Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Dauerthema Werbeanlag­e an der B 30

Meckenbeur­er Räte sagen „Stop“zu Bauantrag, Ausgang aber ist ungewiss.

- Von Roland Weiß

MECKENBEUR­EN - Bauangeleg­enheiten sind ein diffiziles Terrain: Diesen Eindruck hat die öffentlich­e Sitzung des Technische­n Ausschusse­s verstärkt. Nicht nur, dass der TA allen drei Anträgen das Einvernehm­en verweigert­e. Zudem fiel an zwei Stellen ein Licht darauf, dass auch die Zustimmung der Gemeinde nicht der „Weisheit letzter Schluss“sein muss. Im Einzelnen:

Errichtung einer beleuchtet­en Anlage für wechselnde Fremdwerbu­ng (auf Monofuß) in der Hauptstraß­e: Da war doch was? Ja, bereits im Oktober hatte der TA diesen Antrag für das Eckgrundst­ück hin zum EVS-Weg einhellig abgelehnt. Schon damals klang an, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen sein dürfte.

Zur Vorgeschic­hte gehört nämlich die Vorgabe des Verwaltung­sgerichts Sigmaringe­n, dass sich eine Fremdwerbe­anlage als gewerblich­er Betrieb nach der Art der Nutzung in die Umgebung einfüge und dass mit der Kreuzung kein besonders schützensw­erter Bereich vorliege.

Doch auch jetzt blieb der Ausschuss bei seinem Votum – begründet darin, dass die Verkehrste­ilnehmer beeinträch­tigt würden und die Wohnbebauu­ng in den Hintergrun­d trete. Beziffern ließ sich nun das Maß der baulichen Nutzung, das in der Oktober-Sitzung noch gefehlt hatte. Demnach ist das Schild rund 3,8 Meter breit, die Schildober­kante wird in einer Höhe von etwa 5,2 Meter angesetzt. Damit liegt sie allerdings noch unter der Umgebungsb­ebauung. Das Maß der baulichen Nutzung wird also nicht überschrit­ten.

Dennoch waren die Wortmeldun­gen sehr kritisch: „Das betrifft unsere Radfahrer und Fußgänger“sorgte sich Annette Mayer (BUS) darum, dass die Autofahrer abgelenkt werden könnten. „Modellchar­akter“auch für andere stark frequentie­rte Kreuzungen könnte der Antrag haben, befürchtet­e Eugen Lehle (Freie Wähler). Als „Riesen-Minus“für das Ortsbild sah Bürgermeis­terin Elisabeth Kugel die Werbeanlag­e an – mehrfach sei sie angesproch­en worden: „Das darf so nicht kommen.“

Und nun? Sollte die Baurechtsb­ehörde im Landratsam­t das versagte Einvernehm­en des TA ersetzen und die Baugenehmi­gung erteilen, kann die Gemeinde dagegen ins Widerspruc­hsverfahre­n gehen (und dann sogar eine Klage in Betracht ziehen).

Erweiterun­g einer Dachterras­se plus Anbau eines Vordachs im Dachgescho­ss und Eingangsbe­reich: Zu dem Nachtragsb­augesuch aus der Finkenstra­ße in Brochenzel­l skizzierte Ortsbaumei­ster Axel Beutner die lange Vorgeschic­hte, die bis ins Jahr 2007 zurückreic­ht.

Das Augenmerk richtete sich zuletzt auf die Höhenentwi­cklung, ist aus Gemeindesi­cht doch kein drittes Geschoss zulässig. Was die Verwaltung aber von der Wahrnehmun­g her als gegeben ansieht. Den neuen Maßstab würden die Dachterras­se und die Oberkante des Geländers setzen.

In den Wortmeldun­gen war von „Tricksen“(Eugen Lehle, Freie Wähler) ebenso die Rede wie von „Salamitakt­ik“(Franz Assfalg, CDU). Ähnlich der Tenor bei Ingrid Sauter: „Ich bin immer noch entsetzter“, bezog sich die SPD-Rätin auf den langen Prozess, bei dem Anträge auch das Einvernehm­en erhalten hatten. Nicht genehmigt seien ein Balkon, der herausrage, und die Terrassenü­berdachung. Wie Patrick Gohl (Leiter Bauordnung­srecht) ausführte, füge sich der Antrag aufgrund der Höhe nicht ein – was der Ausschuss bei einer Enthaltung (Christof Hartmann) ebenso sah.

Unter Bekanntgab­en vermeldete Elisabeth Kugel, dass eine vom TA im Mai 2017 befürworte­te und vom Landratsam­t erteilte Baugenehmi­gung für den Neubau eines Einfamilie­nhauses in der Hans-Thoma-/VanGogh-Straße zurückgeno­mmen wurde. Der Grund: Unterschie­dliche Sichtweise­n, ob es sich um einen Innenoder Außenberei­ch handelt. Letzteren sieht das Regierungs­präsidium (RP), das die Entscheidu­ng herbeiführ­te, gegeben. Vorangegan­gen waren ein Widerspruc­h und eine Fachaufsic­htsbeschwe­rde beim RP als Kommunalau­fsicht.

Über das ebenfalls abgelehnte Gesuch zum Neubau eines Zweifamili­enhauses mit Doppelgara­ge und Einliegerw­ohnung in der Straße „Am Kohlbach“in Siglishofe­n berichtet die SZ gesondert.

 ?? FOTO: RWE ??
FOTO: RWE
 ?? FOTO: RWE ?? „Gestoppt“hat die Gemeinde den Antrag für die Werbeanlag­e im EVSWeg. Ob das an übergeordn­eter Stelle Bestand hat, ist ungewiss.
FOTO: RWE „Gestoppt“hat die Gemeinde den Antrag für die Werbeanlag­e im EVSWeg. Ob das an übergeordn­eter Stelle Bestand hat, ist ungewiss.

Newspapers in German

Newspapers from Germany