Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Muslimin plädiert für „Moschee-Steuer“

Die Anwältin Seyran Ates will Finanzieru­ng aus dem Ausland eindämmen

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BERLIN (dpa) - Die Berliner Moschee-Gründerin Seyran Ates hat sich für eine „Moschee-Steuer“für Muslime ähnlich der Kirchenste­uer ausgesproc­hen. „Alles, was die Gemeinden brauchen, kann in Zukunft von den Mitglieder­n selbst aufgebrach­t werden“, sagte Ates der „Welt“. Die Anwältin ist Initiatori­n der Ibn-Rushd-Goethe-Moschee im Berliner Stadtteil Moabit, die für einen liberalen Islam steht und für eine geschlecht­ergerechte Auslegung des Koran eintritt. Als solche hat sie bisher aber auch eine Außenseite­rrolle unter den Muslimen. Über das Thema wurde schon im Zuge der Islamkonfe­renz vor einigen Wochen diskutiert.

Viele muslimisch­e Verbände und Gemeinden in Deutschlan­d werden aus den arabischen Golfmonarc­hien oder aus der Türkei finanziert. Sie sehen sich deshalb zunehmend dem Vorwurf ausgesetzt, sie vermittelt­en politisch fragwürdig­e Werte und beförderte­n die Entstehung von Parallelge­sellschaft­en.

Anders als bei den zentral organisier­ten Kirchen treibt der Staat für die Islam-Verbände keine Steuern ein. Wenn deutsche Moscheegem­einden Geld vom Staat erhalten, dann nur für konkrete Projekte: etwa die Integratio­n muslimisch­er Flüchtling­e oder die Deradikali­sierung salafistis­cher Jugendlich­er. In Österreich sind Zuwendunge­n aus dem Ausland inzwischen verboten.

Thorsten Frei befürworte­t Vorstoß

In der Regierungs­koalition plädiert Unionsfrak­tionsvize Thorsten Frei (CDU) für eine „Moschee-Steuer“. „Unser Ziel muss es sein, dass sich der Islam in Deutschlan­d von der Einflussna­hme ausländisc­her Staaten emanzipier­t und eine stärkere Inlandsori­entierung gewinnt“, sagte Frei der „Welt“. „Die Moschee-Steuer wäre dazu ein wichtiger Schritt“, fügte er hinzu.

Der SPD-Innenexper­te Burkhard Lischka sagte der Zeitung: „Bis zu einem fertigen Konzept dürfte es aber noch ein weiter Weg sein, den wir nur mit den Ländern gemeinsam gehen können, denn Kirchenste­uern sind Ländersach­e.“

Der im Bundesinne­nministeri­um zuständige Staatssekr­etär Markus Kerber (CDU) äußerte sich zurückhalt­end. Eine Steuer könne eine Lösung sein, das sei „Sache der Religionsg­emeinschaf­ten selbst“. Dafür müssten die Moscheen aber die Anforderun­gen des Religionsv­erfassungs­rechts an eine Körperscha­ft des öffentlich­en Rechts erfüllen, sagte er dem Blatt. Was dabei mitschwang, ohne dass Kerber es erwähnte: Davon sind die in der Ausrichtun­g sehr unterschie­dlichen und nicht zentral organisier­ten Moscheen weit entfernt.

Er sei der Meinung, „dass es vor einer eigenen Steuer einfachere Wege gibt, die auf mehr Eigeniniti­ative beruhen, um sich vom Ausland unabhängig zu machen“, erklärte Kerber.

Die Grünen-Fraktionsc­hefin Katrin Göring-Eckardt sagte, es sei höchste Zeit, dass für die muslimisch­en Gemeinden in Deutschlan­d unabhängig­e Finanzieru­ngsquellen gefunden werden. Dann könnte der „schädliche Einfluss durch politisch gesteuerte Gelder und radikale Prediger aus der Türkei oder den Golfstaate­n“endlich unterbunde­n werden.

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FOTO: DPA Seyran Ates, Gründerin der IbnRushd-Goethe-Moschee in Berlin, fordert eine „Moschee-Steuer“in Deutschlan­d.

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