Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Eine Frage der Haltung

- Von Filippo Cataldo

Es hat ja keiner gesagt, dass Räumungen von Sportstätt­en auf Grund von losgegange­nen Feueralarm­en eine oberschwäb­ische Spezialitä­t wären. In den vergangene­n Wochen mussten erst alle Zuschauer aus der ZF-Arena raus nach dem Spitzenspi­el der Volleyball­er des VfB Friedrichs­hafen gegen die Volleys Berlin, wenige Tage später wurde dann auch noch die Ravensburg­er Eishalle während des Eishockey-Zweitliga-Spitzendue­lls zwischen den Towerstars und Bieitighei­m geräumt. Nur die Spieler um Trainer Jiri Ehrengerge­r durften während ● des Feueralarm­s, der sich schließlic­h als „Täuschungs­alarm“, wie es offiziell heißt, entpuppte, in der Kabine bleiben. Einen solchen Täuschungs-, oder auf gut Deutsch: Fehlalarm erlebten am Samstag nun auch die Protagonis­ten von Mainz 05 und Borussia Dortmund. Fast eine Stunde nach dem 2:1-Arbeitssie­g des Tabellenfü­hrers Dortmund in Mainz, bei dem der seit Freitag nicht mehr nur ausgeliehe­nde, sondern fest gebundene BVB-Torjäger Paco Alcácer zwei Minuten nach seiner Einwechslu­ng sein bereits achtes Jokertor der Saison erzielte, ging der Feueralarm los. BVB-Coach Lucien Favre hielt sich im Pressekonf­erenzraum der Mainzer Arena die Ohren zu, dann ging er zusammen mit Mainz-Coach

Sandro Schwarz aus dem Raum. Nach fünf Minuten die Entwarnung.

Generell wollte Favre trotz bereits neun Punkten Vorsprung auf den FC Bayern München in der Tabelle nichts wissen von der Favoritenr­olle auf den Titel. „Natürlich schauen wir auf die Tabelle, aber es gibt noch andere Mannschaft­en, die sehr, sehr stark sind. Gegen jeden Gegner ist es sehr, sehr schwer. Auch heute war es ein Arbeitssie­g“, sagte er. Ähnlich formuliert­e es einen Tag später Geschäftsf­ührer Hans-Joachim Watzke auf der Mitglieder­versammlun­g. Er rief das das „Motto der Bodenhaftu­ng“aus und richtete einen Appell an die Profis: „Jeder einzelne muss dafür sorgen, dass wir auf scharf geschaltet bleiben, dass wir nicht in schleichen­de Nachlässig­keit geraten.“

Bei Eintracht Frankfurt ist Euphorie ● derzeit ausdrückli­ch erlaubt. „Ich versuche, die Euphorie nicht zu bremsen. Das haben wir uns hart erarbeitet nach anfänglich­er Kritik, die auch berechtigt war. Wenn ich auf die Tabelle schaue, ist das ein toller Moment“, sagte Trainer Adi Hütter nach dem 3:1 beim FC Augsburg, kommenden Samstag Gegner des VfB Stuttgart. Die Eintracht hat neun der letzten zehn Pflichtspi­ele gewonnen, auch dank des neuen magischen Dreiecks, dem Sturmtrio aus Luka Jovic, Sebastien Haller und Ante Rebic. In Augsburg waren die drei Super-Angreifer wieder an allen Treffern beteiligt. „Du kannst dich nicht richtig auf sie einstellen. Alle haben Schnelligk­eit, alle sind robust, alle können was mit dem Ball“, sagte Augsburgs Martin Hinteregge­r über die drei.

Bei Hertha BSC hat Valentino Lazaro ●

eine ganz neue Begabung bei sich entdeckt. „Ich bin jetzt wahrschein­lich der Spezialist für die späten Tore geworden“, sagte der Rechtsvert­eidiger nach dem ebenso rasanten wie spektakulä­ren 3:3 gegen die TSG Hoffenheim. Lazaro war in der 87. Minute der Ausgleich gelungen. Schon sechs Tage zuvor hatte der 22-Jährige mit seinem ersten Treffer für Österreich­s Nationalma­nnschaft in der Nachspielz­eit das 2:1 in der Nations League in Nordirland gesichert. Bei den Hoffenheim­ern verstand Coach Julian Nagelsmann die Welt nicht mehr, hatte seine Mannschaft doch bereits 3:1 geführt. „Die Haltung zur Defensive, die beginnt zwischen den Ohren“, referierte Nagelsmann.

Für den Schockmome­nt des Spieltags ● sorgte im letzten Spiel Mönchengla­dbachs Matthias Ginter. Der gebürtige Freiburger und Weltmeiste­r von 2014 musste mit einer möglicherw­eise schweren Gesichtsve­rletzung in ein Mönchengla­dbacher Krankenhau­s eingeliefe­rt worden. Im Laufduell prallten Hannovers Noah

Joel Sarenren Bazee und Ginter mit ihren Köpfen zusammen, die Partie wurde minutenlan­g unterbroch­en, Ginter wurde dann zehn Minuten in einem Krankenwag­en weiterbeha­ndelt, ehe er in ein Krankenhau­s gefahren wurde. Laut Sky waren seine Ehefrau Christina und seine Eltern an seiner Seite. Sarenren Bazee konnte zunächst weiterspie­len, musste dann aber kurz vor der Pause ebenfalls das Feld verlassen.

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FOTO: DPA Matthias Ginter wird nach seiner schweren Gesichtsve­rletzung vom Platz getragen.
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