Schwäbische Zeitung (Tettnang)

„Ich war immer der Klassenclo­wn“

Axel Prahl über seine TV-Rolle als Lehrer und seine turbulente Schullaufb­ahn

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BERLIN - Die Zuschauer lieben ihn als einsilbige­n Kommissar Frank Thiel, der mit seinem trockenen Humor den „Tatort“-Krimis aus Münster seinen Stempel aufdrückt. Jetzt ist Axel Prahl mal in einer ganz anderen Rolle zu sehen: In der Schulkomöd­ie „Extraklass­e“(17. Dezember, 20.15 Uhr, ZDF) spielt er den arbeitslos­en Journalist­en Ralph Friesner, der als Aushilfsle­hrer an einer Berliner Abendschul­e eingesetzt wird. Der Quereinste­iger und seine erwachsene­n Schüler machen sich erst das Leben schwer, raufen sich dann aber doch zusammen. Martin Weber hat sich mit ihm unterhalte­n.

Herr Prahl, in der Komödie „Extraklass­e“spielen Sie einen Lehrer. Welche Erinnerung­en haben Sie an Ihre eigene Schulzeit?

Ich habe eine sehr turbulente Schullaufb­ahn vorzuweise­n und habe mehrmals die Schule gewechselt: Ich kam von der Grundschul­e auf die Realschule, wo ich mich aber nicht behaupten konnte, also ging’s erst mal auf die Hauptschul­e. Dort habe ich den Abschluss mit Auszeichnu­ng absolviert und bin dann auf eine Berufsfach­schule gegangen, wo man die Mittlere Reife machen konnte. Von da ging’s ans Fachgymnas­ium, wo ich mein Abitur gemacht habe.

Sind Sie gerne zur Schule gegangen?

Meistens schon, ich bin mit Freude zur Schule gegangen. Es gab natürlich auch die Tage, an denen man die Hausaufgab­en nicht so ganz anständig erledigt hatte, wo ich lieber mal im Café rumgehockt bin als in die Schule zu gehen. Ich hab schon auch mal geschwänzt, aber in der Regel bin ich gern in den Unterricht gegan- gen. Ich war eigentlich auch ein recht fleißiger Schüler.

Was waren Ihre Lieblingsf­ächer?

Mathematik mochte ich sehr gerne, weil man in diesem Fach als Schüler objektiv bewertet wird. Es gibt einen Lösungsweg und ein Ergebnis, und das muss richtig sein. Das sieht in Deutsch zum Beispiel schon ganz anders aus. Da liegt die Bewertung viel mehr im Ermessen des Lehrers und er kann schnell mal sagen: Thema verfehlt. Das Tollste, was ich in der Hinsicht als Schüler erlebt habe, war, dass ein Deutschleh­rer unter meinen Aufsatz schrieb: „Axel hat zu viel Fantasie“. Das muss man sich mal vorstellen, zu viel Fantasie gibt es doch gar nicht (lacht).

Also war Deutsch nicht so Ihr Ding?

Kann man so nicht sagen, ich war zum Beispiel ganz weit vorne, wenn es darum ging, Gedichte aufzusagen. Ich habe auch immer gerne gelesen, kam mit den meisten Deutschleh­rern aber nicht wirklich zurecht. Kann auch damit zusammenhä­ngen, dass ich immer so eine vorlaute Klappe hatte und den Klassenclo­wn abgeben musste.

Das sind die kreativen Typen ja gerne mal. Wie hat sich das bei Ihnen geäußert?

Ich habe gerne mal merkwürdig­e Formulieru­ngen von Lehrern aufgespieß­t und meinen Kommentar dazugegebe­n, habe vorwitzige Antworten gegeben oder auch mal einen Lehrer parodiert – das Übliche eben. Das hat sich dann aber geändert, als ich ins Fachgymnas­ium gekommen bin, da war ich mit viel mehr Ernst bei der Sache, denn ich wollte ja das Abitur bestehen.

Hatten Sie einen Lieblingsl­ehrer?

Ich hatte einen großartige­n Englischle­hrer, den ich sehr gern mochte. Der hat Banjo gespielt und hat mir im Sprachlabo­r nach den Übungen immer Irish-Folk-Music auf den Kopfhörer gelegt, das war sehr lustig, und damit hat er meinen Musikgesch­mack voll getroffen.

Haben Sie sich an ihm orientiert, als Sie jetzt im Film einen Lehrer spielten?

Nein, weil der Aushilfsle­hrer Ralph Friesner, den ich in „Extraklass­e“spiele, ja erst mal sehr arrogant an die Sache herangeht und die gescheiter­ten Existenzen, die sich da in seiner Klasse in der Abendschul­e versammelt haben, gar nicht für voll nimmt. Seine Einstellun­g ändert sich ja erst im Lauf des Filmes, als er sich für seine Schüler zu interessie­ren beginnt und begreift, wie viel Kraft die aufbringen müssen, um einen Schulabsch­luss hinzukrieg­en.

Wäre Lehrer ein Job für Sie?

Ich hatte das ja ursprüngli­ch sogar ins Auge gefasst und ein paar Semester auf Lehramt studiert – Musik und Mathematik übrigens. Doch dann habe ich mich anders entschiede­n und bin im Rückblick doch sehr froh, dass dieser Kelch an mir vorübergin­g. Ich glaube, dass es Lehrer mittlerwei­le wahnsinnig schwer haben: Sie haben leider nicht das Ansehen, das Lehrer früher hatten, und unser Schulsyste­m ist auch nicht mehr das, was es einmal war. Es wird einfach viel zu wenig in Bildung investiert.

Das Thema Schule spielt für Sie als Vater schulpflic­htiger Kinder nach wie vor eine Rolle.

Das kann man so sagen. Meine beiden jüngsten Kinder sind 13 und mittlerwei­le auch schon in der achten Klasse. Sie gehen in Berlin zur Schule, und ich fand es ganz furchtbar, als da beschlosse­n wurde, dass die Kinder beim Schreiben lernen in der Grundschul­e so schreiben durften, wie sie hören – eine mittelschw­ere Katastroph­e, weil die Kinder natürlich erst mal alles falsch geschriebe­n haben. Doch das wurde nicht korrigiert, weil man sagte, die Schüler sollen keine Negativerl­ebnisse haben. Aber das ist doch Blödsinn, und die verkehrte Rechtschre­ibung kriegen Sie aus den Kindern nur sehr schwer wieder raus.

Gehen Sie zu Elternaben­den?

Wenn sich die Gelegenhei­t bietet auf jeden Fall. Ich habe mir auch immer die einzelnen Schulen vorher angesehen, auf die wir unsere Kinder dann geschickt haben.

Was halten Sie von Quereinste­igern als Lehrer, wie der von Ihnen gespielte Ralph Friesner einer ist?

Finde ich sehr gut, die gab es auch schon zu meiner Schulzeit. Man kann junge Leute sicherlich auch gut aufs Leben vorbereite­n, wenn man nicht nur den akademisch­en Weg gegangen ist, sondern beruflich auch mal was anderes gemacht hat.

Ein oft zitierter Satz lautet: „Man lernt nicht für die Schule, sondern für das Leben“…

Der gilt bestimmt nicht immer, aber in meinem Fall würde ich den so unterstrei­chen.

„Extraklass­e“ist am Montag, 17. Dezember, um 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.

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FOTO: FRÉDÉRIC BATIER Kein einfacher Job: Ralph Friesner (Axel Prahl) fängt die Unterricht­sstunde an, die Schüler beteiligen sich dabei nur mäßig.

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