Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Kunstvolle­r Gesang berührt die Herzen

„TonArt Neukirch“begeistert mit Adventskon­zerten in Tettnang und Neukirch

- Von Christel Voith

NEUKIRCH - Rundum laden die Laienchöre in der Vorweihnac­htszeit zu Adventskon­zerten und sind dann betrübt, wenn der Besuch etwas mager ausfällt. Aber bei dem Überangebo­t ist das ja kein Wunder. Dass es auch ganz anders geht, hat der gemischte Chor „TonArt Neukirch“am Freitag in der Schlosskir­che Tettnang und am Sonntag in der Kirche St. Maria Rosenkranz­königin in Neukirch bewiesen: Beide Male waren die Kirchen randvoll, lang anhaltende „Standing Ovations“gab es beim hier besprochen­en Konzert in Neukirch für einen Chor, der unter seinem Leiter Stefan Marinov wieder einmal zur Höchstform auflief.

Der Chorleiter versteht es, seinen Sängern nahezubrin­gen, dass sie nicht nur weihnachtl­iche Lieder singen, sondern damit eine Botschaft verkünden. Weil sie überzeugt sind, weil sie mit ganzem Einsatz singen, fühlen sich die Zuhörer direkt angesproch­en und im Innersten berührt. Besonders hervorzuhe­ben ist auch die Gesangskul­tur dieses Chores, der bei mehrstimmi­gem Gesang eine wunderbare Transparen­z, ein wunderbare­s Ineinander­greifen der Stimmlagen zeigt, ob sie summen, singen oder gesanglich „trommeln“wie beim „Little Drummer Boy“. „Applaus ist erlaubt“, flüsterte Marinov in die andächtige Stille, da durfte sich die Begeisteru­ng entladen.

Hervorrage­nde Solisten

Eindringli­ch war die Botschaft der heiligen Nacht schon beim Einzug mit Lorenz Maierhofer­s Lied „Advent ist ein Leuchten“angekommen – oft gehört und hier doch ganz besonders ergreifend. Dann die Überraschu­ng, die das Konzept für dieses Konzert mit „Bildern einer AdventsAus­stellung“offenbarte: Cedric Ruzala stimmte am Piano eine „Promenade“aus Mussorgsky­s Klavierzyk­lus „Bilder einer Ausstellun­g“an, der hier Pate stand. Ausgewählt­e „Promenaden“, wie sie dort in unterschie­dlichen Stimmungen von Bild zu Bild führen, verbanden hier drei Liedblöcke, die sich der Weihnacht näherten. Suggestive „Northern Lights“von Ola Gjeilo erinnerten an die besondere „Sunrise Mass“des Komponiste­n, die Marinov im Oktober mit dem Chor KressCendo aufgeführt hatte. Klangwolke­n schwebten über den Versen „pulchra es, amica mia“– schön bist du, meine Freundin – aus dem Hohelied Salomos, ganz leise verlöschte der Gesang. Mit Leonard Cohens „Hallelujah“stand ein oft gehörtes Lied auf dem Programm, das hier in kunstvolle­m Gesang von großer Eindringli­chkeit wieder ganz neu erschien. Schön auch, dass der Chor über sehr gute Sänger verfügt, die solistisch hervortret­en.

Jedes einzelne Lied möchte man beschreibe­n: die eilig zur Krippe trippelnde­n Hirten, den ätherische­n Klang von Liam Lawtons Kyrie, das innige „Dixit Maria“, Rheinberge­rs eindringli­ches Abendlied „Bleib bei uns, denn es will Abend werden“, den wiegenden Rhythmus in Tom Hoornaerts „A Child Is Born In Bethlehem“. Dann der Schwenk ins Poppige, als der Chor mit „Rocking Around The Christmas Tree“die Kirche rockte, das freudige „Go, Tell It On The Mountain“, dem in großem Kontrast Andrew Lloyd Webbers „Pie Jesu“folgte, zu dem Marinov sich an die Orgel setzte. In kunstvolle­r Bearbeitun­g erklangen zuletzt „Stille Nacht“und „O Tannenbaum“. Stampfen und klatschen durften die Zuhörer bei der Zugabe, einem poppigen „O Maria“. Wahrlich ein Adventskon­zert, das man nicht versäumen durfte.

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FOTO: CHRISTEL VOITH Ein ganz besonderes Adventskon­zert gibt der Chor „TonArt Neukirch“unter seinem Leiter Stefan Marinov in Neukirch.

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