Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Wohnraum ist speziell vor Ort neuralgisches Thema
IHK-Umfrage zur Standortzufriedenheit 2017: Meckenbeuren erhält gute Noten, aber auch deutliche Fingerzeige
MECKENBEUREN - Die Ergebnisse der IHK-Umfrage zur Standortzufriedenheit 2017 sind am Mittwochabend im Gemeinderat vorgestellt worden. Wolfgang Heine übernahm dies als Leiter des Geschäftsbereichs Standortpolitik und Unternehmensförderung der IHK. Im Fazit: Meckenbeuren erhält grundsätzlich gute Noten. Allerdings gibt es auch Fingerzeige, die aufhorchen lassen – bis hin zur Erkenntnis, dass dem allerorten „neuralgischen Punkt Wohnraum“in der Schussengemeinde eine erhöhte Brisanz zukommt.
Aufgegliedert in sieben Aspekte stellt es sich im Einzelnen so dar:
Der Rahmen: 164 Meckenbeurer Betriebe wurden von der Kammer angeschrieben, 38 haben Auskunft gegeben. „Erfreuliche Werte“, so schätzte Heine diese 23 Prozent Rücklauf ein – eine Quote, die in der Region Bodensee-Oberschwaben 21 und im Regierungspräsidium 18 Prozent betrug.
Und noch ein Fakt: Die Zahl der versicherungspflichtigen Arbeitsverhältnisse habe in Meckenbeuren seit 2000 um 1500 zugenommen – gleichsam 35 Prozent. In der Region betrug die Steigerung 20 Prozent.
Die Standortbewertung: „Würden Sie Ihren Wirtschaftsstandort anderen Unternehmen bei Ansiedlungsüberlegungen empfehlen?“– auf diese Frage zeigte sich bei den Meckenbeurer Betrieben eine höhere Zufriedenheit als andernorts. In Zahlen: 79 Prozent würden dies tun, während diese Quote im Bodenseekreis bei 70 und im Bereich der IHK Bodensee-Oberschwaben bei 73 Prozent liegt.
Die größte Schere zwischen Anspruch und Wirklichkeit gibt es demnach bei der Straßensituation. Als Problem wird aber auch der fehlende Wohnraum genannt. Die höchste Zufriedenheit herrscht bei der Versorgungssicherheit mit Strom.
Expansionsbestrebungen: „Hat ihr Betrieb in den vergangenen drei Jahren flächenmäßig expandiert?“– auch hier zeigten die Meckenbeurer Firmen eine vergleichsweise „rege Dynamik“, wie es Wolfgang Heine einstufte. Zwar hinken die hiesigen Betriebe bei den Erweiterungen vor Ort leicht hinterher (20 Prozent zu 25 Prozent im Kreis). Hingegen weisen sie bei deutschlandweiten Aktivitäten oder Expansionen im Ausland Spitzenwerte auf (bei letzteren mit 18 zu acht Prozent gegenüber dem Durchschnitt im Bodenseekreis).
Gar noch aussagekräftiger dürften die Antworten auf die Frage „Beabsichtigt ihr Betrieb, in den kommenden drei Jahren flächenmäßig zu expandieren?“sein. 33 Prozent aus Meckenbeuren nannten dies als ihr Ziel – gegenüber 26 Prozent im Kreis oder 27 Prozent im Regierungsbezirk. „Das zeigt, dass die Betriebe Platz benötigen“, richtete Heine den Blick konkret voraus.
Standortfaktoren und ihre Bedeutung: Zu 27 Faktoren waren die Betriebe gefragt, ob sie als „unwichtig“, „weniger wichtig“, „wichtig“oder „sehr wichtig“eingestuft wurden. Die Top 5 mit der höchsten Bedeutung: 1. Breitbandversorgung, 2. Versorgungssicherheit Strom, 3. beruflich qualifizierte Fachkräfte, 4. Erreichbarkeit Straße, 5. wirtschaftsfreundliche Verwaltung.
Am wenigsten Bedeutung wurde der „Erreichbarkeit Schiene“zugesprochen, was Heine aufklärte: Hier sei nicht der Bahnhof vor Ort gemeint, vielmehr stecke die Frage dahinter: „Wie schnell bin ich mit dem Zug in München oder Zürich?“
Zudem wurde ermittelt, wie sich diese Einschätzung gegenüber 2007 verändert hat. Am stärksten an Gewicht gewonnen hat demnach die „Anbindung Luftverkehr“und die Breitbandversorgung.
Standortfaktoren und die Zufriedenheit damit: Mit dem Blick auf diese 27 Faktoren wollte die IHK wissen, wie zufrieden die Betriebe damit sind. Die Top 5 mit der höchsten Zufriedenheit: 1. Versorgungssicherheit Strom, 2. Image der Region, 3. allgemeine Sicherheit, 4. Einkaufsmöglichkeiten, 5. Sport- und Freizeitmöglichkeiten. Die geringste Zufriedenheit löste der Punkt „Wohnraum“ aus, gefolgt von der „Erreichbarkeit Straße“und den Kosten für Gewerbeimmobilien.
Im Vergleich zu 2007 hat die Zufriedenheit vor allem bei den Strompreisen und den Einkaufsmöglichkeiten stark zugenommen. Geringer geworden ist sie bei der Breitbandversorgung, der Anbindung Luftverkehr und was den Wohnraum betrifft – letzteres in einem Maße, das als exorbitant gelten darf.
Anspruch und Wirklichkeit: Werden die Einschätzungen von Wichtigkeit und Zufriedenheit zusammengeführt, ergibt sich ein Muster, das Auskunft über Stärken und Handlungsbedarfe gibt. Die Top 5 der Stärken: 1. Versorgungssicherheit Strom, 2. Image der Region, 3. allgemeine Sicherheit, 4. Einkaufsmöglichkeiten, 5. medizinische Versorgung.
Weit auseinander klaffen Anspruch und Wirklichkeit bei: 1. Erreichbarkeit Straße, 2. Wohnraum, 3. Breitbandversorgung, 4. beruflich qualifizierte Fachkräfte, Gewerbeimmobilien.
Einschätzungen: „Sehr spannend“nannte es Bürgermeisterin Elisabeth Kugel, dass sich viele Aussagen aus der Umfrage mit Meinungen decken, die beim Unternehmerstammtisch 2018 geäußert wurden. Da passt es, dass Heine die Ergebnisse nochmals beim Unternehmerstammtisch 2019 vorstellen wird.
Das Thema Wohnraum griff Annette Mayer (BUS) auf, wobei sie die Gemeinde hier noch „im Dornröschenschlaf “sah. Wolfgang Heine wies auf eine weitere Statistik hin, die belegt, dass es sich um ein „neuralgisches Thema“handelt – dies sowohl im Bodenseekreis, aber „speziell in Meckenbeuren“: Unter den 41 beteiligten Kommunen aus dem Regierungsbezirk liegt die Schussengemeinde auf dem drittletzten Rang, was die Zufriedenheit mit Wohnraum angeht. Nur Tübingen und der Bereich Kressbronn-Langenargen landen noch dahinter. 5. Kosten