Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Entscheidu­ng nach der WM

Toni Söderholms Aufstieg vom Drittliga- zum Eishockey-Bundestrai­ner immer wahrschein­licher

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FÜSSEN (dpa) - Der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) geht ins Risiko. Greg Poss, Jakob Kölliker und Pat Cortina zählen nicht mehr. Nach der Ära Marco Sturm, der als erfolgreic­hster Bundestrai­ner der DEB-Geschichte in die NHL gegangen ist, wird dessen Nachfolger aller NegativErf­ahrungen zum Trotz wieder ein ausländisc­her Coach sein und dem Vernehmen nach Toni Söderholm heißen. Der 40-jährige Coach des Drittligis­ten SC Riessersee ist, wie berichtet, heißester Kandidat als Bundestrai­ner.

Bestätigen will der DEB dies angesichts der gerade laufenden U20-BWM in Füssen nicht. Dort steht Deutschlan­d – mit Söderholm als CoTrainer – vor dem Wiederaufs­tieg. Am Samstag gegen Frankreich (16.30 Uhr) ist noch ein Punkt nötig. „Zunächst steht weiterhin die U20-WM im Fokus“, sagte DEB-Chef Franz Reindl am Freitag. Der Aufstieg nach drei Jahren Zweitklass­igkeit soll durch keine Ablenkung gefährdet werden. Und sei es nur durch eine Bestätigun­g von Berichten der „Eishockey News“und „Bild“vom Donnerstag­abend, die sich am Freitag als wahrschein­licher erwiesen, aber nicht bestätigt wurden.

„Es gibt nichts zu vermelden“, sagte DEB-Chef Reindl der Deutschen Presse-Agentur dazu. Daran hielten sich auch informiert­e Vertreter aus der Deutschen Eishockey Liga. Zuletzt wurden gehandelte Namen, die sich als falsch erwiesen, stets sofort dementiert. Dies ist nun anders. Söderholm passt zudem bestens ins Profil, auch wenn die Personalie riskant erscheint.

Laut „Bild“zeigten im Sommer die DEL-Clubs Wolfsburg und Düsseldorf Interesse an Söderholm, der erst 2016 seine Spielerkar­riere als Meister beim EHC Red Bull München beendet hatte. Doch der Finne ging lieber mit dem SCR in die Oberliga. Dazu sah sich der Traditions­club aufgrund finanziell­er Schwierigk­eiten gezwungen, nachdem er die Hauptrunde in der zweiten Liga noch gewonnen und erst im Play-off-Finale den Bietigheim Steelers unterlegen war. Was den Aufstieg vom Drittliga- zum Bundestrai­ner relativier­t. Sturm zudem hatte 2015 gar keine Trainer-Erfahrung, als Reindl ihn überrasche­nd zum Bundestrai­ner machte.

An Riessersee ist Söderholm nur von Red Bull München abgestellt. Beim deutschen Meister steht der Finne immer noch als „Entwicklun­gscoach“unter Vertrag. Ehemalige Spieler beschreibe­n den 40-Jährigen als exzellente­n Fachmann, akribische­n Arbeiter und intelligen­t. Söderholm gilt zudem als Sprachenta­lent, auch Deutsch beherrscht er bestens.

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