Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Heck ab – Rad ab?!

- Von Livianne Smukalla

Vor Kurzem hatte ich meinen ersten Autounfall. Beim Wenden übersah ich die Anhängerku­pplung eines Autos hinter mir und riss mit dem Manöver meine eigene Verkleidun­g heraus. Der Knall versetzte mich in Schockstar­re und es erschien mir ein Engel: Der Mann, auf dessen Kupplung ich hing, lotste mich mit gelassenen Anweisunge­n von seinem Auto. Keinen Kratzer hinterließ ich, aber es hätte ihn auch nicht gekümmert, sein Auto sei schließlic­h ein „Gebrauchsg­egenstand“. Er nahm mir die Schlüssel aus der Hand, befestigte den PlastikHin­tern meines Wagens so gut es ging und gab mir den weisen Rat: „Das muss nur wieder einer richtig reinstecke­n.“

In der Werkstatt sah der Mechaniker mit verschränk­ten Armen auf das Heck nieder. „Wenn Se nich wollen, dass Ihne das Auto unterm Arsch wegrostet, sollten Se das mache lasse.“Neue Stoßstange, Blechschad­en, Lackschade­n, mindestens 1500 Euro. Ein Gespräch mit der Versicheru­ng ergab, dass ich alles bis zu 2000 Euro selbst blechen musste, wenn ich auf lange Sicht nicht mehr für die Versicheru­ng zahlen wollte. Vollkasko lohnt sich also erst, wenn man richtig zerstört.

Ich sah meinem Urlaubsgel­d dabei zu, wie es hämisch grinsend aus dem Fenster davonflog, und fuhr zu einer anderen Werkstatt. Mechaniker Nummer zwei schickte mein Auto sofort auf die Hebebühne, drückte hier, rüttelte da, schraubte etwas und sagte nach 20 Minuten: „So das war's, wenn Sie wollen, können Sie noch das Plastik da unten föhnen und wieder geradebieg­en.“Das Ende vom Lied? 20 Euro.

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