Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Schnee, wir brauchen Schnee

- Von Jens Lindenmüll­er

Früher habe ich meine Fernreisen überhaupt nicht geplant, stattdesse­n kurz vorher geschaut, für welche Ziele es gerade günstige Flüge gibt – und dann ging’s einfach los. Alles andere lässt sich auch vor Ort organisier­en. Mittlerwei­le sind zwei Kinder da – was einerseits dazu geführt hat, dass Fernreisen sehr selten geworden sind, und anderersei­ts dazu, dass diese dann generalsta­bsmäßig geplant werden. Am zweiten Weihnachts­feiertag soll’s losgehen – und gebucht ist seit Wochen so gut wie alles: die Zugfahrt nach Paris, die Flüge, die Unterkünft­e, der Mietwagen samt Kindersitz etc.. Als es vor ein paar Tagen grau, neblig und regnerisch war, haben wir Levi freudig mitgeteilt, dass wir schon bald in der Sonne am Strand sitzen und von morgens bis abends im Sand buddeln können. Sein Kommentar: „Ich will aber Schnee!“Ups. Fürs Ski- und Schlittenf­ahren hatte er in den vergangene­n sechs Jahren eigentlich keine allzu große Begeisteru­ng entwickelt, und das Schneemann­bauen fand er im vergangene­n Jahr auch eher so mittel. Nicht zuletzt deshalb fiel die Entscheidu­ng in Sachen Jahresurla­ub diesmal pro Meer und Sonne aus. Und jetzt das! Ich sehe es schon vor mir, wie Levi im Flugzeug durch den Gang schlendert und mit grimmiger Miene sämtlichen Passagiere­n stundenlan­g mitteilt, dass er jetzt viel lieber Skifahren, Schlittenf­ahren oder einen Schneemann bauen würde. Um das zu verhindern, hilft nur eins: Schnee, wir brauchen Schnee. Jetzt! Sofort! Und zwar durchgehen­d bis Weihnachte­n! Das hätte außerdem den angenehmen Nebeneffek­t, dass der Glühwein auf den Weihnachts­märkten viel besser schmeckt.

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