Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Europas Erfinder leben im Südwesten
Baden-Württemberg ist – vor Bayern – laut Statistik die „innovativste Region“des Kontinents
STUTTGART/RAVENSBURG - Hohe Ausgaben für die Forschung, Erfindungsreichtum und zahlreiche Patente: Baden-Württemberg ist bekannt für seine wirtschaftliche Kraft – auch abseits der Branchenriesen. Dies belegt nun auch die neueste Statistik. Das Bundesland im Südwesten ist im EU-Vergleich auch 2018 die Region mit dem höchsten Innovationspotenzial. Baden-Württemberg liegt damit direkt vor dem zweitplatzierten Bayern und Frankreichs Hauptstadtregion Île-de-France. Dies teilte das Statistische Landesamt am Freitag mit. Innerhalb Baden-Württembergs belegte der Landkreis Böblingen unverändert den Spitzenplatz. Heidelberg und der Bodenseekreis zogen am Stadtkreis Stuttgart vorbei, der auf Rang vier landete.
Dabei halte sich das Innovationspotenzial insgesamt stabil. Es habe sich aber leicht aufwärts entwickelt. Im deutschlandweiten und europäischen Vergleich liegt der Südwesten damit im Durchschnitt. Eine Tatsache, die Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) nicht zufriedenstellt. „Durchschnitt kann nicht unser Anspruch sein. In der Innovationsdynamik müssen wir wieder zulegen, wenn wir im globalen Wettbewerb weiter auf der Gewinnerseite stehen wollen“, erklärte die CDU-Politikerin. Sie hat sich auf die Fahnen geschrieben, die Innovationsfähigkeit vor allem kleiner und mittlerer Unternehmen zu stärken. Stellschrauben seien etwa die steuerliche Förderung von Forschungsund Entwicklungsausgaben – ebenso wie die Verabschiedung eines Fachkräfte-Zuwanderungsgesetzes.
Martin Buck, der Präsident der IHK Bodensee-Oberschwaben, sagte am Freitag zur „Schwäbischen Zeitung“: „Den Löwenanteil der Investitionen in Forschung und Entwicklung tragen hierzulande die Unternehmen, erst dies ermöglicht die europaweite Spitzenstellung.“Die Politik dürfe sich nicht auf der „Spitzenposition ausruhen“. Neben dem Fachkräftemangel bestünden große Innovationshemmnisse in bürokratischen Belastungen. „Völlig indiskutabel sind zudem angekündigte Zeithorizonte von mehr als zehn Jahren beim Breitbandausbau“, sagte Buck.
Ähnlich kritisch sieht dies Stefan Küpper, der Geschäftsführer des Arbeitgeberverbands Südwestmetall. Auf dieser erfreulichen Nachricht dürfe man sich nicht ausruhen, erklärte er. Der digitale Transformationsprozess erfordere ein höheres Maß an Innovationsfähigkeit als heute. „Wir müssen alles daran setzen, dass der Südwesten seinen Innovationsvorsprung ausbaut und nicht von weit dynamischeren Regionen eingeholt wird.“Notwendig sei die steuerliche Forschungsförderung. „Im Koalitionsvertrag ist sie vorgesehen. Die Bundesregierung muss sie nun rasch auf den Weg bringen“, sagte Küpper.
BERLIN (dpa) - Die insolvente Fluggesellschaft Air Berlin verklagt ihren Großaktionär Etihad Airways auf einen Schadenersatz von bis zu zwei Milliarden Euro. Der entsprechende Antrag ist beim Landgericht Berlin eingegangen, wie die Pressestelle des Gerichts mitteilte.
Der Insolvenzverwalter von Air Berlin verlange die Zahlung von 500 Millionen Euro sowie die Feststellung, dass Etihad zu weiterem Schadenersatz verpflichtet sei. Das Gericht legte den Streitwert „vorläufig auf bis zu zwei Milliarden Euro“fest.
Der Insolvenzverwalter sei der Auffassung, dass Etihad mit Sitz in Abu Dhabi sich im April 2017 in einem Dokument verpflichtet habe, Air Berlin in den folgenden 18 Monaten finanziell zu unterstützen. Weil Etihad diese Zusage im August 2017 zurückgenommen habe, habe Air Berlin Insolvenz anmelden müssen.