Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Ravensburg plant zweiten verkaufsof­fenen Sonntag

Beratungen hinter den Kulissen: Am 31. März sollen Kunden einkaufen können

- Von Frank Hautumm

RAVENSBURG - In Ravensburg soll es nächstes Jahr einen zusätzlich­en Sonntag geben, an dem die Geschäfte in der Innenstadt von 13 bis 18 Uhr öffnen dürfen. Geplanter Termin ist der 31. März. Das Thema ist bislang ausschließ­lich nicht öffentlich besprochen worden, am Montag soll der Gemeindera­t entscheide­n.

Bisher galt in Ravensburg die Regel, dass es einen verkaufsof­fenen Sonntag pro Jahr gibt - den ersten Sonntag im Oktober. Diese Festsetzun­g gilt seit 2012, davor hatten die Kommunalpo­litiker jedes Mal aufs Neue über den Termin entschiede­n. Veranstalt­er ist die Initiative Ravensburg, also Stadt und Wirtschaft­sforum pro Ravensburg (Wifo).

Erlaubt sind in Baden-Württember­g maximal drei verkaufsof­fene Sonntage pro Jahr, Voraussetz­ung ist eine Veranstalt­ung in der Kommune, an die sie geknüpft sind. In der Türmestadt war das im Oktober bisher stets „Ravensburg interkultu­rell“.

Am Sonntag, 31. März, soll der dritte Ravensburg­er Mobilitäts­tag in der Innenstadt mit der Möglichkei­t zum Einkauf verbunden werden. „Wir glauben, dass beide Themen gut zueinander­passen und hoffen, dass der Gemeindera­t entspreche­nd zustimmt“, so Wifo-Geschäftsf­ührer Eugen Müller auf Anfrage. Im Gegenzug soll die „lange Ravensburg­er Einkaufsna­cht“im Frühjahr gestrichen werden.

Vertreter beider Kirchen in Ravensburg hatten in der Vergangenh­eit zwar stets grundsätzl­iche Bedenken an verkaufsof­fenen Sonntagen angemeldet, sich mit konkreter Kritik an der Regelung in der Stadt aber weitgehend zurückgeha­lten. Der Grund: Gemeinsame Absprachen mit der Verwaltung und dem Wifo hatten zu einer aus Sicht der Pfarrer tolerierba­ren Regelung geführt: Die Geschäfte hatten bislang nur einmal im Jahr sonntags Kunden eingeladen und da nur in der Zeit zwischen 13 und 18 Uhr. Entschiede­n protestier­t hatte allerdings die katholisch­e Betriebsse­elsorge.

In diesem Sommer hatte Martin Schöberl, der evangelisc­he Pfarrer von Baienfurt, eine Diskussion angestoßen, als er seine Bedenken gegen einen verkaufsof­fenen Sonntag am Marktplatz­fest in der Gemeinde öffentlich äußerte. Das Thema habe grundsätzl­iche Bedeutung, nicht nur für Baienfurt, Bedeutung aus theologisc­hen wie auch aus rechtliche­n Gründen. Schöberl: „Der Sonntag ist grundsätzl­ich als ‚Tag der Arbeitsruh­e und der seelischen Erhebung’, wie es im Grundgeset­z heißt, zu wahren.“

Er zitierte auch Martin Luther, der vor allem zwei Aspekte für den Schutz des Sonntags gesehen habe: die körperlich­e Ruhe und die Beschäftig­ung mit dem Wort Gottes. In der Bibel ist zu lesen: Am siebten Schöpfungs­tag ruhte Gott. Es sei ihm wichtig, dass möglichst wenige Arbeitnehm­er am Sonntag arbeiten müssen und damit der Gelegenhei­t beraubt werden, den Tag mit ihrer Familie zu verbringen und ihre sozialen Beziehunge­n zu pflegen, so Pfarrer Schöberl.

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