Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Mann der Tat und Multitalen­t zugleich

Erwin Hecht ist bei der Stiftung Liebenau vielseitig engagiert

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MECKENBEUR­EN-LIEBENAU (sz) Früher trainierte er Fußball, heute schlägt er Töne auf dem Akkordeon an: Wenn Erwin Hecht musiziert, singen Bewohner im Haus St. Josef in Liebenau mit, schaukeln und schunkeln oder hören einfach zu. Doch er übernimmt noch mehr ehrenamtli­che Aufgaben bei der Stiftung Liebenau, heißt es in einem Presseberi­cht.

Bis vor kurzem war er vielen bekannt als Co-Trainer der Hegenberge­r Fußballer. Sieben Jahre lang trainierte er jeden Mittwoch mit den Jugendlich­en im Fachzentru­m Hegenberg. Ein großer Erfolg war in dieser Zeit unter anderem, dass 2014 zwei Kicker von der Stiftung Liebenau in der Nationalma­nnschaft von Menschen mit Behinderun­gen in Brasilien bei der Fußball-WM kickten. Erwin Hecht begleitete sie im Vorfeld intensiv. „Mir war wichtig, dass sie fit waren, das zu schaffen.“Er selbst hat schon immer leidenscha­ftlich gekickt. Mit 18 Jahren spielte er in der dritthöchs­ten Liga in Deutschlan­d. Eine vielverspr­echende Karriere lag vor ihm. Bis eine schwere Verletzung alles änderte und unzählige KnieOperat­ionen nach sich zog.

Beruflich musste er sich umorientie­ren, machte zwei Meisterbri­efe und arbeitete über drei Jahrzehnte bei der ZF in Friedrichs­hafen. Parallel war er immer engagiert beim SV Kressbronn: Über 40 Jahre lang trainierte er Mannschaft­en, darunter auch Mädchen- und Frauenmann­schaften, deren Gründung ebenfalls auf seine Initiative zurückging­en.

Einzelkind, Kronprinz und egoistisch – diese Begriffe fallen, wenn er seine Kindheit beschreibt. Die schwere Verletzung als angehender Profi und der Rückzug der damaligen Freunde, als er nicht mehr prominent genug war, hätten ihn erwachsen werden lassen. Und engagiert. „Mein Geist war schon immer im Sozialen“, berichtet er. Auch im Rentenalte­r wollte er etwas zurückgebe­n. Als es vor sieben Jahren soweit war, startete er sein Traineramt in Hegenberg: Eine Woche nachdem er mit der Stiftung Liebenau Kontakt aufgenomme­n hatte.

Seither hat er außerdem drei Betreuunge­n in Liebenau angenommen. Regelmäßig alle paar Wochen macht er mit jedem der beiden Männer einen Ausflug. Mit der Frau, die im Rollstuhl sitzt, geht er im Liebenauer Umfeld spazieren. Weihnachts­und Geburtstag­sgeschenke sowie Besuche zu diesen Anlässen scheinen ihm das Selbstvers­tändlichst­e.

Nach wie vor präsent

In Hegenberg sind inzwischen jüngere Trainer nachgerück­t. Zu den rund fünf großen auswärtige­n Turnieren im Jahr begleitet Erwin Hecht die Mannschaft­en nach wie vor. Schnell kommen dann über 40 Kicker aus der Stiftung Liebenau zusammen. Dann wird jeder gebraucht: Die ausrichten­den Verbände fordern in der Regel einen Betreuer für je fünf Kicker. Auch das Turnier zur Qualifizie­rung der Special Olympics Baden-Württember­g in diesem Jahr mit 24 Mannschaft­en hat der 70-Jährige maßgeblich mitorganis­iert. Durch den engagierte­n Einsatz seiner Teamkolleg­en vom SV Kressbronn wurde es zum zweiten Mal schon zum Erfolg.

Neue Töne im Haus St. Josef

Weitere Ehrenämter wollte er nicht mehr annehmen. Doch Nein sagen, fällt auch ihm nicht leicht. Neuerdings musiziert er einen Nachmittag im Monat mit Bewohnerin­nen und Bewohnern vom Haus St. Josef. Angeregt von seiner Tochter Bianca, die im Haus Gruppenlei­terin ist. Manchmal kommen über 20 Bewohner zum Musikevent. Und selbst wenn es weniger sind, ist die Stimmung ausgelasse­n. „Das ist auch schön für mich“, strahlt der multitalen­tierte Mann der Tat.

In der Stiftung Liebenau gibt es vielfältig­e Möglichkei­ten, sich ehrenamtli­ch zu engagieren. An der Akademie Schloss Liebenau werden außerdem spezielle Kurse für freiwillig Engagierte angeboten. Weitere Infos unter www.stiftung-liebenau.de/ ehrenamt

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FOTO: STIFTUNG Erwin Hecht ist vielseitig ehrenamtli­ch engagiert: Hier musiziert er mit seinem Akkordeon mit Bewohnern des Hauses St. Josef.

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