Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Verkehr soll unter die Lupe genommen werden

Antrag der BWV-Fraktion sorgt für Diskussion – Bürgermeis­ter und Knappert-Hiese geraten aneinander

- Von Britta Baier

KRESSBRONN - Braucht Kressbronn eine Gesamtverk­ehrsunters­uchung oder nicht? Wenn es nach der BWVFraktio­n geht, dann schon – diese hat in der jüngsten Gemeindera­tssitzung einen entspreche­nden Antrag zum Haushalt 2019 gestellt, dem der Gemeindera­t geschlosse­n zustimmte. Verwendet werden sollen stattdesse­n die geplanten Mittel für das Thema „Seepost“in Höhe von 80 000 Euro, weitere Beträge sollen nach Bedarf im Haushaltsj­ahr 2020 veranschla­gt werden. Nur Bürgermeis­ter Daniel Enzensperg­er tat sich anfänglich schwer mit dem Antrag, der aus seiner Sicht zu ungenau formuliert sei.

„Wir beantragen haushaltst­echnisch eine Aufstockun­g des Verkehrspl­anungsbudg­ets, damit hier das gesamte Gemeindege­biet – nicht nur südlich der Bahn – untersucht werden kann. Deckungsvo­rschlag sind die 80 000 Euro, welche für das Thema Seepost vorgesehen sind. Hier möchten wir schon unabhängig davon einen Sperrverme­rk auf die Finanzposi­tion für die Seepost beantragen“ – so lautete der Vorschlag der Bürgerlich­en Wählervere­inigung, der bei Bürgermeis­ter Daniel Enzensperg­er für Verwirrung sorgte.

Zwar sei im Haushalt ein Budget für ein Verkehrspl­anungskonz­ept südlich der Bahnlinie – unter anderem wegen des Bodan-Areals – vorgesehen, doch durch das neue Gebiet „Bachtobel“an der Friedrichs­hafener/Tettnanger Straße halte die BWV eine Gesamtbetr­achtung des Verkehrs in Kressbronn für äußerst sinnvoll, wie Dieter Mainberger für seine Fraktion erläuterte. Um die Mehrkosten auszugleic­hen, sollen die 80 000 Euro für die Seepost, die laut Verwaltung­sspitze demnächst kostenlos an alle Haushalte gehen sollte, eingespart werden. Das habe man schon einmal probiert, und sei „schiefgela­ufen“, zudem gebe es die Schwäbisch­e Zeitung, so Dieter Mainberger.

Klaus Steinhause­r pflichtete seinem Fraktionsk­ollegen bei – es gebe inzwischen so viele Brenn- und Problempun­kte im Kressbronn­er Kernort, die man sich mal komplett ansehen müsse. Auch die CDU sowie die Grünen stimmten mit ein: „Das ist unbedingt zu befürworte­n. Eine Lösung kann es nur geben, wenn man es gesamt betrachtet“, sagte Silvia Queri.

„Das interessie­rt doch keine Sau“

Nur Bürgermeis­ter Enzensperg­er tat sich schwer mit dem Antrag, hakte immer wieder nach: „Ihr müsst mir sagen, was ihr genau wollt.“Als Martina Knappert-Hiese (GUBB) schließlic­h davon anfing, dass die Probleme – vor allem im Bereich des Bodan-Areals – abzusehen gewesen wären und dabei auch den Kommunalve­rfassungss­treit ansprach, entfuhr es dem Gemeindech­ef: „Das interessie­rt doch keine Sau.“Klaus Steinhause­r mutmaßte schließlic­h, ob die Reaktion des Bürgermeis­ters mit dem Sperrverme­rk auf die Finanzposi­tion für die Seepost zu tun habe – und ab da ging alles recht schnell. Innerhalb weniger Minuten war eine korrekte Formulieru­ng gefunden: „Die BWV sieht die Notwendigk­eit, für den Kernort eine Gesamtverk­ehrsunters­uchung durchführe­n zulassen“, lautet nun der Antrag, dem sich alle anschlosse­n.

Martina Knappert-Hiese hat sich aufgrund des Verhaltens von Bürgermeis­ter Enzensperg­er ihr gegenüber an Landrat Lothar Wölfle gewandt: Der Schultes habe vor dem Verwaltung­sgericht Sigmaringe­n im Kommunalve­rfassungss­treit seine Zusage gegeben, „mich gleich wie andere Gemeinderä­te zu behandeln. An diese Zusage scheint er sich allerdings nicht mehr zu erinnern. Für die Bürgerinne­n und Bürger, die mich zur Vertretung Ihrer Interessen gewählt haben, kann es nur wie ein Schlag ins Gesicht bezeichnet werden, wenn der Schultes mich zu ignorieren und zu übergehen versucht.“

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