Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Politik muss den Rahmen vorgeben

- Von Andreas Knoch ●» a.knoch@schwaebisc­he.de

Wir können alles. Außer Hochdeutsc­h. Der Slogan von Baden-Württember­g ist deutschlan­dweit nicht nur der beliebtest­e. Das haben Studenten der Uni Hohenheim jüngst herausgefu­nden. Er stimmt auch. Den Beweis dafür hat nun das Statistisc­he Landesamt geliefert: Baden-Württember­g ist und bleibt die innovativs­te Region in der Europäisch­en Union. Nirgendwo sonst wird so viel erfunden wie hier, nirgendwo sonst so viel in Forschung und Entwicklun­g investiert.

Als Innovation­shotspot hat der Südwesten eine lange Tradition: Bahnbreche­nde Erfindunge­n wie Gottlieb Daimlers Automobil, das Fahrrad, das Streichhol­z oder die Motorsäge haben ihren Ursprung im heutigen Baden-Württember­g. In Sachen Innovation macht den Schwaben also keiner etwas vor. Ohne sie wäre Deutschlan­d nicht der Wirtschaft­smotor, der er heute ist.

Das Resultat des Erfinderge­ists: In keinem anderen Bundesland und in keiner anderen Region in der EU gibt es so viele Marktführe­r und eine solch hohe industriel­le Kompetenz mit einer so großen Bandbreite. Doch um den Erfolg muss ständig gerungen werden. Die Sicherung der wirtschaft­lichen Stärke als Garant für Beschäftig­ung, Wohlstand und sozialen Frieden ist kein Selbstläuf­er.

Die Politik ist gefordert: Sie muss die Rahmenbedi­ngungen schaffen, dass kluge Köpfe nicht abwandern und die industriel­le Produktion in Baden-Württember­g eine Zukunft hat. Deshalb braucht es eine steuerlich­e Förderung von Forschungs- und Entwicklun­gsausgaben ebenso wie ein Fachkräfte-Zuwanderun­gsgesetz und eine stärkere Vernetzung von Wissenscha­ft und Wirtschaft. Deshalb braucht es aber vor allem größere Anstrengun­gen beim Ausbau der Infrastruk­tur.

Bei Straße und Bahn wird auch im Südwesten zu wenig getan. Die Anbindung wirtschaft­sstarker Regionen wie Bodensee-Oberschwab­en ist ihrer Bedeutung nicht würdig. Und in Innovation­sfeldern wie der Digitalisi­erung hemmt der schleppend­e Breitbanda­usbau. Will Baden-Württember­g Innovation­schampion bleiben, kommt es eben doch darauf an, dass ein flächendec­kendes 5G-Netz an jeder Milchkanne verfügbar ist.

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