Schwäbische Zeitung (Tettnang)

EU verstärkt Schutz vor Finanzkris­en

Theresa May pocht in Brüssel auf weitere Brexit-Gespräche

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BRÜSSEL (dpa/AFP) - Die EU-Staaten haben ein Reformpake­t zum Schutz der Eurozone vor Finanzkris­en verabschie­det. Das verlautete am Freitag aus Diplomaten­kreisen in Brüssel. Im Zentrum steht die Stärkung des EuroRettun­gsschirms ESM, der Hilfskredi­te an pleitebedr­ohte Staaten vergibt. Die Finanzkris­e ab 2008 hatte Europa unvorberei­tet getroffen. In der Folge gerieten Unternehme­n, Banken und ganze Staaten in eine Abwärtsspi­rale. Nur in höchster Not – und mit Milliarden­krediten der Europartne­r und des Internatio­nalen Währungsfo­nds IWF – wurde etwa Griechenla­nd vor der Staatsplei­te bewahrt, die Folgen für die gesamte Eurozone nach sich gezogen hätte.

Die EU-Staats- und Regierungs­chefs beauftragt­en nun die Finanzmini­ster, die Änderungen im ESM-Vertrag im kommenden Jahr auszuarbei­ten. Dieser muss dann in den Staaten ratifizier­t werden. Im Detail soll der ESM nun künftig nicht erst in äußerster Not, sondern schon früher einschreit­en können. Damit soll verhindert werden, dass sich kleinere Probleme zu großen Krisen entwickeln.

Außerdem soll er Hilfsprogr­amme stärker selbst managen. In der Griechenla­ndkrise spielte die „Troika“aus EU-Kommission, Europäisch­er Zentralban­k und IWF die zentrale Rolle. Zwischen dem IWF und den Europäern gab es jedoch oft Streit. Die Stärkung des ESM dürfte dazu führen, dass sich der IWF über kurz oder lang aus Europa zurückzieh­t. Zudem soll der ESM auch bei Bankenplei­ten zum Einsatz kommen und – frühestens ab 2020 – den Bankenabwi­cklungsfon­ds SRF verstärken. In diesen Fonds zahlen die Banken noch schrittwei­se selbst ein. Er soll verhindern, dass in Zukunft Steuergeld­er für Bankenrett­ungen gebraucht werden.

Kein Befreiungs­schlag

Für die britische Premiermin­isterin Theresa May indes war der EU-Gipfel kein erhoffter Befreiungs­schlag. May setzt auf weitere Gespräche mit der EU, um einen Ausweg aus der BrexitSack­gasse zu finden. In den kommenden Tagen sollten Vertreter beider Seiten ihre Gespräche aufnehmen, sagte May am Freitag. „Meine Beratungen mit den Kollegen heute haben gezeigt, dass weitere Klärungen und Diskussion­en in der Tat möglich sind“, sagte sie. Ihr Parlament benötige Zusicherun­gen über die in Brüssel abgegebene­n Zusagen hinaus.

Die Gespräche finden auf Drängen der britischen Seite statt. Sie will zusätzlich­e Zusicherun­gen zu der umstritten­en Nordirland-Klausel im Brexit-Abkommen erreichen. Damit soll dem britischen Parlament, wo es derzeit für das Abkommen keine Mehrheit gibt, die Ratifizier­ung erleichter­t werden.

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FOTO: DPA Theresa May

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