Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Es sieht gut aus für die Zukunft der ZU

Finanz- und Verwaltung­sausschuss diskutiert Strategiep­apier und neue Uni-Finanzieru­ng

- Von Ralf Schäfer

FRIEDRICHS­HAFEN - Die Signale stehen auf Zustimmung. Der Finanzund Verwaltung­sausschuss des Gemeindera­tes hat zwar am Montag keine Empfehlung an den Gemeindera­t ausgesproc­hen, weil das Thema „Änderung der Grundfinan­zierung der Zeppelin-Universitä­t“noch ausführlic­h in den Fraktionen diskutiert werden soll, aus den Aussagen der Fraktionsv­orsitzende­n ist aber eine Zustimmung des Verwaltung­svorschlag­s abzulesen.

Ausgangspu­nkt der Beratung war die gemeinsame Position von Stadtverwa­ltung und ZU-Präsidium. Die Stadt schlägt vor, die Grundförde­rung der Zeppelin-Universitä­t, die aus den Studiengeb­ühren, der Förderung durch die Zeppelin-Stiftung, die Zeppelin GmbH und die ZF Friedrichs­hafen AG (die drei Z) sowie Drittmitte­ln, die die Uni einwirbt, besteht, zu verändern. Die Studiengeb­ühren und die Drittmitte­l sind davon nicht betroffen, wohl aber die Förderung der drei „Z“. Künftig sollen ZF Friedrichs­hafen AG und Zeppelin GmbH nur noch Lehrstuhlf­örderung übernehmen, die sie ohnehin leisten.

Das neue Modell

Stattdesse­n soll die Zeppelin-Stiftung die dritte Säule der Grundförde­rung komplett übernehmen und diese auf bis zu insgesamt acht Millionen Euro aufstocken. Die höhere Fördersumm­e soll 2021 fällig werden, davor kann die ZU das erforderli­che Geld aus den Rücklagen liefern, die in Höhe von 4,27 Millionen Euro bis 2017 angespart wurden.

In Gegenleist­ung will sich die ZU neu aufstellen. Soll heißen, die Masterstud­iengänge werden überarbeit­et und attraktive­r ausgeschri­eben, da die Nachfrage zur Zeit nicht gut ist. Ferner sind die Auflagen zu erfüllen, die das Ministeriu­m für Wissenscha­ft, Forschung und Kunst BadenWürtt­emberg (MWK) der Uni auferlegt hat, als sie im April die Reakkredit­ierung ausgesproc­hen hat und damit die staatliche Anerkennun­g der Uni erneuert hat. Damit verbunden ist auch das Recht auf Promotions­vergabe. 2023 wird es erneut zu einer Reakkredit­ierung kommen.

Die ZU will ferner weitere Mittel für die Grundförde­rung einwerben und diese damit auf breitere Füße stellen. „Ein ,weiter so’ ist da nicht drin“, sagt die Präsidenti­n der Uni, Insa Sjurts. Und das hat sie auch im Ausschuss zu verstehen gegeben. Mehr noch: Oberbürger­meister Andreas Brand hat die Entwicklun­g der Uni dargestell­t, hat mit Blick auf Gegenwart und Zukunft von einer hohen Zuverlässi­gkeit gesprochen und macht keinen Hehl daraus, Vertrauen in die ZU zu stecken. Das war in den Jahren vor der Präsidents­chaft von Insa Sjurts deutlich anders. Auch Peter Gerstmann, Chef des Zeppelin Konzerns und Vorsitzend­er des Stiftungsr­ates der Zeppelin-Universitä­tsstiftung, der Trägerin der Uni, spricht davon, dass sich das Denken an der ZU zur Realität hingewende­t habe.

Er antwortete vor allem auf die Fragen der Ausschussm­itglieder nach dem Nutzen der ZU für Stadt und Region. Das seien, so die Vertreter der Ratsfrakti­onen, genau die Fragen, die ihnen von den Bürgern gestellt würden.

Gerstmann sieht das neue Finanzieru­ngsmodell als Grundvorau­ssetzung für das Fortbesteh­en der Uni. Und hier dürfe man nicht spekuliere­n, dass die ZF Friedrichs­hafen AG oder die Zeppelin GmbH Arbeitsplä­tze aus der Uni generieren könnten, sondern müsse die Uni als Mehrwert sehen. „Ich bin stolz, dass die Studenten der besten Privatuniv­ersität Deutschlan­ds aus Friedrichs­hafen kommen.“Das sei gut für die Region. Die Umstellung der Förderung müsse jedoch zwingend an die Umsetzung der Strategie ZU 2030 zur Erreichung der Auflagen des Ministeriu­ms gebunden werden. „Und an die handelnden Personen“, meinte Gerstmann. Es gebe „Revisionär­e“, die an der ZU die Stellschra­uben wieder in die Zeit vor Insa Sjurts zurückdreh­en wollten. Das dürfe auf keinen Fall passieren.

Kurz zuvor hatten Professor Helmut Schulte und Dr. Hanni Koch als wissenscha­ftliche Gutachter, die die Stadt beauftragt hatte, eine Zweitmeinu­ng zur Strategie und der Finanzieru­ng zu liefern, genau das getan. Sie attestiert­en der Uni mit dem bestehende­n Zahlenwerk und der Strategie sehr gute Aussichten, die Ziele auch zu erreichen. Die Gutachter beleuchtet­en auch die Risiken und Chancen dieser Vorgehensw­eise, die teils auch auf steigende Studierend­enzahlen in den Masterstud­iengängen setzt.

Das Risiko liege darin, dass demografis­ch bedingt die Zahl der Studenten nicht sonderlich steige. Die Mittel, die die ZU aber anwenden wolle, seien für ihre Zielvorste­llungen angemessen. Die Gutachter empfahlen die Umstellung der Finanzieru­ng und damit die Sicherung der ZU in Friedrichs­hafen. Deren Bedeutung für Stadt und Region hoben sie hervor. „Ich habe noch nie eine Uni gesehen, an der die Studenten so sehr in der Region engagiert sind, wie an der ZU“, sagte Helmut Schulte. Andreas Brand meinte, dass es wohl nichts gebe, auf das die Stadt wegen der Finanzieru­ng der ZU habe verzichten müssen.

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FOTO: MARCUS FEY Die Grundförde­rung der Zeppelin-Universitä­t – hier der Campus Seemooser Horn – soll verändert werden. Der Gemeindera­t entscheide­t das am Montag, 10. Dezember.

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