodenseekreis Brötchen und Brezeln kauft, entdeckt auf den Tüten die Beschriftung „Gewalt kommt nicht in die Tüte“.
Josef „Seppi“Reck, der aktive Tettnanger Bäcker, ist für Medienpräsenz und sein soziales Engagement ebenso bekannt wie für seine begehrten Backwaren. Seit der ersten Aktion in Baden-Württemberg vor vier Jahren ist Seppi Reck dabei und sagt: „Da gehört etwas getan – und wir haben gerne von Anfang an mitgemacht.“Nicht zuletzt auch durch die Motivation seiner Frau Esther sei der Entschluss gereift, dass etwas für die Verhinderung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen getan werden müsse. Am Samstag haben sich daher in der Feinbäckerei Reck zur diesjährigen „Erstausgabe“der Tüten verschiedene Vertreter aus Politik und Wirtschaft versammelt. Auch Sozialminister Manfred „Manne“Lucha und Landrat Lothar Wölfle hatten sich eingefunden, dazu Georg Beetz, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, und Innungsvertreter Stefan Müller.
Veronika Wäscher-Göggerle, Frauen- und Familienbeauftragte des Bodenseekreises, betonte, dass die Aufmerksamkeit für das Problem, das in letzter Zeit häufiger den Weg in die Medien finde, ein wichtiger Teil der Aktion gegen Gewalt sei. Es zeige sich immer wieder, wie entscheidend es sei, das Bewusstsein dafür – beziehungsweise dagegen – zu stärken. Die Frauenbeauftragte sieht die Richtung vorgegeben:
„Raus aus dem Tabu.“
In diesem Sinne fordert auch der Innenminister Lucha: „Mehr solche tollen Aktionen.“Dazu sehe er Bedarf für mehr Investitionen auf diesem Gebiet. Er möchte vom Land aus einen zweistelligen Millionenbetrag für Maßnahmen gegen Gewalt einsetzen, wie er ankündigte. Vom Bund gebe es rund 700 000 Euro für den Frauenschutz in Baden-Württemberg, 20 Millionen insgesamt bundesweit. Das sei viel zu wenig, wenn man bedenke, welche Maßnahmen notwendig seien, weshalb er den Bedarf bundesweit eher bei 120 Millionen Euro sehe.
Auch Landrat Wölfle unterstützt die Aktionen gegen Gewalt an Frauen und Mädchen. Er betonte: „Das Thema gehört in die Öffentlichkeit – und gerade auch im Alltag sollte es die notwendige Aufmerksamkeit finden.“Präventionsmaßnahmen seien generell unterfinanziert. Auf der Tüte finden sich neben den Unterstützern Landratsamt Bodenseekreis, das Landesministerium für Soziales und Integration, die Bäcker-Innung und die Kreishandwerkerschaft sowie Fachgroßhändler Bäko.
Veronika Wäscher-Göggerle wies im Gespräch darauf hin, dass die Telefonnummer 0800 0116 016,
die zum Hilfetelefon bei Gewalt gegen Frauen führe, ebenfalls auf der „Gewalt kommt nicht in die Tüte“-Tütenrückseite stehe. Die Hilfestelle ist auch über www.hilfetelefon.de erreichbar.