Endlich eine Hauptrolle

Amerika ist einfach ein großartiges Land mit großartigen Gesetzen. Es ist dort zum Beispiel problemlos möglich, den Hersteller einer Waschmaschine wegen seelischer Grausamkeit auf Schadenersatz zu verklagen, weil er keinen Warnhinweis am Gerät angebracht hat, wonach das Reinigen von Kleintieren wie Hamstern für die Nager gefährlich sein könnte. Außerdem müssen Unternehmen im Zweifel Tridizilliarden Dollar Entschädigung zahlen, wenn sich ein durchschnittlich begabter Trump-Wähler beim Versuch, einen heißen Kaffee zu trinken, die Zunge verbrennt. Dabei ist der Kaffee auch in den USA als Heißgetränk bekannt.

Derzeit bereitet sich ein amerikanischer Schauspieler, den keiner kennt, auf einen Schadenersatzprozess vor. Der Mann, ein gewisser Stephen Keys, hat sich aus Ungeschicklichkeit den Finger eingeklemmt, als er versuchte, sich im Flugzeug den Gurt anzulegen. Angesichts der misslichen Lage vollbrachte der Mime seine bisher größte schauspielerische Leistung und inszenierte sein Eingeklemmtsein vor den Augen der Mitpassagiere als „demütigendes öffentliches Spektakel“. Eine Stunde dauerte es, bis ein Flugzeugtechniker den Finger gerettet hatte. Seelisches Leid sei ihm widerfahren, wochenlang habe er körperliche Schmerzen gelitten, behauptet Keys. Dass der Finger nach einer kürzeren Erholungsphase wieder heil ist, trifft ihn hart: Das wirkt sich negativ auf die zu erwartende Höhe des Schadenersatzes aus. Beim Verlust des Fingers hätten ihm Tridizilliarden gewunken. So wird er sich mit ein paar Millionen abfinden müssen. (nyf)

FOTO: BEN AMOR Der Flugzeugsitz: Man kann ihm nicht trauen.