Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Spannungen um Kurdengebiete in Syrien
Türkei will Kurdenmiliz vertreiben – Russland sucht Abstimmung mit Damaskus
ISTANBUL - In Syrien nehmen die militärischen Spannungen nach der Ankündigung des amerikanischen Truppenabzuges zu. Sowohl die syrische Armee von Präsident Baschar al-Assad als auch die Türkei ziehen in der Nähe der nordsyrischen Stadt Manbidsch starke Verbände zusammen. Beide Parteien wollen das Vakuum füllen, das durch den Rückzug amerikanischer Soldaten aus der Gegend entstehen könnte.
Die Türkei bekräftigte ihre Entschlossenheit, die syrische Kurdenmiliz YPG aus der Grenzregion östlich des Euphrat zu vertreiben. Unterdessen griff die israelische Luftwaffe erneut Munitionsdepots proiranischer Kräfte in der Nähe von Damaskus an.
Die YPG, ein Partner der USA im Kampf gegen den „Islamischen Staat“(IS), hatte den IS vor zwei Jahren aus Manbidsch vertrieben und kontrolliert seitdem die Stadt, die rund 20 Kilometer südlich der türkischen Grenze liegt. Ankara betrachtet die YPG als syrischen Ableger der Terrororganisation PKK und strebt deshalb die Entfernung der Kurdenmiliz aus der Gegend auf der syrischen Seite der Grenze an. Der von US-Präsident Donald Trump vorige Woche verkündete amerikanische Truppenabzug aus Syrien bedeutet, dass die YPG einer türkischen Militärintervention schutzlos ausgeliefert wäre.
Obwohl die in Manbidsch stationierten US-Soldaten noch nicht abgezogen sind, hat die Kurdenmiliz die syrische Regierung und die russischen Militärs gegen die Türkei zu Hilfe gerufen. Die russische Armee hat in dem Dorf Arima westlich von Manbidsch laut Medienberichten ein Koordinationszentrum eingerichtet, um sich mit syrischen Regierungsverbänden beim Marsch auf die Stadt abzustimmen. Regierungstreue syrische Kommentatoren berichteten am Mittwoch, erste syrische Soldaten seien in den Außenbezirken von Manbidsch angekommen. Gleichzeitig rückten auch protürkische Rebellenverbände auf Manbidsch zu. Die Schlacht werde bald beginnen, sagte Rebellensprecher Jussef Hamud der Nachrichtenagentur Reuters. An der türkischen Grenze zu Syrien trafen zusätzliche Panzer ein.