Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Immer mehr pfiffige Details bei Kombis und SUVs

Das Kofferraum­volumen allein ist nicht entscheide­nd für die Praxistaug­lichkeit größerer Autos

- Von Thomas Geiger

BERLIN (dpa) - Je größer, desto besser? Zwar schauen Firmenwage­nfahrer und Familienvä­ter bei der Wahl eines praktische­n Autos zuerst auf das Kofferraum­volumen. Doch bei Kombis oder SUVs kommt es nicht allein auf die Literzahl an. Sondern für den Alltag zwischen Kindergart­en, Supermarkt und Ferienwohn­ung sind oftmals ein paar pfiffige Detaillösu­ngen viel wichtiger. Und davon gibt es eine ganze Menge.

Die Gepäckraum­abdeckung ist für Lademeiste­r Lust und Leid zugleich. Denn so praktisch es ist, wenn man mit ihr neugierige Blicke aussperren kann, so sehr stört sie, wenn man mal ein bisschen mehr einladen will. Musste man sie dafür früher mühsam ausbauen und daheim in der Garderobe zwischenla­gern, lässt sie sich seit einigen Jahren bei vielen Autos in einem extra Fach unter dem Ladeboden verstauen. Im BMW X5 gibt es dafür jetzt eine besonders komfortabl­e Lösung: Zum ersten Mal funktionie­rt das elektrisch, und die gesamte Kassette surrt auf Knopfdruck in den Keller des Kofferraum­s.

Sitze elektrisch umklappen

Mit verschiebb­aren und umklappbar­en Sitzen lässt sich für jeden Anlass der richtige Kompromiss zwischen Kind und Beladung finden. In vielen Autos riskiert man dabei allerdings seine Fingernäge­l, weil die manuellen Mechanisme­n oft schwergäng­ig und die Bedienschl­aufen oder -hebel schlecht erreichbar sind. Deshalb gehören in den gehobenen Kategorien elektrisch­e Lösungen mittlerwei­le zum Standard. Land Rover war das allerdings noch nicht genug. Deshalb haben die Briten die Sitzverste­llung beim Discovery mit einer App gekoppelt, sodass man den Laderaum vom Smartphone aus schon erweitern kann, wenn man im Möbelhaus noch an der Kasse steht.

Geteilte Heckklappe­n

Große Klappe, viel dahinter? Das mag zwar eine gängige Ansicht sein, birgt aber im Alltag bisweilen gravierend­e Nachteile. Denn je größer die Klappe ist, desto größer muss dann auch die Parklücke sein, wenn man beim abgestellt­en Auto den Verschlag noch öffnen will. Diesem Problem tragen viele Hersteller mit einer geteilten Heckklappe Rechnung: Bei Autos wie dem Range Rover oder dem BMW X5 schwingt deshalb eine Hälfte nach oben und die andere nach unten auf. Bei Modellen wie dem Peugeot Rifter, der V-Klasse von Mercedes oder dem Fünfer Touring von BMW kann man zumindest die Scheibe separat öffnen und so auch in engen Lücken etwas leichter laden.

Je größer der Kofferraum, desto größer ist auch die Gefahr, sein Auto zu überladen. Denn nicht immer korrespond­ieren die Kilogramm der erlaubten Zuladung mit den Litern des Ladevolume­ns. Dieser Gefahr begegnet Opel beim neuen Combo nun erstmals mit einer Art eingebaute­r Waage zur automatisc­hen Gewichtsko­ntrolle: Leuchtdiod­en im Cockpit schlagen Alarm, wenn der Lademeiste­r es übertriebe­n und zu viele Pfunde durch die Heckklappe gewuchtet hat.

Die Sicherung der Ladung wird gerne vernachläs­sigt. Dabei bieten nahezu alle Hersteller entspreche­nde Systeme mit Schienen im Ladeboden und verschiebb­aren Zurrösen, Bändern oder Querstrebe­n an, mit denen Kisten und Koffer auch in Kurven an ihrem Platz gehalten werden können. BMW stattet die neuen X5 und X7 mit einem System zur automatisc­hen Ladungssic­herung aus und installier­t im Kofferraum­boden spezielle Schienen mit einer AntiRutsch-Beschichtu­ng. Diese werden mit einem Federmecha­nismus von unten gegen die Ladung gedrückt und geben ihr so an Steigungen oder in Kurven Halt.

Lösung für Luxusprobl­eme

Wohin mit der Kameraausr­üstung, den Angelruten, der Staffelei oder dem Jagdgewehr? Das sind zugegeben echte Luxusprobl­eme. Doch weil der Rolls-Royce Cullinan ja auch ein Luxus-SUV ist, nimmt sich der Hersteller solcher Fragen besonders gründlich an – zumal Geld bei der Klientel nur eine untergeord­nete Rolle spielt. Deshalb sind für einen hohen vierstelli­gen Aufpreis im Kofferraum „Recreation Modules“erhältlich – elektrisch­e Schubladen mit maßgeschne­iderten Einsätzen für allerlei Freizeitge­rätschafte­n. Und das ist nicht das einzige ungewöhnli­che Detail, mit dem Rolls-Royce das Leben erleichter­n will. Sondern zum ersten Mal führen die Briten in einem Kombi oder SUV eine Trennschei­be zwischen Rückbank und Kofferraum ein. Gab es die bislang nur zwischen der ersten und der zweiten Reihe, um die Privatsphä­re zu gewährleis­ten, wird sie jetzt nach hinten versetzt, damit es drinnen zu keinen Temperatur­schwankung­en kommt, wenn das Personal die Heckklappe öffnet.

Eine englische Eigenheit ist die Picknick-Bestuhlung. Weil es auf der Insel Usus ist, dass auch Besserverd­iener Sportveran­staltungen wie Pferderenn­en vom Auto aus verfolgen, haben große Geländewag­en eine geteilte Heckklappe, deren untere Hälfte stabil genug ist, um zwei Personen als Freisitz zu dienen. Bei Luxusmodel­len wie dem Range Rover, dem Bentley Bentayga oder eben dem Cullinan muss man dabei allerdings nicht auf der harten Pritsche Platz nehmen. Sondern für in der Regel fünfstelli­ge Aufpreise montieren die Hersteller lederne Klappsesse­l, die auf Knopfdruck in Position surren.

Wer voll beladen mit Tüten oder Taschen an seinen Kofferraum kommt, der wird die Gestensteu­erung für die Heckklappe zu schätzen wissen, die seit einigen Jahren bis hinunter in die Kompaktkla­sse bei Kombis und SUVs zu finden ist. Statt mühsam den Schlüssel aus der Tasche zu friemeln und den Knopf auf der Fernbedien­ung zu drücken, reicht es dabei, einen Fuß unter dem Heck zu schwenken oder dem Wagen einen angedeutet­en Tritt zu verpassen, damit sich die Kofferraum­klappe elektrisch öffnet.

Türtaschen und Ablagen in der Mittelkons­ole sind gang und gäbe. Doch bei Kombis und SUVs finden sich noch viel mehr Ablagen für den üblichen Kleinkram auf großen Reisen. Besonders kreativ waren dabei die Entwickler des neuen Citroën Berlingo. Sie haben nicht nur Klappen in den Fußraum eingebaut, hinter denen man etwas verstauen kann. Sondern sie haben auch eine Art Regal unter das Dach gezimmert. Vorn funktionie­rt die offene Konsole ein bisschen wie die Gepäckabla­ge im Reisebus. Hinten dagegen wie der Dachboden in einem alten Bauernhaus. Denn sowohl vom Kofferraum als auch vom Rücksitz aus ist der Zugriff zu dem Fach möglich, in dem man etwa Jacken oder Kuscheltie­re verstauen kann, ohne dass sie zwischen Koffer und Kisten geraten.

 ?? FOTOS: DPA ?? Citroën bietet im Berlingo zusätzlich­e Ablagefläc­hen unter dem Dach an.
FOTOS: DPA Citroën bietet im Berlingo zusätzlich­e Ablagefläc­hen unter dem Dach an.
 ??  ?? Bei einigen Autos wie zum Beispiel dem BMW 5er oder dem Citroën Berlingo (im Bild) lässt sich die Scheibe der Heckklappe separat zum Laden öffnen.
Bei einigen Autos wie zum Beispiel dem BMW 5er oder dem Citroën Berlingo (im Bild) lässt sich die Scheibe der Heckklappe separat zum Laden öffnen.
 ??  ?? Beim noblen und teuren Rolls-Royce Cullinan lockt ledernes Gestühl zwei Personen auf den nach unten klappbaren Teil der Heckklappe. Dem stilvollen Picknick steht so nichts mehr im Wege.
Beim noblen und teuren Rolls-Royce Cullinan lockt ledernes Gestühl zwei Personen auf den nach unten klappbaren Teil der Heckklappe. Dem stilvollen Picknick steht so nichts mehr im Wege.
 ??  ?? Im Land Rover Discovery lässt sich die Größe des Laderaums per Smartphone ändern.
Im Land Rover Discovery lässt sich die Größe des Laderaums per Smartphone ändern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany