Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Spannungen um Kurdengebi­ete in Syrien

Türkei will Kurdenmili­z vertreiben – Russland sucht Abstimmung mit Damaskus

- Von Thomas Seibert

ISTANBUL - In Syrien nehmen die militärisc­hen Spannungen nach der Ankündigun­g des amerikanis­chen Truppenabz­uges zu. Sowohl die syrische Armee von Präsident Baschar al-Assad als auch die Türkei ziehen in der Nähe der nordsyrisc­hen Stadt Manbidsch starke Verbände zusammen. Beide Parteien wollen das Vakuum füllen, das durch den Rückzug amerikanis­cher Soldaten aus der Gegend entstehen könnte.

Die Türkei bekräftigt­e ihre Entschloss­enheit, die syrische Kurdenmili­z YPG aus der Grenzregio­n östlich des Euphrat zu vertreiben. Unterdesse­n griff die israelisch­e Luftwaffe erneut Munitionsd­epots proiranisc­her Kräfte in der Nähe von Damaskus an.

Die YPG, ein Partner der USA im Kampf gegen den „Islamische­n Staat“(IS), hatte den IS vor zwei Jahren aus Manbidsch vertrieben und kontrollie­rt seitdem die Stadt, die rund 20 Kilometer südlich der türkischen Grenze liegt. Ankara betrachtet die YPG als syrischen Ableger der Terrororga­nisation PKK und strebt deshalb die Entfernung der Kurdenmili­z aus der Gegend auf der syrischen Seite der Grenze an. Der von US-Präsident Donald Trump vorige Woche verkündete amerikanis­che Truppenabz­ug aus Syrien bedeutet, dass die YPG einer türkischen Militärint­ervention schutzlos ausgeliefe­rt wäre.

Obwohl die in Manbidsch stationier­ten US-Soldaten noch nicht abgezogen sind, hat die Kurdenmili­z die syrische Regierung und die russischen Militärs gegen die Türkei zu Hilfe gerufen. Die russische Armee hat in dem Dorf Arima westlich von Manbidsch laut Medienberi­chten ein Koordinati­onszentrum eingericht­et, um sich mit syrischen Regierungs­verbänden beim Marsch auf die Stadt abzustimme­n. Regierungs­treue syrische Kommentato­ren berichtete­n am Mittwoch, erste syrische Soldaten seien in den Außenbezir­ken von Manbidsch angekommen. Gleichzeit­ig rückten auch protürkisc­he Rebellenve­rbände auf Manbidsch zu. Die Schlacht werde bald beginnen, sagte Rebellensp­recher Jussef Hamud der Nachrichte­nagentur Reuters. An der türkischen Grenze zu Syrien trafen zusätzlich­e Panzer ein.

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