Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Adventskonzert der besonderen Klänge
„Carlas Saxaffair“interpretiert Weihnachtslieder in der St.-Georgs-Kapelle
TETTNANG - Eine volle St.-GeorgsKapelle war am Sonntag Ort für ein besonderes Klangerlebnis. Vier Saxofone brachten ein besonderes Klangerlebnis in weihnachtsgedudelgeplagte Gehörgänge. Erstaunlich, wie gut die jazzigen Interpretationen der einzelnen Grundmelodien zusammenpassten. Das dürfte vor allem dem Komponisten, Arrangeur, Musiklehrer an der Tettnanger Musikschule und Bandleader von „Carlas Saxaffair“zu verdanken sein: Wolfgang Eisele.
Ob eigenes Stück oder Klassiker, das nicht wirklich leise „Stille Nacht“durfte im 200. Jubiläumsjahr ebenso wenig fehlen wie „Süßer die Glocken nie klingen“, wo aus den Saxofonen doch tatsächlich Glocken herauszuhören waren. „Heavy Metal für die Seele?“, fragte Moderator und Bariton-Saxofonist Stefan Dudda den Glockenklang und stellte die Lieder, ausgewählt aus sechs Jahrhunderten, vor. Er fügte hinzu: „Um aktuell mit gülden glänzendem Blech weihnachtlich zu glänzen.“Zwischen den Stücken plauderte Dudda über Weihnachtslied-Superlativen oder weihnachtsmusikalische Besonderheiten, wie das kommerziellste vor dem Hintergrund des „ökonomisch genutzten Zeitabschnitts“oder das längste Weihnachtslied mit 156 Strophen.
Unplugged wäre passender
Dabei erfuhr das Adventspublikum auch Hintergründiges, Skurriles oder Historisches. Fein abgestimmt brachten sich mal im Chorus, mal als Duett oder im Ensemble auch Helmut Stegen am Tenorsaxofon oder Fritz Rebsein am Altosax gekonnt ein. Beim moderneren „Maria durch den Dornwald ging“fiel die Mischung aus Hauptstück und Interpretation besonders gelungen aus. Auch beim letzten Stück des Nachmittags, der Zugabe mit Hans Zollers „Stern über Bethlehem“, zeigte das Ensemble Klasse mit einer Interpretation samt Fußtambourin und passend hinterlegten Sounds zur Entstehungszeit Mitte der 1960er-Jahre.
Einziger Wermutstropfen: die in der überschaubaren Kapelle eher überflüssig wirkende Verstärkertechnik und eine LED-Mini-Bühnenbeleuchtung mit wenig weihnachtlicher Lichtstimmung. Da hätte man sich gewünscht, die Herren „unplugged“ und etwas stimmungsvoller beleuchtet zu erleben. Insgesamt war das Adventskonzert von „Carlas Saxaffair“eine höchst abwechslungsreiche und beeindruckende Vorstellung. Eine mutige Interpretation mit Jazzelementen, die vom Publikum mit viel Applaus bedacht wurde.
Indiz für die Begeisterung mag die lange Schlange von Interessenten beim CD-Verkauf für diese Weihnachtsmusik nach der Vorstellung gewesen sein. Eine anstehende ältere Dame sagte: „Toll, solch besondere Klänge habe ich in 70 Jahren nicht erlebt.“ Ihre Freundin ergänzte und brachte das Konzert auf den Punkt: „Die modernen Jazzelemente und die einmalige Kombination der Instrumente – samt Klangerlebnis eine wahrlich erfreuliche Abwechslung zum inzwischen allerorts üblichen Weihnachtsgedudel.“Aber wer oder wo „Carla“war, wird wohl ein anderes Mal ergründet werden müssen.